Hingabe

Die Heilige Schrift zeigt uns an drei Stellen leuchtende Vorbilder an Hingabe – Menschen, die sich alle in einer ähnlichen Situation befanden:

– Sie lebten in Tagen der Schwachheit, der Not und des Niedergangs im Volke Gottes.

– Es galt, eine „unpopuläre“ Entscheidung zu treffen: sich gegen die allgemeine Meinung für einen Weg zu entscheiden, der Schmach und Schwierigkeiten mit sich bringen würde.

– Ihnen allen wurde angeboten, ja, sie wurden zum Teil sogar gedrängt, vom Weg der Ungewißheit und der Schwierigkeiten umzukehren.

Was trieb sie nun dazu, eine so entschiedene Haltung einzunehmen?

Ittai, der Gathiter (2. Sam 15,19-22)

David war damals ein verworfener König und wurde bedrängt von seinem eigenen Sohn Absalom, der das Herz des Volkes gestohlen hatte (Kap. 15,6). Unter denen, die mit David aus Jerusalem flohen, befanden sich neben seiner „Leibgarde“, den Kerethitern und Pelethitern, noch 600 Mann von den Gathitern. Deren Oberhaupt nun scheint Ittai gewesen zu sein, von dem in Vers 19 unseres Kapitels zum ersten Mal die Rede ist. Die Bemerkung in Vers 18: „… die in seinem Gefolge von Gath gekommen waren“ läßt darauf schließen, daß die Anhänglichkeit Ittais an David auf jene dunklen Tage im Leben Davids zurückgeht, als dieser etliche Jahre zuvor auf der Flucht vor Saul zu Achis, dem König von Gath, in das Land der Philister entwichen war (1. Sam 27-29).

Jetzt ist David erneut auf der Flucht. Da drängt er Ittai, doch umzukehren von dem unsicheren Weg hinter einem verachteten König her: „Warum willst auch du mit uns gehen? Kehre um und bleibe bei dem König; denn du bist ein Fremder und sogar in deinen Ort eingewandert. Gestern bist du gekommen, und heute sollte ich dich mit uns umherirren lassen? Ich aber gehe, wohin ich gehe. Kehre um und führe deine Brüder zurück; Güte und Wahrheit seien mit dir“ (Kap. 19,20). Doch was antwortete Ittai? „So wahr Jehova lebt und mein Herr König lebt, an dem Orte, wo mein Herr, der König, sein wird, sei es zum Tode, sei es zum Leben, daselbst wird auch dein Knecht sein“ (V. 21).

Ittai macht sich durchaus keine Illusionen über seine Lage: „Sei es zum Tode oder zum Leben“, er nennt den Tod zuerst. Jedoch die Hingabe an seinen König, den er liebte, war der Beweggrund für seine Entscheidung, ihm zu folgen auf allen seinen Wegen.

Wenn es irgend etwas gibt, was auch in den schwierigen Zeiten heute Gottes Wohlgefallen findet, dann ist es die Hingabe an den wahren David, unseren Herrn Jesus. Würde das doch auch mehr unser erstes Ziel sein!

David wußte die Treue Ittais recht zu belohnen. „Und David entsandte das Volk: ein Drittel unter der Hand Joabs und ein Drittel unter der Hand Abisais, des Sohnes der Zeruja, des Bruders Joabs, und ein Drittel unter der Hand Ittais, des Gathiters“ (2. Sam 18,2). Auch unser Herr wird jede treue Hingabe an Ihn zu würdigen wissen, doch ist es nicht der Lohn an sich, sondern Seine Liebe, die uns immer wieder neu zu einem Leben der Hingabe anspornen kann.

Ruth (Kap 1,15-22)

Ruth und Noomi, ihre Schwiegermutter, lebten in der Zeit der Richter, die dadurch gekennzeichnet war, daß „ein jeder tat, was recht war in seinen Augen“ (Ri 17,5; 21,25). Ähnlich wie später David, als er zu Achis floh, hatte auch Noomi das Land der Verheißung wegen einer äußeren Not und ohne Gott zu befragen verlassen. Als sie sich endlich zur Rückkehr nach Israel entschließt, drängt sie Ruth und deren Schwägerin Orpa, in ihre Heimat, das Land Moab, zurückzukehren, und Orpa läßt sich auch zureden und kehrt um. Ruth dagegen hatte wohl mitempfunden, wie sehr ihre Schwiegermutter unter den Folgen ihres verkehrten Weges litt, und deren Sehnsucht nach dem Land und dem Gott ihrer Väter scheint in dieser jungen Frau das Verlangen entfacht zu haben, dieses Land und diesen Gott Israels näher kennenzulernen.

Nun spricht Noomi zu Ruth: „Siehe, deine Schwägerin ist zu ihrem Volke und zu ihren Göttern zurückgekehrt; kehre um, deiner Schwägerin nach!“ (V. 15). Ruths Antwort aber ist ebenso schön und eindeutig wie die Ittais:

„Dringe nicht in mich, dich zu verlassen, hinter dir umzukehren; denn wohin du gehst, will ich gehen, und wo du weilst, will ich weilen; dein Volk ist mein Volk, und dein Gott ist mein Gott“ (Kap. 1,16). Dieser Entschlossenheit hat auch Noomi nun nichts mehr entgegenzusetzen.

„Dein Volk ist mein Volk, und dein Gott ist mein Gott.“ Das Volk Gottes, das Volk, das den wahren Gott kannte, hatte für Ruth eine solche Anziehungskraft, daß sie fest darauf besteht, mitzugehen. – Hat nächst der Person des Herrn Sein Volk auch in unseren Herzen einen solchen Platz, daß wir ein brennendes Verlangen haben, inmitten des Volkes Gottes zu sein?

Nach Ittai, einem Mann, haben wir in Ruth eine Frau vor uns. Hingabe ist durchaus nicht auf die Brüder beschränkt. Im Gegenteil, das Neue Testament zeigt uns mehrere Frauen, deren Leben durch Hingabe an ihren Herrn ausgezeichnet war.

Die Jünger (Joh 6,66-69)

Als der Herr Jesus die Volksmengen vor die Entscheidung stellte, wie sie sich Ihm gegenüber verhalten würden, war die Reaktion darauf: „Diese Rede ist hart, wer kann sie hören?“ (V. 60), ja es heißt sogar: „Von da an gingen viele seiner Jünger zurück und wandelten nicht mehr mit ihm“ (V. 66).

Vor diesem Hintergrund, wo die Verwerfung des Herrn erneut deutlich wird, legt der Herr den Zwölfen die Frage vor: „Wollt ihr etwa auch weggehen?“ (V. 67). Doch Simon Petrus antwortet: „Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte ewigen Lebens“ (V. 68). Sie waren vom Herrn selbst angezogen worden. Es war die Wahrheit, die den Jüngern in Seiner Person offenbart worden war und die sie bei Ihm ausharren ließ. Ihn liebten sie, und darum war ihnen klar: Es gibt keine andere Person und keine andere Wahrheit neben Christus und Seinem göttlichen Wort.

Wie ist nun der Zustand unserer Herzen: warm, kalt oder lau? Brennende Herzen der Hingabe an unseren Herrn sind ein Zeichen dafür, daß wir von Seiner Liebe ergriffen sind und uns die Liebe zu Seiner Person, zu Seinem Wort und zu Seinem Volk antreibt. M. V.

Einordnung: Ermunterung + Ermahnung, Jahrgang 1992, Seite 289

Bibelstellen: 2Sam 15, 19-22; Rth 1, 15-22; Joh 6, 66-69

Stichwörter: Hingabe, Ittai, Jünger, Ruth