Fragen und Antworten

Frage: Wird durch die Lehre vom Schlaf der Seele nach dem Tod die Person und das Werk Christi verunehrt?

Antwort: Indirekt verunehrt jeder Irrtum Christus, jedoch müssen wir stets zwischen hartnackig festgehaltenem Irrtum und Missverständnissen über die Lehre der Schrift unterscheiden Die Lehre, daß die Seele nach Eintritt des Todes schlafe, beruht zum großen Teil auf einem Mißverstehen alttestamentlichen Sprachgebrauchs Viele Bibelübersetzungen, auch die New Translation von UND, geben 5. Mose 31,16 und ähnliche Stellen (2. Sam 7,12 u a m) wie folgt wieder „Wenn du bei deinen Vätern schlafen wirst “ Aber das hebräische Wort, das hier verwendet wird, ist nicht das eigentliche Wort für „schlafen“, sondern für „sich niederlegen“, „sich schlafen legen“ In derartigen Stellen bezieht es sich auf den Leib, der ins Grab gelegt wird.

Davon zu unterscheiden ist der Ausdruck „versammelt werden zu seinen Volkern“ oder „Vätern“, der sich auf die Seele und nicht auf den Leib bezieht Dieser Ausdruck wird in 1. Mose 25,8 von etwas benutzt, was dem Tod folgt, und in 2. Kön 22,20 von etwas, was dem Begräbnis vorausgeht So sollten wir sorgfältig eine Verwechslung dieser Ausdrücke vermeiden

Vorsicht ist auch bei der Deutung der bildhaften Sprache der Schrift geboten, wenn sie von „Scheol“ und „Hades“ redet, z B indes 14,9-1 Sund Luk 16,19-31 Diese Ausdrucke bezeichnen in allgemeiner Weise den Ort und Zustand abgeschiedener Geister – nicht die Hölle Demgegenüber sagen uns Phil 1,23 und 2. Kor 5,8 ausdrücklich, daß, wenn Gläubige m der jetzigen Zeit abgerufen werden und heimgehen, sie „bei Christus“ und „einheimisch bei dem Herrn“ sind

Wir möchten noch bemerken, daß das Wort „Paradies“ auf drei verschiedene Dinge Bezug hat:

1) auf den Garten Eden Die Septuaginta, d.i. die griechische Übersetzung des (Hebräischen) Alten Testaments, eine Übersetzung, die der Herr Jesus und die neutestamentlichen Schreiber fast durchweg zitieren, benutzt m 1. Mose 3 für „Garten“ dieses Wort (paradeisos),

2) auf den Ort der abgeschiedenen Geister der Gerechten (Luk 23,43 und wahrscheinlich auch 2. Kor 12,4),

3) auf den Himmel als die endgültige Wohnstätte der Heiligen (Offbg 2,7)

Dieser dreifache Gebrauch des Wortes „Paradies“ ist sehr kostbar Der Mensch war als Sünder aus dem ersteren vertrieben worden, ist er aber durch Gnade errettet worden, findet er in seinem Tode im zweiten Zuflucht und hat endgültig Eintritt m das Paradies Gottes – in jene Stadt der auferweckten Heiligen, das neue Jerusalem, mit seinen Mauern, seinem Strom und Baum des Lebens.

Frage: Ist im Licht von Römer 1,20; Apostelgeschichte 4,12 und Hesekiel 3,18 der Schluß zulässig, daß diejenigen, die nie das Evangelium gehört haben, „ewiges Verderben vom Angesicht des Herrn und von der Herrlichkeit seiner Stärke“ (2. Thes 1,9) erleiden werden?

Antwort: Der Apostel spricht in 2. Thessalonicher 1,7-9 von zwei Gruppen von Menschen, die bei der Offenbarung des Herrn Jesus gerichtet werden: (1) diejenigen, die Gott nicht kennen; das sind die götzendienerischen Heiden (1. Thes 4,5); und (2) jene, die dem Evangelium unseres Herrn Jesu Christi nicht gehorchen. Diese zweite Klasse umfaßt die Ungläubigen und Ungehorsamen (Rom. 2,5. 8. 9), die deswegen verantwortlich sind, weil sie das Evangelium gehört, ihm aber nicht gehorcht haben (Rom. 10,14).

Die Schriftstellen, die Sie anführen, haben eine allgemeine Bedeutung. Römer 1,20 stellt fest, daß die Nationen unentschuldbar sind, wenn sie das Zeugnis, das die erschaffenen Dinge von der ewigen Kraft und Göttlichkeit des Schöpfers geben, mißachten. Apostelgeschichte 4,12 bezeugt, daß es nur einen Namen unter dem Himmel gibt, in dem die Menschen Heil finden können. Hesekiel 3,18 legt die ernste Verantwortung auf den Propheten Hesekiel, die Gesetzlosen vor Gottes nahendem Gericht zu warnen.

W.J.H.

Einordnung: Ermunterung + Ermahnung, Jahrgang 1984, Seite 346

Stichwörter: Seelenschlaf