Ich sah den Himmel geöffnet

Der ewige Zustand (7)

Eine ernste Warnung

Die Beschreibung des ewigen Zustandes schließt mit zwei Gedanken, die in denkbar größtem Gegensatz zueinander stehen, jedoch nebeneinander herlaufen: der ewigen Glückseligkeit der Erlösten und der ewigen Pein der Verlorenen. Und so schließen sich an die Worte der Verheißung Worte ernster Warnung an. Auch sie werden im Blick auf die Ewigkeit gesprochen:

„Den Feigen aber und Ungläubigen und mit Greueln Befleckten und Mördern und Hurern und Zauberern und Götzendienern und allen Lügnern – ihr Teil ist in dem See, der mit Feuer und Schwefel brennt, welches der zweite Tod ist“ (Vers 8).

Was die Tragweite dieser Worte angeht, so gilt dasselbe, was bereits bei den Verheißungen gesagt wurde: Sie erstrecken sich auf das Teil in der Ewigkeit. Nachdem Himmel und Erde vergangen sind und das Gericht von dem großen weißen Thron stattgefunden hat, wird uns in diesen Versen ein Blick in die Ewigkeit gestattet. Und dabei erfahren wir nicht nur etwas über das ewige, herrliche Erbteil derer, die dem Ruf der Gnade gefolgt sind und das Wasser des Lebens angenommen haben. Wir sehen auch das ewige, furchtbare Los derer, die das Angebot der Gnade Gottes in Christus abgelehnt haben. Und wie erschreckend groß ist ihre Zahl! Viele wollen einfach nicht zu dem Heiland der Sünder kommen. Sie ziehen es vor, in ihren Sünden zu bleiben. Vielleicht meinen sie, der „liebe Gott“ werde ihnen schon gnädig sein. Doch abgesehen davon, daß die Bibel keinen „lieben Gott“ kennt, vergessen sie, daß Gott nicht nur Liebe, sondern auch Licht ist. Und so haben wir hier neben der strahlenden Seite der Ewigkeit ihre dunkle, den Feuersee.

Eine erschreckende Liste

Die Aufzählung derer, die an diesem schrecklichen Ort der Qual sein werden, wird von denen angeführt, die zu feige waren, sich zu Christus zu bekennen: „Den Feigen aber · -.!“ Sie waren bis zu einem gewissen Maß überführt, doch aus Menschenfurcht, aus Furcht vor den Folgen haben sie sich nie für Christus entschieden.

Die zweite große Gruppe bilden die Ungläubigen oder Treulosen. Unter ihnen werden auch solche sein, die sich für orthodox (rechtgläubig) hielten. Aber sie haben nur mit dem Kopf, nie mit dem Herzen geglaubt, haben sich nicht dem Evangelium Gottes unterworfen, das zum Glaubensgehorsam unter allen Nationen gepredigt worden war (Röm 1,5).

Die mit Greuel Befleckten sind Menschen, die sich mit Dingen verunreinigt haben, die in Gottes Augen Greuel sind. Befleckungen können sittlicher Art sein (Röm 1,26-28; Tit 1,15), können sich aber auch auf religiöse Anmaßungen und Praktiken erstrecken (Off 17,4.5). Auch im Alten Testament wird wiederholt von sittlichen Verfehlungen gesprochen, die Gott ein Greuel sind (3. Mo 18,22.23,5. Mo 27,15; Spr 11,1.20; 15,25; 16,5; 24,9), und was damals ein Greuel für Ihn war, das ist es auch heute noch. Unter diesen Greueln ist Wahrsagerei eine besonders ernste Sünde (5. Mo 18,11.12; 1. Sam 15,23). Wie weit ist gerade sie in der Christenheit verbreitet!

Mörder vergreifen sich an etwas, was grundsätzlich nur Gott, dem Schöpfer gehört – dem menschlichen Leben. Sie bringen Mitmenschen um, die ursprünglich im Bild und im Gleichnis Gottes geschaffen worden sind. Der Urteilsspruch Gottes auf diese schreckliche Sünde ist klar und eindeutig: „Wer Menschenblut vergießt, durch den Menschen soll sein Blut vergossen werden; denn im Bilde Gottes hat er den Menschen gemacht“ (1. Mo 9,6). Seit Gott Noah die Regierung über die Erde übertrug, gilt dieses Urteil, und es hat bis heute unverändert Gültigkeit. Gott hat der Regierung das Schwert nicht umsonst gegeben (Röm 13,4). Doch unter dem Einfluß der Liberalität unserer Tage wird die Rechtsprechung für Mörder immer milder und nachsichtiger. Man forscht nach ihren Motiven und findet Erklärungen und Entschuldigungen für das Fehlverhalten. Aber sie werden ihre gerechte Strafe finden – in dem See, der mit Feuer und Schwefel brennt.

Als nächstes folgen in der Aufzählung derer, die einmal die Ewigkeit an diesem Ort der Qual zubringen werden, die Hurer. Die Sünde der Hurerei ist sehr alt, wie uns das erste Buch Mose zeigt. Doch während diese Sünde in früheren Zeiten eher von einer Minderheit und im Verborgenen verübt wurde, stellt sie heutzutage fast den Normalfall im Umgang der Geschlechter miteinander dar. Weitgehend offen und ohne Scham tun die Menschen das, was nicht nur der Schöpfungsordnung Gottes widerspricht, sondern ihnen auch den von Gott in der Ehe zugedachten Segen raubt. Es ist erschreckend zu sehen, wie in unseren Tagen in den christlichen Ländern die moralischen Werte zusehends verfallen und die von dem Schöpfer gewollte Ehe (Heb 13,4) unterhöhlt und umgangen wird. Worüber man sich früher noch entrüstete, das gehört heute zur Tagesordnung. Man redet von Partnerschaft, von Freundschaft, von Lebensgemeinschaft. Aber Gott bezeichnet alle jene, die in außerehelichen Beziehungen miteinander leben oder verkehren, als das, was sie sind: als Hurer. Über ihr tragisches Ende besteht keine Ungewißheit. „Hurer aber und Ehebrecher wird Gott richten.“

Zauberer liegen auf einer Linie mit Wahrsagern. Sie haben mit bösen Geistern Umgang, obwohl sie dabei in der Regel selbst von Satan getäuscht werden. Die Sünde der Zauberei und Wahrsagerei wurde schon zur Zeit des Gesetzes in Israel gefunden (Jer 27,9; Mal 3,5). Sie mußte durch die Todesstrafe geahndet werden (5. Mo 18,10-12). Heute unterwandert der Spiritismus weite Teile der Christenheit und macht selbst vor den Schulen unserer Kinder nicht halt.

Götzendiener anerkennen nicht den einen wahren Gott (1. Kor 8,4) und beten stattdessen falsche Götter an, seien sie materieller oder geistiger Art (1. Kor 6,9; 10,7). Daß sich viele Menschen, die sich zum Christentum bekennen, gerade der Sünde schuldig machen, die für das Heidentum kennzeichnend war und ist, zeigt uns, wie weit wir am Ende der Gnadenzeit stehen. Hinter den ideellen Götzen oder denen aus Holz und Stein stehen die Dämonen (1. Kor 10,20). Satan benutzt sein Heer, um seine alte Absicht auch heute noch zu erreichen: die allein Gott gebührende Anbetung und Verehrung von Ihm weg- und auf das Geschöpf hinzulenken. Wenn wir von Spiritismus und Götzendienst reden, durch die er dieses Ziel am deutlichsten erreicht, fällt mir ein Wort des Dichters Christian Fürchtegott Geliert ein. Es hat bis heute nichts von seiner Wahrheit und Aktualität eingebüßt:

Wer dem Glaub‘ die Tür versagt, dem steigt der Aberglaub‘ durchs Fenster.

Ja, und dann kommt noch die große Gruppe der Lügner. Bei ihnen wird gesagt: „und allen Lügnern.“ Gewiß geben sich nicht alle unerretteten Menschen den vorher genannten groben Sünden hin, doch Lügner sind sie alle. Sie alle haben nämlich den zum Vater, der selbst „ein Lügner und der Vater derselben“ ist – den Teufel (Joh 8,44). Sie waren nicht bereit, die Liebe zur Wahrheit anzunehmen, damit sie errettet würden (2. Thes 2,10). Stattdessen haben sie auf die Stimme des Lügners von Anfang gehört, sind seinen Spuren gefolgt und sind dabei – betrogen worden. Sie werden, zusammen mit allen anderen unversöhnten Menschen, das ewige Los des Teufels (Off 20,10) teilen – den „See, der mit Feuer und Schwefel brennt, welches der zweite Tod ist“.

Der zweite Tod

Die Tatsache, daß es einen zweiten Tod gibt, zeigt deutlich, daß der erste Tod (der leibliche Tod, die Trennung von Seele und Leib) nicht eine Beendigung der Existenz des einzelnen bedeutet, wie viele glauben oder hoffen. Auch der Gedanke, daß es nach dem Tod kein bewußtes Erleben mehr geben wird, ist falsch. Lukas 16, Verse 19 bis 31, und Offenbarung 6, Verse 9 bis 11, sind Beispiele der Schrift dafür, daß die Seele, das heißt die eigentliche Persönlichkeit des Menschen, nach dem leiblichen Tod fortbesteht und durch bewußtes Denkvermögen und geistige Aktivität gekennzeichnet ist.

Nun, auch der zweite Tod wird diese Merkmale nicht auslöschen. Das will sagen, daß die Verlorenen die ewige Strafe Gottes bewußt werden ertragen müssen. „Da wird sein das Weinen und das Zähneknirschen“ (Mt 22,13). Das Feuer wird ewig sein (Mt 25,41), es wird nie erlöschen (Mk 9,43.44). Lassen wir uns nicht von denen verführen, die behaupten, es werde doch erlöschen! Die Schrift sagt: „Wo ihr Wurm nicht stirbt und das Feuer nicht erlischt.“ Es wäre im höchsten Maß unredlich, Gott zu unterstellen, daß Er etwas anderes meine, als Er sage. Die ewige Pein wird genauso ewig, eben unaufhörlich sein, wie es das ewige Leben ist (Mt 25,46).

Wir haben schon früher gesehen, daß mit dem Ausdruck zweiter Tod die ewige Trennung des Menschen von Gott bezeichnet wird. Und so wenig die Menschen dem Urteil Gottes in bezug auf den ersten Tod entfliehen konnten (Heb 9,27), ebensowenig werden sie dem zweiten Tod entrinnen können, es sei denn, sie tun noch heute Buße. Gott läßt Sich nicht spotten; „denn was irgend ein Mensch sät. das wird er auch ernten“ (Gal 6,7).

Alles mündet einmal in die Ewigkeit, das Gute wie das Böse. Nie endende Glückseligkeit hier, nie endende Qual dort. Das ist in der Tat ein „Donnerwort“ – EWIGKEIT‘ Wo wird der Leser sie zubringen?

So sind wir am Ende dieses außerordentlich bedeutsamen Abschnittes in der Offenbarung angelangt – eines Abschnittes, der uns bis in die Ewigkeit führte. Damit schließt der eigentliche, geschichtliche Teil dieses Buches. Was nachfolgend mitgeteilt wird, ist Beschreibung, nicht Geschichte – die Beschreibung der himmlischen Stadt. ChB

Einordnung: Ermunterung + Ermahnung, Jahrgang 1993, Seite 218

Bibelstellen: Offb 21, 8

Stichwörter: Der ewige Zustand, Feuersee