Fragen und Antworten

Von Jugend an gekauft

Frage: Was bedeutet in Sacharja 13 der Satz: „Denn man hat mich gekauft von meiner Jugend an“ (Vers 5)? Und wer ist der Redende?

Antwort: Das 13. Kapitel des Propheten Sacharja setzt den Gedankengang von Kapitel 12 direkt fort und spricht erneut von „jenem Tag“ – dem Tag der Erscheinung des Messias in Macht zur Errichtung Seines irdischen Reiches (vgl. Kap 12,11; 13,1.2.4). An diesem Tag wird der Herr nicht nur die „Bewohner von Jerusalem“ von ihrer Sünde und Unreinigkeit reinigen (Vers 1), sondern auch das Land Israel von seinen Götzen und falschen Propheten (Vers 2). Und so sehr wird das wiederhergestellte Volk der Juden dann mit den Gedanken Gottes in Übereinstimmung sein, daß sie den falschen Propheten nicht länger gestatten werden, Lügen zu reden. Tun sie es dennoch, werden ihre eigenen Eltern, „ihre Erzeuger“, sie „durchbohren“, das heißt umbringen (Vers 3; vgl. 5. Mo 13,6-11). Diese Heiligen werden Gott und Sein Wort mehr lieben als ihre eigenen Kinder, getreu dem Wort, das der Herr Jesus für unsere Zeit gesagt hat: „Wer Sohn oder Tochter mehr liebhat als mich, ist meiner nicht würdig“ (Mt 10,37). Heute ist es keine Seltenheit, daß gläubige Eltern ihren Kindern auf deren falschen Wegen folgen. In jener Zeit des Reiches aber, von der wir sprechen, wird man die Wahrheit Gottes hoch wertschätzen und sie nicht zu einer Sache der eigenen Meinung machen, wie das heute vielfach geschieht. Beschämen uns diese gottesfürchtigen Juden nicht zutiefst?

Der vierte Vers zeigt uns dann, daß die falschen Propheten aus dem Land verschwinden und nicht länger einen härenen Mantel (das Zeichen des Propheten1)) anlegen werden, um zu lügen. Sie werden sich vielmehr über ihre (falschen) Gesichte schämen.

1) Das rauhe und widerstandsfähige Gewand aus Kamelhaar galt als Symbol der Absonderung von dem umgebenden Bösen Daß Propheten es trugen, macht das Beispiel von Elia und Johannes dem Täufer deutlich (2. Kön 1,8; Mt 3,4).

Und dann kommt mit Vers 5 ein plötzlicher Wechsel, wie er in den prophetischen Büchern häufig zu beobachten ist: „Und er wird sprechen: Ich bin kein Prophet, ich bin ein Mann, der das Land bebaut; denn man hat mich gekauft von meiner Jugend an.“ Offenbar ist jetzt nicht mehr von >jenem Tag< die Rede; sondern es scheint, daß mit diesen Worten der Messias selbst eingeführt wird – aber nicht der Messias bei Seinem zweiten Kommen in Herrlichkeit und Macht, sondern der Messias bei Seinem ersten Kommen in Niedrigkeit und Demut. Diese Sichtweise bestätigen die anschließenden Verse. Ab Vers 5 wird somit eine Art Rückblick auf das gegeben, was zuvor geschehen mußte, wenn die verheißenen Segnungen Wirklichkeit werden sollten. So zeigt uns Vers 5 die Verwerfung des wahren Propheten, und dann wird von Seinen Leiden gesprochen, die Er sowohl von der Hand der Menschen (Vers 6) als auch von der Hand Gottes (Vers 7) erfuhr.

Gott hatte schon durch Mose ankündigen lassen, daß Er ihnen aus ihrer Mitte einen Propheten, gleich ihm (Mose), erwecken würde; auf Ihn sollten sie hören (5. Mo 18,15). Aber als der Prophet in der Person Jesu dann in ihrer Mitte war, hörten sie nicht auf Ihn, sondern verwarfen Ihn. Vor diesem dunklen Hintergrund gewinnen die Worte des Herrn ihre tiefe Bedeutung, wenn Er sagt: „Ich bin kein Prophet …“ Er nimmt die Verwerfung seitens Seines Volkes an. Aber anstatt zu resignieren oder Gericht an ihnen zu üben, nimmt Er in Seiner unfaßbaren Gnade den Charakter eines Mannes an, „der das Land bebaut“ und dabei keine Mühe scheut. Wenn Sein Volk Ihn als den Propheten Gottes ablehnt, dann will Er als >der Sämann< ein neues Werk beginnen, will neues Leben in den >Acker< einbringen (Mt 13,3ff) und damit auch ihren wahren Interessen dienen. Wie feindlich die Menschen, ob Juden oder Heiden, auch waren, Er machte sich zum Diener ihrer Bedürfnisse – Sein Name sei ewig dafür gepriesen! Er konnte sagen: „Ich aber bin in eurer Mitte wie der Dienende“ (Lk 22,27). Von Anfang an war das Seine Bestimmung nach dem Ratschluß Gottes. War Er doch gekommen, nicht um bedient zu werden, sondern um zu dienen und Sein Leben zu geben als Lösegeld für viele (Mt 20,28). Insofern hatte man Ihn „gekauft von Seiner Jugend an“.

So enthüllt dieser Vers nicht nur die Verwerfung Christi durch das Volk der Juden, sondern auch die wunderbare Liebe des Herrn, in der Er sich erniedrigte und bis zum Tod am Kreuz gehorsam wurde. Die segensreichen Folgen davon sind für dieses Volk – und noch mehr für uns – unübersehbar.

(wird fortgesetzt) ChB

Einordnung: Ermunterung + Ermahnung, Jahrgang 1998, Seite 375

Bibelstellen: Sach 13, 5

Stichwörter: Messias, Verwerfung