Besondere Beziehungen zwischen Dienern des Herrn

„Ich habe keinen Gleichgesinnten … Ihr kennt aber seine Bewährung, dass er, wie ein Kind dem Vater, mit mir gedient hat an dem Evangelium“ (Phil 2,20.22). – So schreibt der Apostel Paulus über Timotheus.

Der Herr Jesus schenkt es in Seiner Hirten-Fürsorge manchmal, dass zwischen Dienern eine besondere, herzliche Beziehung entsteht. Wir spüren, dass ein solches Verhältnis zwischen Paulus und Timotheus bestand. Paulus war durch Predigt und Lebenswandel wahrscheinlich der Anlass der Bekehrung von Timotheus gewesen (vgl. Apg 14,8-23; 16,1-3; 2. Tim 3,10.11). Deshalb nennt er ihn fünfmal sein „Kind“ (1. Kor 4,17; Phil 2,22; 1. Tim 1,2.18; 2. Tim 1,2). Aber auch zwei andere – Onesimus und Titus – werden so genannt.

Doch war es gerade Timotheus, mit dem Paulus eine besondere Freundschaft verband. Nur er wird zweimal „geliebtes Kind“ genannt. Paulus war wohl wesentlich älter als Timotheus; daher darf man annehmen, dass es eine väterliche Freundschaft war und der Apostel ihn auch deshalb immer wieder sein „Kind“ nennt.

Aber es war mehr als das. Ganz am Ende seines Lebens bat Paulus Timotheus, zu ihm zu kommen. Markus wäre ihm nützlich zum Dienst, schreibt er (2. Tim 4,11) – aber Timotheus wollte er einfach bei sich haben. Daher sollte er sich befleißigen, bald zu ihm zu kommen (2. Tim 4,9) – das stellt Paulus allen anderen Überlegungen voran. Und ihm ist dieser Wunsch so wichtig, er wartet so sehnsüchtig auf seinen Freund, dass er sein Anliegen ganz zum Schluss noch einmal wiederholt: „Befleißige dich, vor dem Winter zu kommen“ (2. Tim 4,21).

Paulus war an der Anwesenheit des Jüngeren viel gelegen, denn er hatte keinen anderen, der so völlig gleichgesinnt mit ihm war. Da war Lukas, der „geliebte Arzt“, der auch bei Paulus geblieben war, und den er sehr schätzte. Und doch war die Beziehung zu Timotheus anders, tiefer. Mit ihm verstand er sich „blind“; sie hatten die gleichen Empfindungen in Bezug auf das Werk des Herrn, in Bezug auf Ihn selbst und auch zueinander. Sie waren Freunde.

Wie freute sich Paulus, der inzwischen gealterte und einsame Knecht Gottes, als er in Rom in den letzten Monaten seines Lebens mit dem Märtyrertod rechnen musste, gerade auf Timotheus! Denn er wusste, dass dieser ihm nicht nur den wärmenden Mantel für die äußere Kälte mitbrachte, sondern ihn ganz besonders innerlich erwärmen würde. Wir können die Vorfreude des Apostels aus seinen Worten regelrecht herausfühlen.

Solche Beziehungen unter Dienern des Herrn sind selten. Aber es gibt sie. Und sie dienen der gegenseitigen Freude, Stütze, Ermutigung und Motivation. Sie gründen sich auf gemeinsame Erfahrungen, so wie Paulus und Timotheus zusammen gearbeitet und einander schätzen gelernt hatten. Oder wie David und Jonathan einander die Arme stärkten. Solche Freundschaften unter Dienern sind möglich, wenn Neid, Vergleich und das Streben nach Vorrang Fremdworte sind.

Manchmal schenkt der Herr auch heute solche Freundschaften, die im tiefsten Sinn zweiseitig sind. Sie stellen eine Oase im Kampf des Glaubens dar, die diejenigen nicht missen wollen, die diese Erfahrung machen dürfen.

M. S.

Einordnung: Ermunterung + Ermahnung, Jahrgang 2004, Seite 324

Bibelstellen: Phil 2, 20-22

Stichwörter: Paulus, Timotheus