Die Leiden und Herrlichkeiten Christi

1. Mose 41

Die Geschichte Josephs ist ein bewegendes Vorbild von den Leiden, die auf Christus kamen, und von den Herrlichkeiten danach, die Er als Belohnung dafür empfangen hat.

Joseph wurde zunächst durch schmerzliche Umstände geprüft: „Man preßte seine Füße in den Stock, er kam in das Eisen, bis zur Zeit, da sein Wort eintraf; das Wort Jehovas läuterte ihn“ (Ps 105,18.19). „Josephs Herr nahm ihn und legte ihn in die Feste, an den Ort, wo die Gefangenen des Königs gefangen lagen; und er war daselbst in der Feste. Und Jehova war mit Joseph“ (1. Mo 39,20.21). Durch ihn empfingen der Mundschenk und der Bäcker des Königs, die bald darauf in derselben Feste gefangengesetzt wurden, beide die Erklärung ihrer Träume. Der erste wurde wieder freigelassen und in sein Amt eingesetzt, aber er „gedachte nicht an Joseph und vergaß ihn“ (1. Mo 40,23)

So hat die Welt auch Christus vergessen. Sie geht über die Offenbarung der Gedanken und der Liebe Gottes, die Jesus den Menschen gab, gleichgültig hinweg und vergißt Seine Ankündigung des kommenden Gerichts Gottes, so wie der Mundschenk die empfangene Botschaft der Gnade, die Deutung des Traumes des Bäckers und die Leiden Josephs vergaß.

Aber „Jehova war mit Joseph“. Die Stunde seiner Befreiung brach an. Er wurde offenbar als das Gefäß der Weisheit Gottes, als der „Retter der Welt“ oder „Erhalter des Lebens“. Der Name, den Pharao ihm gab, war der Ausdruck all dieser Herrlichkeiten, womit Gott ihn bekleidet hatte (1. Mo 41,45).

Diese Titel reden von Einem, der größer war als Joseph. Der gedemütigte und erniedrigte Joseph ist in seinen Leiden ein Vorbild des Mannes der Schmerzen, der da war wie einer, vor dem man das Angesicht verbirgt. „Er wurde mißhandelt, aber er beugte sich und tat seinen Mund nicht auf“ (Jes 53,7). Aber so wie Joseph befreit und zum Herrn über das Haus des Königs, „zum Herrscher über all sein Besitztum“ eingesetzt wurde (Ps 105,21), so hat Gott auch den gehorsamen Menschen, der Ihn bis zum Tode am Kreuze verherrlicht hat (Phil 2,9.10), hoch erhoben. Vor Joseph her rief man: „Werfet euch nieder!“ Und so wird sich auch in dem Namen Jesu, des Herrn der Herrlichkeit, einst jedes Knie beugen, und jede Zunge wird bekennen, was Er ist. Joseph empfing den königlichen Siegelring, Heider von Byssus und eine goldene Halskette. Alle diese Attribute der Herrlichkeit und der Autorität, mit denen er angetan wurde, wurden ihm nicht zum Gericht seiner Feinde gegeben, sondern um das Land Ägypten von den Folgen der Hungersnot zu retten, zu einer Zeit, als Joseph von seinen Brüdern vergessen war.

So ist es auch mit dem Herrn Jesus: Während Er von Seinem Volk verworfen ist, wird Er unter den Nationen erhöht. Er hat, wie Joseph, einen neuen Namen empfangen, welcher der Herrlichkeit Seiner Person Ausdruck gibt, einen Namen, „der über jeden Namen ist, auf daß in dem Namen Jesu jedes Knie sich beuge, der Himmlischen und Irdischen und Unterirdischen, und jede Zunge bekenne, daß Jesus Christus Herr ist, zur Verherrlichung Gottes, des Vaters“ (Phil 2,10.11).

Wer faßt, o Heiland, jetzt die Pracht, die Deinen Tag einst herrlich macht? Wie groß wirst Du Dich zeigen, wenn Du auf lichten Wolken einst mit der Erlösten Schar erscheinst, und alle Knie sich beugen! Dann sieht die Welt die Majestät, zu der Dich Gott, Dein Gott, erhöht.

O Herr! Wenn dieser Tag erscheint, wird auch die Braut, mit Dir vereint, im hellen Glanz erscheinen. Sie wird mit Dir in Herrlichkeit dort thronen bis in Ewigkeit, im Vollgenuß des Deinen. Ein Kleines noch – der Tag ist da, dann singt sie froh: Halleluja!

Während Joseph von seinen Brüdern getrennt war, wurde ihm eine Frau aus den Heiden gegeben – eines der wenigen Vorbilder des Alten Testaments von der Kirche. Durch die ganze Heilige Schrift hindurch findet der Geist Seine Freude daran, uns mit Christus zu beschäftigen und uns die vielfältigen Herrlichkeiten Seiner Person zu offenbaren. So deuten auch der königliche Siegelring, die Kleider von Byssus und die goldene Halskette, die Joseph gegeben wurden, im voraus darauf hin.

Bald werden die Jahre der „Hungersnot“ kommen, die große Drangsalszeit, während der die Brüder des wahren Joseph sich vor Ihm niederwerfen werden. „Sie werden auf mich blicken, den sie durchbohrt haben“ (Sach 12,10). Sie werden Jesus als den so lange verworfenen Messias erkennen und in Ihm Den sehen, der um ihrer Missetaten willen zerschlagen worden war. Dann werden sie sagen: „Die Strafe zu unserem Frieden lag auf ihm, und durch seine Striemen ist uns Heilung geworden“ (Jes 53,5).

Laßt uns in Erwartung dieses großen Tages freimütig bekennen, daß Jesus unser Herr ist! Nehmen wir teil an Seinen Leiden, so werden wir auch an Seiner Herrlichkeit teilhaben. FT.

Einordnung: Ermunterung + Ermahnung, Jahrgang 1994, Seite 260

Bibelstellen: 1Mo 39, 20.21; Ps 105, 18.19; Sach 12, 10

Stichwörter: Herrlichkeit, Leiden