Joseph

Kapitel 8: Dienst (1. Mo 45,9-24, Fortsetzung)

Die Kraft zum Dienst

Wenn wir die Geschichte Josephs weiterverfolgen, entdecken wir neue, wertvolle Belehrungen für den Diener des Herrn. Die Botschaft ist vollständig und deutlich, aber es genügt nicht, mit einer Botschaft nur vertraut zu sein, sondern der Diener muß auch vollständig ausgerüstet sein, um die Botschaft überbringen zu können. Die Jünger, die der Herr zu predigen beauftragte, sollten warten, bis sie Kraft aus der Höhe empfangen hatten. Der Herr sagte: „Aber ihr werdet Kraft empfangen, wenn der Heilige Geist auf euch gekommen ist; und ihr werdet meine Zeugen sein“ (Lk 24,49; Apg 1,8).

Die Kraft, in der sie zu dienen haben, kommt von der Person, die ihnen den Auftrag gibt, und von dem Platz der Erhöhung, den diese Person einnimmt. Wird das nicht durch die Geschichte Josephs angedeutet? Es heißt: „Nehmet euch aus dem Lande Ägypten Wagen für eure Kinder und für eure Weiber und holet euren Vater und kommet“ (V 19). Sie wurden mit neuer Kraft versehen, ihren Weg zu ziehen. Und die Kraft, die sie zurück nach Kanaan führte, war die gleiche, mit der sie ihren Vater zu Joseph bringen sollten. So lesen wir: „Joseph gab ihnen Wagen“ (V 21).

Die Bedingungen zum Dienst

Außerdem sagt Joseph: „Laßt es euch nicht leid sein um euren Hausrat“ (V 20). Es gibt Dinge, die wir von Natur aus besitzen: Die Ausdrucksweise, die menschliche Weisheit und fleischliche Mittel und Wege, die dem natürlichen Menschen gefallen. Der Apostel sagt jedoch: „Meine Rede und meine Predigt war nicht in überredenden Worten der Weisheit, sondern in Erweisung des Geistes und der Kraft“, und: „Wir kämpfen nicht nach dem Fleische, denn die Waffen unseres Kampfes sind nicht fleischlich“ (1. Kor 2,4; 2. Kor 10,3.4). Im Dienstdes Herrn ist das, was nur fleischlich ist, weder zu beachten noch zu beklagen. Die Botschaft ist zu wichtig, als daß wir sie mit der Schwäche fleischlicher Methoden und der Leichtfertigkeit natürlicher Redegewandtheit überbrächten.

Die Vorkehrungen für den Dienst

Zudem hätten die Brüder die Vorkehrungen Josephs geringgeachtet, wenn sie auf ihren eigenen Hausrat zurückgegriffen und ihn für ihren Dienst verwendet hätten. Ihr Verhalten würde ausdrücken, daß die Vorkehrungen Josephs für seinen Auftrag nicht genügen. Joseph kann jedoch sagen: „Das Beste des ganzen Landes Ägyptens soll euer sein“, und entsprechend gibt er ihnen „Zehrung für den Weg“ (V 20. 21). Indem sie ihren Dienst für Joseph ausführten, wurden sie von dem Besten des Landes, von dem sie ausgingen, gestärkt, das sie von Dem, der sie gesandt hatte, empfangen hatten. Im Dienst für den Herrn ist es in diesen Tagen der Gnade keineswegs anders. Er hat uns mit allem ausgerüstet, um Seinen Dienst ausführen zu können, und es ist deshalb eine Geringschätzung Seiner Vorsorge, wenn wir menschliche Überlegungen in den Dienst hineinbringen. Wenn wir so handeln, geben wir zum Ausdruck, daß der Heilige Geist und geistliche Mittel für den Dienst des Herrn nicht ausreichend sind. Hüten wir uns deshalb, unseren „Hausrat“ zu berücksichtigen und Seine Vorsorge zu mißachten. Erinnern wir uns immer der Worte dessen, der in den Augen der Welt ein ungebildeter und ungelehrter Mann war, aber sagen konnte: „Da seine göttliche Kraft uns alles in betreffs des Lebens und der Gottseligkeit geschenkt hat“ (2. Pet 1,3).

Die Hindernisse im Dienst

Wir können auch lernen, daß der Diener im Dienst für den Herrn nicht nur mit „geistlichem Rüstzeug“ versehen wird, sondern auch für seine irdischen Bedürfnisse von dem Herrn abhängig ist. Von dem Augenblick an, da sie den Dienst begonnen hatten, bis zu dem Tag ihrer Rückkehr wurden sie durch die Vorsorge Josephs erhalten. Sie wurden nicht durch die Menschen versorgt, zu denen sie gingen, sondern durch die Person, von der sie kamen. Wie es scheint, benutzten sie nicht die Dinge Jakobs, um das Werk Josephs auszuführen. So lesen wir auch im Neuen Testament von solchen, die für den Namen ausgegangen sind, und sie „nehmen nichts von denen aus den Nationen“ (3. Joh 7).

Das Vorrecht des Dienstes

Aber so gesegnet das alles ist, ist es doch nicht genug im Dienst für den Herrn. Wenn der Dienst wirksam sein soll, dann muß das Leben des Dieners in Übereinstimmung mit der Botschaft sein, die er überbringt. Diese wichtige Wahrheit wird in eindrucksvoller Weise durch das Handeln Josephs mit seinen Brüdern vorgestellt. Er versorgte sie nicht nur für den Weg, denn wir lesen: „Er gab ihnen allen, einem jeden, Wechselkleider“ (V 22). Sie sollten nicht nur eine Botschaft über die Herrlichkeit Josephs überbringen, sondern selbst Zeugen der Veränderung sein, die die Herrlichkeit bewirkte. Und wie wir gesehen haben, wurden die Apostel nicht nur ausgesandt, um Christus zu verkünden, sondern sollten auch selbst Zeugen für Christus sein. „Ihr werdet meine Zeugen sein.“ Paulus schreibt: „Da ihr den alten Menschen mit seinen Handlungen ausgezogen und den neuen angezogen habt, der erneuert wird zur Erkenntnis nach dem Bild dessen, der ihn erschaffen hat“ (Kol 3,9. 10). Es ist unser Vorrecht und unsere Verantwortung, die Veränderung äußerlich zu offenbaren, indem wir das Wesen Christi in allen seinen lieblichen Zügen darstellen – herzliches Erbarmen, Güte, Demut, Milde, Langmut, Geduld, Vergebung, Liebe (Kol 3,12. 13).

Die Gefahr im Dienst

Zuletzt sendet Joseph seine Brüder mit dem warnenden Wort aus: „Erzürnet euch nicht auf dem Wege“ (V 24). (Anm. des Übersetzers: Im Englischen bedeutet das Wort „entzweit“ oder „streitet“ euch nicht).

In jenen letzten Worten im Obersaal, als der Herr Seine Jünger ausrüstet, um Seine Zeugen zu sein, ermahnt Er sie dreimal, einander zu lieben (Joh 13,34; 15,12. 17).

Ach, wir haben uns entzweit auf dem Weg. Die Galater entzweiten sich auf dem Weg durch ihre Gesetzlichkeit, denn der Apostel muß sagen: „Wenn ihr aber einander beißet und fresset…“ (Gal 5,15). Die Korinther haben sich entzweit auf dem Weg durch ihre Fleischlichkeit, denn der Apostel schreibt: Es sind „Streitigkeiten unter euch“ (1. Kor 1,11).

Und so wie es am Anfang war, so war es die ganzen Jahrhunderte mit denen, die bekennen, ein Zeugnis für Christus auf dieser Erde zu sein. Wenn uns die Liebe ausfüllen würde, dann gäbe es keinen Raum für Gesetzlichkeit noch für Fleischlichkeit, um Diener Christi zu entzweien und ihren Dienst für den Herrn zu beeinträchtigen.

(Wird fortgesetzt) H. S.

Einordnung: Ermunterung + Ermahnung, Jahrgang 1988, Seite 28

Bibelstellen: 1Mo 45, 9-24

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