Sich bewahren
„Wir wissen, dass jeder, der aus Gott geboren ist, nicht sündigt; sondern der aus Gott Geborene bewahrt sich, und der Böse tastet ihn nicht an“ (1. Joh 5,18).
Um die Briefe des Johannes zu verstehen, ist es unbedingt notwendig zu beachten, dass er sich an solchen Stellen wie der oben genannten auf den Charakter der neuen Natur beschränkt und dabei alle anderen Sichtweisen ausschließt. Er vergisst dabei nicht einen Moment lang, dass der Gläubige zwei Naturen hat (1. Joh 1,8) oder dass er in Sünde fallen kann (1. Joh 1,6). Doch in abstrakter und damit absoluter Weise stellt er fest, dass ein solcher nicht sündigt, weil er nur an das denkt, was aus Gott geboren ist (vgl. 1. Joh 3,9). „Jeder, der aus Gott geboren ist, sündigt nicht.“
Das erklärt auch das, was darauf folgt: „Der aus Gott Geborene bewahrt sich“. Das heißt, er handelt entsprechend seiner Natur, nämlich der neuen Natur. Nicht, dass der Gläubige nicht manchmal versäumt, wachsam zu sein. Doch als Folge davon, dass er aus Gott geboren ist, wird er sich bewahren – wenn man allein die neue Natur betrachtet, wie sie der Sünde entgegengesetzt ist und jede Versuchung als etwas meidet, das ihr zuwider ist.
Dann fährt der Schreiber fort: „Und der Böse tastet ihn nicht an.“ Satan ist in der Tat machtlos gegenüber einem Kind Gottes, wenn es sich bewahrt. Er mag kommen, wie er es bei unserem geliebten Herrn getan hat. Er kann ausprobieren, durch seine Verlockungen auf jedem erdenklichen Weg Eingang in die Seele zu finden; aber er wird keinen Erfolg haben, wenn der aus Gott Geborene auf der Hut ist. Er kann nicht in den Bereich eindringen, wo das Kind Gottes in Abhängigkeit und Gehorsam bleibt. Er wird versuchen, den Gläubigen dazu zu verleiten, außerhalb dieses Bereichs zu kommen; aber er kann niemand etwas anhaben, der sich selbst in dem „Bereich der Abhängigkeit“ bewahrt. Und wir erinnern den Leser nochmal daran, dass aus Sicht des Apostels jeder aus Gott Geborene sich so bewahrt. Denn in der von Gott durch die Neugeburt empfangenen Natur kann es keinen Anknüpfungspunkt für die Sünde oder für Satan geben, sondern nur tiefste Abscheu gegenüber beidem (vgl. Joh 14,30).
