Fragen und Antworten
Teilhaftig des Heiligen Geistes
Frage: Hebräer 6,4 sagt, daß jemand des Heiligen Geistes teilhaftig geworden sein und doch abfallen kann (Ende Vers 5). Bedeutet dies, daß ein Kind Gottes eben doch verlorengehen kann? Nicht nur mir, glaube ich, macht diese Stelle ernste Schwierigkeiten.
Antwort: Dieses Bibelwort ist eine Warnung für jeden, der sich zum Christentum bekennt, unabhängig davon, ob es sich um einen echten (gläubigen) oder unechten (ungläubigen) Bekenner handelt. Solche Stellen haben wir mehrfach in der Heiligen Schrift. In der letzten Konsequenz beziehen sie sich auch nicht auf wahre Kinder Gottes. Trotzdem will Gott, daß auch sie die darin enthaltenen Warnungen auf sich anwenden. Wir müssen uns immer darüber im klaren sein, daß Gott in Seiner Macht die Seinen durch Glauben bewahrt (1. Pet 1,5). Das will sagen, Er bewahrt sie sittlicherweise, durch Glauben nämlich, und nicht durch die Abwendung der Gefahren. Deswegen stellt Er ihnen zu ihrer Bewahrung zuweilen den Weg und das Ende derer vor, die Ihn nicht wahrhaft kennen.
Damit will Er nicht im geringsten irgendeinen Zweifel an ihre eigene Errettung erwecken. Hat Er doch in Seinem Wort ganz klare Stellen wie Johannes 10,27-29; 5,24; Römer 8,38.39 gegeben, die keiner Auslegung bedürfen und unmißverständlich von der ewigen Sicherheit eines Kindes Gottes reden Unmöglich kann ein anderer Teil des Wortes Gottes diesen Aussagen widersprechen. Und das ist das erste, was ich Ihnen sagen möchte: So wie sich ein Baum durch seine Wurzeln im Erdreich festen Halt verschafft, so halten auch Sie mit den Wurzeln Ihres Glaubens an den unverbrüchlichen Zusagen Gottes fest! In dem Maße, wie wir mit den Gedanken Gottes vertrauter werden, werden wir dann nach und nach erkennen, daß alles in Gottes Wort in wunderbarer Übereinstimmung ist, auch solche schwierigen Stellen, die uns zu Anfang so viel Not bereiteten.
Es bestand unter den gläubigen, träge gewordenen Hebräern die Gefahr, daß sie, da sie unverändert an den religiösen Formen des Judentums festhielten, denen unter ihnen folgen könnten, die sich ganz vom Christentum abwenden wollten, um wieder zum Judentum zurückzukehren. Von diesen offensichtlich unbekehrten Bekennern wird in diesem Abschnitt ab Vers 4 gesprochen. Und wenn am Ende von Vers 5 von ihrem Abfall geredet wird, wird damit keineswegs ein mögliches Versagen eines Kindes Gottes beschrieben, sondern der direkte Abfall vom Christentum, das völlige Aufgeben alles dessen, was in Wahrheit christlich ist. Wer solch einen Weg geht, damals wie heute, offenbart dadurch nur, daß er nie von neuem geboren war, daß Er nie mit dem Heiligen Geist der Verheißung versiegelt worden ist (Eph 1,13; 4,30).
Tatsächlich weist auch kein einziger Ausdruck in dieser Beschreibung auf den Besitz wahren, göttlichen Lebens hin. Erleuchtet sein bedeutet nicht, ewiges Leben zu haben. Viele haben das Licht des Evangeliums erfahren und doch ihr Herz vor Christus verschlossen. Es kann Licht in der Seele sein, ohne daß auch nur ein Funke göttlichen Lebens da ist. Viele haben das gute Wort Gottes geschmeckt, haben seine Schönheit oder Macht irgendwie empfunden, ohne je diesem Wort gehorsam geworden zu sein. Simon, der Zauberer, ist ein Beispiel dafür (Apg 8,13). So waren ihnen die äußerlichen Vorrechte des Christentums bekannt geworden, und in diesem Sinn waren sie auch des Heiligen Geistes teilhaftig geworden. Sie hatten Seine Wirkungen in der christlichen Einflußsphäre in gewisser Weise kennengelernt, zum Beispiel auch durch Wunderwirkungen in der Niederwerfung der Macht Satans. Aber das alles ist etwas ganz anderes, als mit dem Heiligen Geist versiegelt oder gesalbt (2. Kor 1,21.22; 1. Joh 2,20) zu sein, als den Heiligen Geist in sich wohnend zu haben (Joh 14,16-18). Jemand könnte durchaus an der Gastfreundschaft eines freundlichen Gastgebers teilhaben mit allen Annehmlichkeiten, die dessen Haus bietet, und doch nicht ein Sohn des Hauses, vielleicht sogar dessen Feind sein. Wir müssen tatsächlich immer unterscheiden, ob jemand sich nur in dem äußeren Bereich des Christentums befindet oder ob wirklich innere Kraft vorhanden ist. Wie viele sind leider mit dem ersten zufrieden und haben nur eine Form der Gottseligkeit, verleugnen aber deren Kraft (2. Tim 3,5)!
Daß in den Versen 4-8 von leblosen Bekennern gesprochen wird, unterstreicht der Wechsel in der Anrede des neunten Verses: „Wir sind aber in bezug auf euch, Geliebte, von besseren und mit der Seligkeit verbundenen Dingen überzeugt, wenn wir auch also reden.“ Hier stehen nun die wahren Gläubigen aus den Hebräern vor dem Auge des Schreibers. ChB
Schreibe einen Kommentar