Vier Vorbilder aus dem ersten Buch Mose

Es gibt einen Gedanken, der die ganze Bibel durchzieht. Der Herr Jesus lässt ihn anklingen, indem Er Sein Gebet zum Vater, das in Johannes 17 aufgezeichnet ist, mit dem Hinweis auf „die Stunde“ beginnt. Tatsächlich gab Gott das erste Vorbild auf den Tod, der diese Stunde ankündigte, noch am selben Tag, als die Sünde in die Welt kam, und im letzten Buch des Neuen Testaments, das Gottes endgültigen Sieg berichtet, ist nirgendwo „das Lamm“ zu übersehen, auf dessen Opfertod dieser Sieg sich gründet.

Fürs Erste wollen wir jetzt die vier frühesten Vorbilder auf den Tod Christi betrachten.

Das erste findet sich in 1. Mose 3,21. Der Bericht ist sehr kurz gefasst. Nachdem Gott der Herr das Gericht über die Schlange, über die Frau und über Adam ausgesprochen hatte, bekleidete Er das schuldige Paar, dessen selbst gemachte Schürzen aus Feigenblättern sich als wertlos erwiesen hatten, mit Röcken von Tierfellen. Auch wenn es nicht ausdrücklich gesagt wird, schließt das eindeutig den Tod ein – den Tod der Tiere, die die Felle lieferten. Danach standen vor Gott also zwei schuldige Sünder, bekleidet mit dem, was vom Tod eines Opfers spricht.

Das Wort, das hier im Hebräischen verwendet wird, ist das gewöhnliche Wort für „bekleiden“, aber wir sollten wohl beachten, dass dieses hebräische Wort, das ein Bedecken bezeichnet, dasselbe ist, das überall im Alten Testament für „Sühnung“ verwendet wird. Im Licht von Römer 3,25 ist das sehr bezeichnend, denn dort wird vom „Hingehenlassen“ gesprochen. Gott hatte immer die wirkliche und ewige Sühnung vor Augen, die Christus durch Seinen Tod bewirken würde, und nur deshalb konnte Er bis dahin die Sünden der Israeliten „hingehen lassen“. Ihre Sünden wurden vor Seinem heiligen Auge „bedeckt“ durch die Darbringung der verordneten Opfer, die darauf hinwiesen.

Das erste dieser sühnenden Opfer geschah also durch die Hand Gottes selbst. Es war vorläufig und wies hin auf das große Opfer, das kommen würde. Es bildete den Tod Christi in seinem – wenn wir so sagen dürfen – einfachsten Gesichtspunkt vor: der Bedeckung, die einen sündigen Menschen befähigt, vor einem heiligen Gott zu stehen.

Gott nahen

Doch gleich im nächsten Kapitel begegnet uns ein weiteres Bild, das uns einen Schritt weiterführt. Als Sünder brauchen wir die Bedeckung, die das Gericht abwendet, das wir verdient hätten, doch wir brauchen noch mehr. Die Sünde hat eine Mauer zwischen uns und Gott aufgerichtet, und getrennt von Ihm werden wir nie glücklich sein. Gibt es einen Weg, auf dem wir Gott nahen können?

Kain verstand die schlimmen Folgen der Sünde nicht und dachte offenbar, dass das Nahen zu Gott eine ganz einfache Sache sei, die man dadurch erreichen kann, dass man Gott die Früchte seiner eigenen Arbeit anbietet. Abel dagegen hatte ein Empfinden davon, dass „der Lohn der Sünde der Tod ist“ (Rö 6,23), denn er brachte etwas „von den Erstlingen seiner Herde und von ihrem Fett“. Das zeigt klar, dass diese Erstlinge geschlachtet worden waren. Er tat das „durch Glauben“ (Heb 11,4) und nicht, weil er Schafhirte war. So erhielt er Zeugnis, dass er vor Gott gerecht und in seinem Nahen angenommen worden war.

Dieses zweite Bild hat uns einen Schritt weitergeführt. Es ist eine Sache, bedeckt und vor dem verdienten Gericht geschützt zu sein. Es ist eine andere und noch wunderbarere Sache, Gott zu nahen und dort Annahme zu finden. Zudem war es hier Abel, der aus Glauben handelte, während bei Adam und Eva alles von Gott ausging und nichts über den Glauben des schuldigen Paares gesagt wurde. Bis hierhin haben wir also Bilder vom Tod Christi gesehen, der einerseits das Gericht abwendet und anderseits die gerechte Grundlage unseres Nahens zu Gott ist.

Die Auswirkung der Sühnung: Ruhe

Doch wir müssen nach 1. Mose 8,20-22 weitergehen, wo die Opfer Noahs berichtet werden, nachdem die Gerichtsflut abgeklungen war. Vom reinen Vieh und Geflügel waren jeweils sieben mit in die Arche genommen worden, und nun wird das siebte als Brandopfer geopfert. Der Bericht lautet: „Und der Herr roch den lieblichen Geruch“ oder, wie es wörtlich heißt, „den Duft der Beruhigung“ – wobei „Beruhigung“ sich nicht auf einen zürnenden Gott bezieht, der „beruhigt“ werden muss, sondern auf eine Bereinigung der Verhältnisse: Als Folge davon wurde nämlich jetzt eine neue Ordnung der Dinge eingeführt – wenn auch das menschliche Herz unverändert blieb -, und Segen kam auf Noah und seine Söhne.

In diesem dritten Bild werden wir daher in Bezug auf die Bedeutung des Todes Christi weitergeführt. Gott hat darin im vollen Sinn einen „Duft der Beruhigung“ gefunden. Wenn Seine Ruhe des Tausendjährigen Reiches erreicht ist und wenn Er darüber hinaus sogar in jener neuen Schöpfung ruht, die in Offenbarung 21,1-6 vorhergesagt wird, wird das alles auf der Grundlage des Opfertodes Christi beruhen, genauso wie auf derselben Grundlage die alte, gefallene Schöpfung weggetan sein wird.

Wie wir im ersten und zweiten Bild den Tod Christi als Abhilfe für unsere Not sehen – ob als Bedeckung unserer sündigen Blöße oder als Befähigung, Gott wohlgefällig zu nahen – so zeigt dieses dritte Bild denselben Tod, wie er dem Bedürfnis des Herzens Gottes begegnet. Das geht bis zur Einführung einer unverderblichen Ordnung der Dinge in Gerechtigkeit und Heiligkeit, wenn die alte, verdorbene Ordnung für immer beseitigt ist.

Vater und Sohn

In 1. Mose 22 finden wir das vierte dieser frühen Vorbilder auf den Tod Christi, die vor der Einführung des Gesetzes und seiner Opfer gegeben wurden. Es enthält eine Fülle von Einzelheiten. Wir wollen einige davon beachten.

Zunächst haben wir hier sowohl einen Vater als auch einen Sohn – Abraham und Isaak. Isaak wird „dein einziger“ genannt (V. 2), obwohl Abrahams Sohn Ismael schon Jahre vorher geboren worden war. In Hebräer 11,17 wird Isaak noch einmal „sein Eingeborenen“ genannt.

Zum Ort des Opfers gingen sie „beide miteinander“ – der große Beweis des Glaubens Abrahams. Bei Isaak, dem Sohn, sehen wir nur Unterordnung. Es war Abraham, der den Knechten sagte, er und der Knabe würden zu ihnen „zurückkehren“, denn „er urteilte, dass Gott auch aus den Toten aufzuerwecken vermag“ (Heb 11,19). Das einzige Wort, das von Isaak berichtet wird, ist die Frage: „Wo aber ist das Schaf zum Brandopfer?“ Dann kam der Augenblick, als der Sohn auf den Altar gebunden wurde, bereit, geopfert zu werden, und kein Wort kommt über seine Lippen. Damit ist er ein Vorbild auf den Einen, von dem der Prophet sagt: „Er tat seinen Mund nicht auf wie ein Lamm, das zur Schlachtung geführt wird, und wie ein Schaf, das stumm ist vor seinen Scherern“ (Jes 53,7).

Hier endet das Vorbild, denn der Todeshieb gegen den Sohn blieb aus. Abrahams Hand wurde gehalten, und stattdessen fielen seine Augen auf den Widder, der im Gestrüpp von seinen Hörnern festgehalten wurde. Es heißt: „Abraham nahm den Widder und opferte ihn als Brandopfer anstatt seines Sohnes.“ Hier sehen wir also ein weiteres, bemerkenswertes Bild, denn die Worte „anstatt seines Sohnes“ bedeuten „als Stellvertreter für seinen Sohn“, wodurch wir sehen dürfen, dass der Grundsatz der Stellvertretung im Zusammenhang mit dem Werk Christi eine große Bedeutung hat.

Dieses vierte Bild vervollständigt das Gemälde, das Gott in jenen Tagen von den Segnungen durch den Tod Christi zeichnete. Inwieweit die frühen Gläubigen diese Vorbilder verstanden haben, entzieht sich unserer Kenntnis, aber im Licht des Neuen Testaments sollten sie deutlich zu unseren Herzen reden.

So haben wir diese vier Vorbilder kurz betrachtet. Der Opfertod Christi wurde damit vorgebildet als der einzige Weg, auf dem sündige Menschen vor dem Gericht geschützt werden können, als die einzige Grundlage, auf der wir Gott nahen und von Ihm angenommen werden können, und als Fundament, auf dem Gottes ewige Ruhe stehen wird. Und wir dürfen wissen, dass Christus über das vierte Vorbild hinaus in Seinem Tod der Stellvertreter für jeden Gläubigen geworden ist.

Wir wollen alle mehr und mehr darüber anbeten und uns darin erfreuen. Nicht nur im Licht der Schatten, sondern vielmehr im Licht des vollbrachten Opfers können wir mit anbetenden Herzen sagen: „Der Sohn Gottes, der mich geliebt und sich selbst für mich hingegeben hat …“ (Gal 2,20). Lasst uns die Stunde des Todes unseres Herrn Jesus nie vergessen!

F. B. Hole

Einordnung: Ermunterung + Ermahnung, Jahrgang 2010, Heft 12, Seite 353

Stichwörter: Tod Christi, Vorbilder