Symbole für das Wort Gottes

4. Wasser

Eins der bekanntesten Symbole für das Wort Gottes ist „Wasser“. Der Herr selbst gebraucht es in Seiner Unterredung mit Nikodemus: „Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Wenn jemand nicht aus Wasser und Geist geboren wird, so kann er nicht in das Reich Gottes eingehen“ (Joh 3,5).

Eine einmalige Reinigung

Jesus spricht hier von der neuen Geburt und zeigt, wie sie zustande kommt: aus Wasser und Geist. „Wasser“ ist ein Bild vom Wort Gottes in seinem reinigenden Charakter. Der Heilige Geist benutzt es und wendet es auf Herz und Gewissen des Menschen an. Durch das Wort Gottes wird der innere Zustand des Menschen aufgedeckt und werden himmlische, göttliche Gedanken eingeführt. Auf diese Weise wird das Herz in sittlicher Hinsicht gereinigt.

Dass mit „Wasser“ nicht etwa die Taufe, sondern tatsächlich das Wort Gottes gemeint ist, wird durch mancherlei Stellen aus dem Neuen Testament bestätigt. So sagt der Apostel Paulus, dass er die Gläubigen in Korinth in Christus Jesus gezeugt habe „durch das Evangelium“ (1. Kor 4,15). Jakobus weist auf den Willen Gottes als Quelle oder Ursache der neuen Geburt hin und sagt: „Nach seinem eigenen Willen hat er uns durch das Wort der Wahrheit gezeugt, damit wir eine gewisse Erstlingsfrucht seiner Geschöpfe seien“ (Jak 1,18). Und Petrus schließlich schildert die Entstehung neuen, göttlichen Lebens so: „… die ihr nicht wiedergeboren seid aus verweslichem Samen, sondern aus unverweslichem, durch das lebendige und bleibende Wort Gottes“ (1. Pet 1,23). Hier begegnet uns übrigens mit „Samen“ ein weiteres Symbol für das Wort Gottes, mit dem wir uns jedoch erst später näher beschäftigen wollen.

Die neue Geburt ist das Wichtigste im Leben eines Menschen. Ohne sie kann man weder in das Reich Gottes eingehen noch es sehen. Es ist der Geist, der lebendig macht (Joh 6,63), aber Er benutzt das Wort. Kein einziger Sünder wird ohne das Wort Gottes zum Leben erweckt. Der Glaube kommt durch das Hören und das Hören durch das Wort Gottes. Mit dem Empfang des göttlichen Lebens ist eine grundsätzliche Reinigung verbunden. Denn die neue Natur verabscheut das Böse und verurteilt es. Sie liebt das Gute und tut es. Und so gibt Gott dem Herzen neue Gedanken, Zuneigungen und Empfindungen, die Ihn selbst zur Quelle haben. Diese Reinigung ist einmalig, wie auch die neue Geburt nicht wiederholt werden kann.

Eine fortwährende Reinigung

Außer dieser grundsätzlichen Reinigung unserer Gedanken und unseres Herzens zu Anfang unseres christlichen Weges haben wir noch eine beständige Reinigung nötig. Eine der Schriftstellen, aus denen wir das erfahren, ist Epheser 5,26. Nachdem von der Liebe des Christus zu Seiner Versammlung gesprochen wird, in der Er sich selbst für sie hingegeben hat, wird hinzugefügt: „… damit er sie heiligte, sie reinigend durch die Waschung mit Wasser durch das Wort.“

Während Vers 25 von der Liebe des Christus in der Vergangenheit spricht, zeigt Vers 26, wie sich Seine Liebe in der Gegenwart kundgibt. Es berührt uns, dass der Herr Jesus heute für uns lebt und für uns tätig ist, und zwar darin tätig ist, dass Er die Versammlung durch die Waschung mit Wasser durch das Wort heiligt und reinigt. Wenn wir hier auch den korporativen (gesamthaften) Aspekt haben, so ist doch klar, dass Er das Werk an den Herzen der einzelnen Gläubigen vollführt – an denen also, die die Versammlung bilden.

Nun ist „Heiligung“ und „Reinigung“ nicht genau dasselbe. Heiligung besteht in der Hinwendung unseres Herzens zu Christus, Reinigung im Entfernen dessen, was in unserem Leben Gott nicht entspricht. Beides wird indes durch die Anwendung des Wortes Gottes erreicht. Lasst uns diesen Dienst unseres Herrn sehr zu Herzen nehmen, Geliebte! Durch die Offenbarung Seiner selbst und der Fülle göttlicher Gedanken will Er unsere Zuneigungen zu Sich im Himmel emporlenken und uns so von der Welt und ihren Verlockungen lösen. „Heilige sie durch die Wahrheit“, hat der Sohn einst Seinen Vater gebeten und dann angefügt: „Dein Wort ist Wahrheit …, und ich heilige mich selbst für sie, damit auch sie Geheiligte seien durch Wahrheit“ (Joh 17,17-19).

Christus wird nie aufhören uns zu lieben, auch dann nicht, wenn wir uns eines Vergehens schuldig gemacht haben. Dann, gerade dann brauchen wir den Dienst des Sachwalters bei dem Vater (1. Joh 2,1). Und – gepriesen sei Sein Name! – Er gewährt ihn uns. Durch das Wort Gottes wird Er uns unsere Unreinheit zum Bewusstsein bringen und uns dahin führen, unsere Sünde vor Gott zu bekennen. Aber Er wird uns auch zeigen, dass Er uns trotz allem liebt; dass wir unverändert in der Gnade (oder Gunst) Gottes stehen und dass Er die ganze Schuld am Kreuz bezahlt hat. So dient das Wort Gottes, wenn es um Reinigung geht, der Aufdeckung des Bösen und zugleich der Bewahrung vor Entmutigung.

Heiligung und Reinigung – das sind die gesegneten Früchte der Beschäftigung des Herrn mit uns.

Die Fußwaschung

Dieser so überaus gnadenvolle Dienst des Herrn wird auch in der Fußwaschung in Johannes 13 vorgestellt. Der Bericht darüber weist deutliche Parallelen zum bisher Gesagten auf, ja, er ist eine Illustration davon. Wie in Epheser 5 wird auch hier zuvor auf die Liebe des Herrn Jesus hingewiesen: „… da er die Seinen, die in der Welt waren, geliebt hatte, liebte er sie bis ans Ende“ (V. 1). Dort wie hier geschieht der Dienst des Herrn ungebeten. Er tut ihn von sich aus, aus Liebe zu den Seinen, die noch „in der Welt“ sind. Und wieder finden wir das „Wasser“, das der Meister im Blick auf Seine Jünger gebraucht: die Waschung mit Wasser durch das Wort.

Wenn Petrus in Verkennung der wahren Bedeutung des Handelns seines Herrn es ablehnt, sich von Ihm die Füße waschen zu lassen, so erhält er die bedeutsame Antwort: „Wenn ich dich nicht wasche, hast du kein Teil mit mir“ (V. 8). Darum geht es also: um ein Teil mit Ihm, um den praktischen Genuss der Gemeinschaft mit Ihm. Der Herr stand im Begriff, sie zu verlassen und zu Seinem Vater zu gehen. Aber Sein Herz gab sie nicht auf, und Er würde nicht aufhören, ihnen zu dienen. Wie der „hebräische Knecht“ sagte Er gleichsam: „Ich will nicht frei ausgehen“ (2. Mo 21,2-6). Die Liebe liebt zu dienen – auf ewig. Und wenn Er sie auch in der Welt zurücklassen musste, in der sie beständig der Gefahr ausgesetzt waren, sich zu beschmutzen, so würde Sein Dienst sie in die Lage versetzen, sich der Gegenwart und der Herrlichkeit Gottes zu erfreuen.

Als Zeichen davon wusch der Herr damals im Obersaal den Jüngern die Füße – nicht die Hände, die vom Wirken, sondern die Füße, die vom Wandel sprechen. Unser Weg als Kinder Gottes führt durch eine versuchungsreiche, böse Welt, und gar leicht beschmutzen wir uns dabei durch Sünde in der einen oder anderen Form. Dadurch aber verlieren wir den praktischen Genuss der Gemeinschaft mit Ihm. Deshalb brauchen wir die Reinigung von Sünde. Wie gnädig vom Herrn, dass Er für diesen ernsten Fall Vorsorge getroffen hat, was durch das Waschen der Füße angedeutet wird. In welcher Weise Er dabei auf uns das Wort Gottes anwendet und was das zur Folge hat, haben wir schon in Verbindung mit Epheser 5 betrachtet.

Doch noch eine weitere Antwort des Herrn verdanken wir der impulsiven Art von Petrus, der von einem Extrem ins andere verfällt und nun auch die Hände und das Haupt gewaschen haben will: „Wer gebadet ist, hat nicht nötig, sich zu waschen, ausgenommen die Füße, sondern ist ganz rein“ (V. 10). Mit „Baden“ und dessen Ergebnis „Er ist ganz rein“ verweist der Herr auf die neue Geburt aus Wasser und Geist, wie wir es in Johannes 3 gesehen haben. Diese Reinigung ist einmalig und grundsätzlicher Natur. Die Jünger hatten an Ihn geglaubt und waren von neuem geboren worden, mit Ausnahme von Judas, auf den der Herr anspielt, wenn Er hinzufügt: „… aber nicht alle.“ Die Übrigen waren schon rein um des Wortes willen, das Er zu ihnen geredet hatte (Joh 15,3).

Wasser – nicht Blut

Bisher haben wir nur von Reinigung durch „Wasser“ gesprochen, nicht durch „Blut“. Beides ist jedoch nötig. Der Herr Jesus ist „durch Wasser und Blut“ gekommen (1. Joh 5,6). Wasser redet von sittlicher Reinigung, Blut von Sühnung unserer Schuld. Während die Seite des Wassers dem Gläubigen zugewandt ist, ist die Seite des Blutes zu Gott gerichtet. Das eine ist eine sittliche Reinigung, das andere eine richterliche. Tatsächlich ist mit dem Blut Jesu Christi und dem Glauben daran auch Reinigung verbunden, wie in 1. Johannes 1 gesagt ist: „Das Blut Jesu Christi, seines Sohnes, reinigt uns von aller Sünde“ (V. 7). Oder denken wir an den Lobgesang in Offenbarung 1: „Dem, der uns liebt und uns von unseren Sünden gewaschen hat in seinem Blut …, ihm sei die Herrlichkeit …!“ (V. 5.6).

Wenn auch unser Thema heute das „Wasser“ war, so sollte doch die so wichtige Seite des Blutes wenigstens erwähnt werden. Dass wir indes alles unserem Herrn Jesus Christus, Seinem Leben und Seinem Tod, zu verdanken haben, macht uns glücklich und dankbar.

Ch. Briem

Einordnung: Ermunterung + Ermahnung, Jahrgang 2009, Heft 11, Seite 329

Stichwörter: Wasser