Ein kostbares Vermächtnis

Als der Herr Jesus Seine letzten Worte im Obersaal zu Seinen Jüngern redete, hinterließ Er ihnen ein überaus kostbares Vermächtnis: „Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch.“ Wir müssen den Unterschied zwischen dem Frieden, den Er hinterließ, und dem Frieden, den Er gibt, beachten. Letzteren nennt Er „meinen Frieden“. Kolosser 1,20 sagt uns, daß Er durch das Blut Seines Kreuzes Frieden gemacht hat. Und in Römer 5,1 lesen wir: „Da wir nun gerechtfertigt worden sind aus Glauben, so haben wir Frieden mit Gott durch unseren Herrn Jesus Christus.“ Friede mit Gott ist die Hinterlassenschaft, ist das Ergebnis Seines Todes für alle die, die an Ihn glauben. Es ist der Friede, den Er gemacht hat und den wir nicht machen oder aufrechterhalten können. Er ist als die Gabe der Gnade unser – ein Friede, der nie ungültig gemacht werden kann.

Aber es gibt auch den Frieden Gottes, von dem Philipper 4,7 redet. Dieser Friede Gottes ist dasselbe wie der Friede, den der Herr Jesus den Seinen zu geben verheißt; es ist Sein Friede. Während der Friede mit Gott das Ergebnis dessen ist, daß man Christus als seinen Heiland angenommen hat, ist „Sein Friede“ von Gehorsam Ihm gegenüber und von Gemeinschaft mit Ihm abhängig. Der Heilige Geist ist gegeben, damit Er in dem Gläubigen wohne und ihn befähige, „Seinen Frieden“ zu kennen und zu genießen. Der Friede Gottes ist jener Friede, den Gott in der Ruhe Seines Seins und Wesens besitzt; und weil Christus als Mensch stets in Übereinstimmung mit Gott war, erfüllte Ihn stets dieser Friede, der durch nichts gestört oder auch nur getrübt werden konnte. Ruhig und gelassen stand Er im Hof des Kajaphas und in dem Prätorium des Römers Pilatus. Überall in Seinem Leben sehen wir diese Ruhe und Gelassenheit. Als die Wellen das Schifflein zu füllen begannen und die Jünger vor Furcht schrien, kannte Er keine Unruhe oder gar Furcht: In vollkommenem Frieden schlief Er auf dem Kopfkissen. Als sie Ihn an einem der Bergabhänge hinabzustürzen suchten oder als sie Ihn steinigen wollten, blieb Er völlig in Ruhe. Er vertraute Gott und kannte von allem den Ausgang. Daher dieser majestätische Friede in Ihm.

Die Verheißung, die der Herr hier Seinen Jüngern gab, sehen wir zu Beginn der Geschichte der Versammlung auf Erden verwirklicht. Sie befähigte die Apostel, furchtlos und unbeweglich vor den sie bedrohenden jüdischen Autoritäten zu stehen und zu zeugen. Sie gab Stephanus inmitten des Steinhagels seiner erbitterten Feinde eine himmlische Ruhe. Auch Petrus besaß „Seinen Frieden“ und schlief ruhig im Gefängnis. Paulus und Silas sangen, vom Frieden Gottes erfüllt, um Mitternacht Loblieder, und Paulus blieb inmitten des wütenden Pöbels in Jerusalem ebenso gelassen wie bei der Überfahrt nach Rom, als das Schiff zu zerbersten drohte. Es war Sein Friede, der Millionen von Märtyrern aufrecht hielt und sie befähigte, mit Lobliedern auf den Lippen dem Rachen der Löwen entgegenzusehen.

Das also ist Sein kostbares Vermächtnis. Auch wir können uns in allen Umständen, mögen sie uns noch so sehr auf die Probe stellen, dieses Friedens erfreuen, wenn wir bereit sind, Seinen Willen zu tun, wenn wir in Ihm ruhen. Nehmen wir die schlichten und lieblichen Worte in Philipper 4 zu Herzen: „Seid um nichts besorgt, sondern in allem lasset durch Gebet und Flehen mit Danksagung eure Anliegen vor Gott kundwerden; und der Friede Gottes, der allen Verstand übersteigt, wird eure Herzen und euren Sinn bewahren in Christo Jesu“!

A.C.G.

Einordnung: Ermunterung + Ermahnung, Jahrgang 1986, Seite 65

Bibelstellen: Rö 5, 1; Phil 4, 7

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