Sein Name wird an ihren Stirnen sein

Offenbarung 22,4

Wer sind diese Heiligen in Offenbarung 22, von denen gesagt wird, daß Sein Name an ihren Stirnen ist, und was bedeutet dieser Ausdruck? Nun, es sind verherrlichte Heilige, und sie sind offenbar von den Heiligen in Kapitel 14 zu unterscheiden.

Von jenen lesen wir in Kapitel 14,1 einen ähnlichen, allerdings erweiterten Ausdruck: „Und ich sah: und siehe, das Lamm stand auf dem Berge Zion und mit ihm hundertvierundvierzig tausend, welche seinen Namen und den Namen seines Vaters an ihren Stirnen geschrieben trugen.“ Daß diese Gruppe einen Platz besonderer Segnung einnimmt, geht aus dem Zusammenhang hervor. Auch beweist dies die ausdrückliche Feststellung, daß sie „dem Lamme folgen, wohin irgend es geht“. Wenn wir fragen, wer diese sind, wird es uns weiterhelfen, die Bedeutung des geschriebenen Namens zu verstehen, der an ihren Stirnen ist. Es handelt sich nämlich um irdische, nicht um himmlische Heilige. In dem vorhergehenden Kapitel wird uns erlaubt, einen Einblick in die schreckliche Macht Satans zu erhalten, die er in dem Menschen der Sünde – dem Antichristen – ausübt. Diese Verkörperung des Bösen will alle, die sich in dem Bereich seiner Herrschaft befinden, veranlassen, ein Malzeichen an ihre rechte Hand oder ihre Stirn anzunehmen als Zeichen ihrer Treue gegenüber dem „Tier“. Es mag scheinen, als hätte das Böse vollständig triumphiert.

Aber der Beginn von Kapitel 14 zeigt uns eine Menge, die, erlöst von der Erde und während der ungehinderten Regierung des Bösen, mit der Herrlichkeit des Lammes in bezug auf sein irdisches Königreich verbunden ist. Wenn wir uns außerdem daran erinnern, daß es Jerusalem ist, wo der Antichrist die ihm übertragene Macht ausübt, ist es offensichtlich, daß die Gemeinschaft derer, die mit dem Lamm auf dem Berg Zion sind, aus jüdischen Heiligen besteht – Heiligen, die siegreich durch das flammende Feuer des „Schreckens Jakobs“ hindurchgebracht worden sind, die Zeit der großen Drangsal, dergleichen seit Anfang der Welt bis jetzt nicht gewesen ist, noch je sein wird.

Es reicht jedoch nicht aus zu sagen, daß es jüdische Heilige sind; denn wir lesen von anderen hundertvierundvierzigtausend in Kapitel 7, zusammengesetzt aus zwölftausend von jedem Stamm. Diese Zahl steht symbolisch für die Summe aller Auserwählten aus Israel; aber diejenigen unseres Kapitels sind von der Herrschaft des Antichristen erlöst worden. Da zu dieser Zeit nur die beiden Stämme im Land sind, ist es daher eine andere symbolische Zahl, die auf solche Gläubigen hinweist, die durch Gnade vor dem Nachgeben gegenüber den Ansprüchen und Gewalttaten des Antichristen bewahrt worden sind. Es sind in der Tat die Treuen aus Juda und Benjamin, die nun ihre herrliche Belohnung durch die Gemeinschaft mit dem Lamm in Seiner Erhöhung erhalten. Gerade diese Zahl (wie in Kap. 7), zwölf mal zwölf, spricht verstärkt von dem Gedanken der Vollkommenheit in der Regierungsverwaltung und daher von der vollkommenen Regierung des Messias. Es ist eine unverhüllte Szene der Freude und Segnung, die strahlende Verheißung von dem Ausgang aller Wege Gottes in Herrschaft und Gnade, die uns zu sehen erlaubt ist, bevor der verheerende Sturm des Gerichts über ein abtrünniges Volk und eine rebellische Welt hereinbricht.

Was ist nun die Bedeutung Seines Namens und des Namens Seines Vaters auf den Stirnen dieser gesegneten Gemeinde in Kapitel 14? Wir haben bereits gesehen, daß die Menschen jener Zeit alle dahin gebracht werden, das Zeichen des Tieres auf ihre rechte Hand oder an ihre Stirn anzunehmen als Zeichen ihrer Anerkennung der satanischen Herrschaft, um sich so die Vorrechte in seinem Reich zu sichern. Indem die erlöste Schar den Namen des Lammes an ihren Stirnen hat, verkündigen sie als „Erstlinge Gott und dem Lamme“, daß sie zu ihrem herrlichen Messias gehören und daß sie inmitten beispielloser Drangsale in den Tagen der Finsternis und der Verfolgung, durch die sie hindurchgebracht worden sind, ihre Treue zu Ihm beibehalten haben. Einst gehaßt und vielleicht bis zum Tode gefoltert, werden sie nun öffentlich bekannt gemacht und geehrt mit besonderen Zeichen der Gunst und Billigung durch Ihn, um dessentwillen sie gelitten haben. Ergänzend dazu tragen sie des Vaters Namen; denn durch ihr offenes Bekenntnis Gottes und des Lammes waren sie Zeugen davon und hatten gelitten, wie Christus in Seinem Leben gelitten hat.

Wir wechseln nun über zu einer anderen Szene. Das, was wir gerade betrachtet haben, spielt sich auf der Erde, auf dem Berg Zion ab. Es ist wahr, daß die heilige Stadt in Kapitel 22 in ihrer Beziehung zum tausendjährigen Reich auf der Erde gezeigt wird; denn es wird gesagt, daß die Blätter des Baumes des Lebens zur Heilung der Nationen sind.

Wenn wir aber zur Beschreibung der Glückseligkeit ihrer Bewohner kommen, sind diese Charakterzüge notgedrungen ewig. Es ist auffallend, daß der ewige Zustand, wie er in Kapitel 21,1-5 geschildert wird, aus der Sicht der Tröstung darüber dargestellt wird, was „nicht mehr sein wird“ – „der Tod wird nicht mehr sein, noch Trauer, noch Geschrei, noch Schmerz wird mehr sein“ -, während wir in der himmlischen Stadt eher das haben, was wir tatsächlich besitzen und dessen wir uns erfreuen werden.

Aber trotzdem muß daran erinnert werden, daß es sich auch hier nicht um das Vaterhaus handelt; denn in Übereinstimmung mit dem Charakter des ganzen Buches geht es hier nur um Regierung (vgl. Kapitel 22,3); und in der Tat werden die Erlösten hier als Knechte gesehen. Es ist nützlich, diese Unterscheidungen zu beachten; und wir werden daran erinnert, daß die verschiedenen Seiten der Glückseligkeit der Erlösten miteinander in Übereinstimmung gebracht und verbunden werden müssen, um in einem gewissen Maße zu verstehen, was Gott für Sein Volk bereithält, wenn alle Seine Absichten erfüllt sind.

Drei Dinge nun sind es, die die Stellung der himmlischen Bürger kennzeichnen: „Und seine Knechte werden ihm dienen; und sie werden sein Angesicht sehen; und sein Name wird an ihren Stirnen sein.“ Es mag hierbei daran gedacht werden, daß sie Ihm auf der Erde gedient haben. Tatsächlich haben Ihm viele von ihnen demütig gedient, so wie Paulus befähigt war zu sagen: „Ich nehme keine Rücksicht auf mein Leben, als teuer für mich selbst, auf daß ich meinen Lauf vollende und den Dienst, den ich von dem Herrn Jesus empfangen habe, zu bezeugen das Evangelium der Gnade Gottes“ (Apg 20,24). Aber welche Ausdauer, geistliche Energie, welch klarer Blick Paulus und andere auf der Erde auch gekennzeichnet haben mögen, ihr Dienst war niemals vollkommen. Es gab nur Einen, den vollkommenen Diener, der sagen konnte: „Ich tue allezeit das ihm Wohlgefällige.“ Im Himmel, im neuen Jerusalem, wird jedoch jeder einzelne der unzähligen Schar der Erlösten völlig und in jeder Hinsicht dem Willen Gottes entsprechen. Wenn daher gesagt wird: „Seine Knechte werden ihm dienen“, bedeutet das, daß sie entsprechend der Vollkommenheit der Gedanken Gottes dienen werden.

Sie werden Sein Angesicht sehen. Sie werden sich ungehindert und in vertrautem Umgang Seiner Gegenwart erfreuen und werden Christus sehen, wie Er ist, werden im Angesicht Christi Gott schauen und werden fähig sein, sich der seligen Vorausschau zu erfreuen, welche die Quelle all ihres Glücks und ihrer ewigen Freude sein wird. Oh, für immer Sein Angesicht anzublicken und all die gesammelten Strahlen Seiner Herrlichkeit zu sehen!

Endlich, und das ist ja unser besonderer Gegenstand, „wird sein Name an ihren Stirnen sein“. Wenn Sein Name an ihren Stirnen ist, redet das davon, daß sie Sein Eigentum sind. Sie gehören Christus. Das drückt ohne Frage viel aus, denn Sein zu sein ist wirklich die Summe ewiger Glückseligkeit, da es uns in immerwährende Verbindung mit Ihm bringt, sowohl jetzt als auch im Himmel selbst. Jedoch gibt es noch einen anderen Gedanken. In Kapitel 14 ist der Name „geschrieben“ an ihren Stirnen. Hier wird nur gesagt, daß er dort ist. Wir schließen aus diesem Unterschied, daß hier der vorrangige Gesichtspunkt in der moralischen Einheit mit Dem liegt, dessen Namen sie tragen. Wie wir wissen, steht der „Name“ dafür, was eine Person ist. Daher beziehen wir es hier darauf, daß die völlige Gleichheit zu Christus auf der Stirn jedes Erlösten dargestellt wird.

Daß alle Erlösten dem Bilde des Sohnes gleichförmig sein werden, lernen wir aus einer anderen Schriftstelle (Röm 8,29). Und hier wird uns erlaubt, es erfüllt zu sehen. Welche Freude, mit aller Ehrfurcht gesagt, wird es für den Herrn selbst sein, wenn Er die unzähligen Scharen Seiner verherrlichten Heiligen überblickt und die Widerspiegelung Seiner eigenen Herrlichkeit auf ihrem Angesicht sieht! Dies hilft uns, tiefer in die Worte des Propheten einzudringen: „Von der Mühsal seiner Seele wird er Frucht sehen und sich sättigen.“ Dann wird in der Tat Christus den Schauplatz ausfüllen. Das Alte ist für immer vergangen, und alles ist neu geworden. Dann wird Christus, nicht allein für den Glauben wie jetzt, sondern in Wirklichkeit alles für die Seinen sein, und zwar in vollkommener und unverhüllter Offenbarung Seiner Herrlichkeit Ihm sei alles Lob, jetzt und in alle Ewigkeit!

E. D.

Einordnung: Ermunterung + Ermahnung, Jahrgang 1988, Seite 268

Bibelstellen: Offb 22, 4