Die abschließende Botschaft im Alten und im Neuen Testament

im Alten und im Neuen Testament

(aus einer Ansprache über Mal 3,19-24 und Off 22,8-21)

Letzte Worte erregen immer besonders unsere Aufmerksamkeit. Bei den beiden gelesenen Stellen geht es zum einen um die letzten Worte, die Gott durch die alttestamentlichen Propheten gab, und zum andern um die letzten Worte, die in der abschließenden prophetischen Botschaft des Neuen Testaments enthalten sind.

Maleachi weissagte mehr als 400 Jahre, bevor Christus kam. Darauf folgte eine Zeitspanne, in der der Himmel schwieg. Wir heute leben in einer langen Zeitspanne, die man ebenfalls das Schweigen Gottes genannt hat. Die Menschen können nicht verstehen, dass Gott sich scheinbar in Seinen Himmel zurückgezogen und die ehernen Pforten geschlossen hat. Vieles in der Welt liegt im Argen, und doch scheint Gott sich dazu nicht zu äußern. Doch wenn der Himmel schweigt, dann aus gutem Grund: Gott hat geredet in Seinem Sohn und alles angeboten, was Er an Gnade zu sagen hatte. Das Einzige, was noch bleibt, ist für Gott, dass Er in Seinem Zorn redet und die Menschen mit ernstem Gericht heimsucht. Ungläubige tadeln Gott und fragen: „Warum tut Er nichts?“ Doch wenn Er etwas täte, würden sie vom Gericht überwältigt werden. Weil Er alles gesagt hat, was in Gnade gesagt werden konnte, schweigt Er jetzt, bis Er im Gericht wieder reden wird.

Im Alten Testament finden wir den Bericht, wie Gott Mose und die Propheten erweckte und durch sie Seine heiligen Ansprüche an die Menschen und an Israel im Besonderen festlegte. Im Neuen Testament finden wir die Offenbarung der Gnade und des Heils in Christus. Der Gegensatz zwischen der jeweils abschließenden Botschaft ist sehr belehrend und hilfreich.

Doch obwohl es auffällige Gegensätze gibt, stellen wir fest, dass bestimmte Gedanken in beiden zu finden sind. Zum Beispiel wird das Kommen des Herrn in beiden Stellen erwähnt. Im Alten Testament ist Er die Sonne der Gerechtigkeit, im Neuen der glänzende Morgenstern. Wenn Er als die Sonne aufgeht, wird es geschehen „mit Heilung in ihren Flügeln“. Sonnenlicht hat vielfach eine wohltuende Wirkung. Wenn Jesus in Seiner Herrlichkeit kommen wird, wird Er Heilung bringen für die Gottesfürchtigen und für die, die den Namen Gottes fürchten, wie es in Vers 20 heißt. Für die Gottlosen aber wird dieser Tag, wie Vers 19 sagt, „wie ein Ofen brennen“. Bekanntlich gibt es Gegenden wie zum Beispiel Mesopotamien, wo die Sonne mit schrecklicher Hitze brennen kann, und die Temperaturen manchmal bis auf 50 Grad im Schatten steigen. So wird es, wenn Jesus als die Sonne der Gerechtigkeit kommt, ein brennender Ofen sein für die Gottlosen, die wie Stoppeln sein werden, während es für Seine Heiligen Heilung bedeutet. Gott wird an diesem Tag einen Trennungsstrich ziehen zwischen solchen, die Seinen Namen fürchten und solchen, die ihn nicht fürchten. Auch in Offenbarung 22 wird vom Kommen des Herrn gesprochen, wenn auch aus einer anderen Sicht, und die Trennungslinie zwischen Gottesfürchtigen und Gottlosen wird ebenso scharf gezogen, besonders in Vers 11.

Noch etwas anderes kennzeichnet die beiden Schlussabschnitte: Das Wort Gottes wird sehr stark betont. In Maleachi sieht man das in Vers 22: „Gedenkt des Gesetzes Moses, meines Knechtes, das ich ihm auf dem Horeb an ganz Israel geboten habe – Satzungen und Rechte.“ Es gab solche, die den Herrn fürchteten und Seines Namens gedachten, und die sich miteinander unterredeten, und das waren die, auf die der Herr Sein Auge richtete. Hier finden wir die letzten Worte der Unterweisung für diese gottesfürchtige Schar, die nun für 400 Jahre übrig bleiben würden, bis „der Aufgang aus der Höhe“ sie besuchen würde. Der Prophet will sagen: Gedenkt des Gesetzes Moses in allen Teilen, nicht nur in manchen, und lasst keine Einzelheit weg; denkt auch daran, dass es für ganz Israel ist und deshalb für jeden, der zu Israel gehört. Seine Botschaft könnte mit den Worten zusammengefasst werden: Das ganze Wort Gottes für das ganze Volk Gottes.

Diese gottesfürchtige Schar hätte versucht sein können, zu denken, das Gesetz hätte mit der Zeit seine Bedeutung etwas geändert. Ihre Nation war in die Gefangenschaft geführt worden und sie waren Enkel oder Urenkel derer, die unter Serubbabel, Esra und Nehemia und anderen Führern, die Gott erweckte, zurückgekehrt waren. Da waren sie nun als ein vergleichsweise gebrochenes und gedemütigtes Volk im Land. Sie hätten leicht sagen können: „Wir brauchen uns wohl kaum um das ganze Gesetz zu kümmern. Das eine oder andere brauchen wir nicht so eng zu sehen.“ Doch der Prophet sagt: „Nein, beachtet das ursprüngliche Wort, das Gott euch gab, in all seinen Einzelheiten. Alles ist für euch. Es gibt euch Licht und Leitung in Bezug auf die Gedanken Gottes, selbst wenn die große Masse eurer Nation noch im Land ihrer Gefangenschaft ist.“

Ich möchte eine Parallele ziehen zwischen unserer Zeit heute und der Zeit dieses Volkes. In der Tat hat es gewaltige Veränderungen in der Welt gegeben seit den Tagen der Apostel, aber das Neue Testament hat sich nicht verändert. Es gibt immer noch das ganze Wort Gottes für alle Heiligen Gottes. Es ist keine Anmaßung, wenn wir sagen: „Ich bin ein Heiliger Gottes, deshalb gilt es für mich.“ Sollen wir es heute damit weniger genau nehmen? Wir werden geistlich darunter leiden, wenn wir das tun, denn es steht uns nicht zu, am Wort Gottes herumzudeuten. Ihr könnt euch darauf verlassen, dass Gott, der die ursprüngliche Offenbarung und Belehrung durch die Apostel gegeben hat, genau wusste, wie sich die Geschichte der Kirche in den nächsten 20 Jahrhunderten entwickeln würde. Der Apostel Paulus sagte in 1. Korinther 14,37: „Wenn jemand meint, ein Prophet zu sein oder geistlich, so erkenne er, dass das, was ich euch schreibe, ein Gebot des Herrn ist.“ Daher gilt es auch für alle von uns heute.

Ich komme jetzt zu dem Abschnitt in der Offenbarung. Erneut wird große Betonung auf das Wort Gottes gelegt. In Vers 7 finden wir: „Glückselig, der die Worte der Weissagung dieses Buches bewahrt!“ Zweifellos ist in erster Linie das Buch der Offenbarung gemeint, aber genauso besteht kein Zweifel, dass es Gottes Plan war, dass das Buch der Offenbarung den Abschluss des Neuen Testaments bilden sollte. Deshalb umfasst diese Aussage im weiteren Sinn die ganze Schrift und besonders das Neue Testament.

Und was für Weissagungen sind es; was für wunderbare Enthüllungen! Nicht wie damals, als Gott Sein Gesetz festlegte, um den Menschen zu prüfen und ihm dadurch seine Sündhaftigkeit und Not klarzumachen, sondern Weissagungen, die offenbaren, was Er in Christus – dem zweiten Menschen und letzten Adam – bekannt gemacht und vollbracht hat. Der erste Mensch fiel in einem Garten der Wonne, als alles zu seinen Gunsten war. Der zweite hielt stand in einer Wüste und sah sich jeder Art von Nachteil gegenüber. Und dann entfaltet Gott in den Weissagungen dieses Buches die herrlichen Ergebnisse, die aus dem Triumph Christi hervorgingen.

Glückselig sind wir, wenn wir „bewahren“. Wie „bewahren“ wir? Nur indem wir gehorchen und verwirklichen. Wir können Kenntnis verstandesmäßig abspeichern, und einige von uns bewahren vielerlei in ihren Köpfen, und doch besitzen wir nichts wirklich, solange wir es nicht praktisch angewendet und erfahren haben. Es ist also wahr, was der Herr selbst sagt: „Glückselig die, die das Wort Gottes hören und bewahren!“ (Lk 11,28).

Aber Vers 7 ist nicht die einzige Anspielung auf das Wort Gottes in diesem Kapitel. Von diesem Buch und seinen Worten der Weissagung wird noch einmal in den Versen 10 und 18 gesprochen und in Vers 19 sogar zweimal. Wie sehr wacht Gott über Seine Worte, und wie sehr betont Er ihre Unversehrtheit und Kraft!

Aber zusätzlich zu diesem großen Schwerpunkt erhalten wir auch eine schöne Beschreibung vom Herrn Jesus selbst, dem Kommenden. Wie in Maleachi wird auch hier ein Bild gebraucht. Dort war Er die Sonne der Gerechtigkeit, die in vollem Glanz aufgeht, hier ist Er der glänzende Morgenstern, der Vorbote des kommenden Tages. In Vers 16 stellt Er sich nicht nur in symbolischer Sprache vor, sondern auch persönlich als „Ich, Jesus“, und das hat eine besondere Anziehungskraft auf unsere Herzen. Er bleibt alles das, was die Bilder vorstellen, aber die Wirklichkeit ist Jesus selbst. Es ist bemerkenswert, dass im letzten Kapitel von Maleachi Mose und Elia in Verbindung mit der Sonne der Gerechtigkeit genannt werden und dass diese zwei Männer auch mit Jesus auf dem Berg der Verklärung waren. Damals machte Petrus bekanntlich den Fehler, dass er sie fast auf eine Stufe mit seinem Meister stellen wollte. Sie waren nur Knechte, die für Gott ihren Lauf zurücklegten, jeder zu seiner Zeit und in seiner Generation. Doch Jesus war Einer, der aus der Ewigkeit in die Zeit gekommen war. An Seinen Namen reicht keiner heran.

In der Offenbarung sind wir am Ende des Berichts angekommen. Mose und Elia sind entschwunden. Petrus und Paulus und all die großen Namen jeder Epoche sind entschwunden, und es bleibt nur noch – „Ich, Jesus“. Er steht in Seiner ganzen Herrlichkeit und Größe vor uns. Er ist der Kommende, und Er kommt bald, bzw. schnell. Vielleicht haben wir dieses Wort etwas zu sehr auf Zeiten und Jahrhunderte bezogen, während die vorrangige Bedeutung die der Schnelligkeit ist – keine allmähliche Entfaltung, wenn Er kommt, sondern schnell wie das Aufleuchten eines Blitzes! Wenn Er kommt, wird alles zu einem siegreichen Abschluss kommen.

Wenn die ganze Versammlung Gottes durch Ihn in die Herrlichkeit des Vaters eingeführt wird, wird jedes Auge auf Dem ruhen, der sie dorthin gebracht hat. Wir werden nichts zu rühmen haben, bei dem vielen Versagen, das unsere irdischen Pfade verunziert hat. Alle Bewohner des Himmels werden ihre Augen auf Jesus richten und sagen: „Er hat es getan.“ Nicht einer von ihnen ist verloren. Jeder ist an seinem Platz, jeder heimgebracht in die Herrlichkeit, nach dem Vorsatz des Vaters. Wunderbar, zehntausend Mal wunderbar ist Jesus! Deswegen sagen wir, während wir auf Ihn warten: „Amen, komm, Herr Jesus.“

„Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus sei mit allen Heiligen.“ Die letzte Wendung in Maleachi ist „mit dem Bann schlagen“. Aber am Schluss der Offenbarung gibt es keinen Bann. Der Fluch des Alten Testaments muss der Gnade des Neuen Testaments weichen. Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus wird mit allen Heiligen sein und niemals fehlen, denn es ist vollkommene Gnade, die uns alle zur Herrlichkeit führt. Aber wir müssen uns dieser Gnade auch wirklich bewusst sein.

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus soll mit uns allen sein, wenn wir bis zu Seinem Kommen durch die gegenwärtigen Verhältnisse der Mühe, der Schwierigkeiten, der Kämpfe und der Wüste gehen. Sie soll in unsere Herzen einziehen und in unserem Leben zum Ausdruck kommen. Die ganze Versammlung Gottes hat sie nötig. Jedes einzelne Zusammenkommen des Volkes Gottes hat sie nötig. Die Heiligen Gottes – du und ich und alle Übrigen – haben sie sehr nötig. Gepriesen sei Gott, dass diese Gnade auf uns ruht und uns in jeder erdenklichen Not zur Verfügung steht.

F. B. Hole

Einordnung: Ermunterung + Ermahnung, Jahrgang 2008, Heft 12, Seite 367

Bibelstellen: Mal 3, 19-24; Offb 22, 8-21