Vom Aussatz geheilt

Lukas 17,11-19

Es ist ein großes Geschenk, dass Gott uns Seine Gedanken mitgeteilt hat. Gott handelt mit uns wie mit Freunden und enthüllt uns Seine Pläne. Das Wort Gottes gibt uns Zeugnis von Christus; und wir sind Kinder, die das gute Brot des Hauses unseres Vaters essen. Alles, was es an Gnade in Gott gibt, gehört uns; all die Gedanken Gottes über Christus betreffen uns. Wir haben zweifellos noch nicht alles im Wort Gottes gefunden, was uns gehört; aber dennoch hat Gott in Seinem Wort all die Herrlichkeit und Gnade in seinem Sohn offenbart und uns alles mitgeteilt.

Jedes Evangelium hat seinen speziellen Charakter, denn der Heilige Geist zeigt uns in jedem Evangelium einen der Charakterzüge Christi. Im Matthäus-Evangelium finden wir Christus als die Erfüllung der Verheißungen; im Markus-Evangelium Christus als Diener; im Lukas-Evangelium Christus als Sohn des Menschen und schließlich im Johannes-Evangelium Christus als Sohn Gottes. Auf diese Weise teilt der Heilige Geist uns die ganze Fülle Jesu mit. Aber die Geschichte der Evangelien ist auch immer die der Ablehnung des Erlösers. Man erkennt, wie die Bosheit des Menschen zunimmt. Am Anfang des Matthäus-Evangeliums (Kap. 5,1-4) sehen wir, dass Jesus segnet; am Ende (Kap. 23) lesen wir dagegen davon, dass Er verfluchen muss.

Als Satan verdarb, was Gott gemacht hatte, brachte Gott etwas Besseres hervor: Dem ersten Adam folgte der zweite Adam, dem Gesetz das Evangelium. Das, was verdorben ist, stellt Gott nicht wieder her; Er schafft etwas viel Herrlicheres – zu Seiner Ehre.

Für uns ist es schwierig, all das, was hier auf der Erde ist, nach dem zu beurteilen, was im Himmel ist. Dieser „himmlische Charakter“ wird uns in Kapitel 16 des Lukas-Evangeliums präsentiert: In der neuen Haushaltung ändert sich der Grundsatz, nach dem alle Dinge beurteilt werden; Reichtum wird in dieser Haushaltung als Hindernis angesehen. Die Einführung des Himmels in unser Denken ändert unsere ganze Sichtweise, unsere Art zu denken. Dieser Grundsatz ist äußerst wichtig für jeden Christen. Gleichzeitig kann er diesen Grundsatz nur sehr schwer verwirklichen, weil die natürlichen Denkgewohnheiten nur schwierig auszurotten sind. Ein weltlich gesinnter Christ wird Mühe haben, die Denkweise der Gesellschaft, die ihn umgibt, loszuwerden. Die gleichen lästigen Gewohnheiten finden wir auch in den religiösen Gedanken und in der religiösen Sprache. In der Tat hat ein Christ keinen Platz in dieser Welt: Auch Jesus hatte keinen. Als Er auf die Erde kam, gab es für Ihn nicht einmal einen Platz in einer Herberge; Er wurde in einen Stall verbannt. Wenn wir, statt der Gedanken des Menschen, das annehmen, was Gott über sich selbst sagt und diese Gedanken Gottes aufnehmen, werden wir Freude, Freiheit und Befreiung erleben.

Neun der zehn Aussätzigen waren Juden und einer war ein Samariter. Aussatz ist ein Bild der Sünde – daher mussten die Aussätzigen ausgegrenzt werden, seien sie Juden oder Samariter; alle Aussätzigen waren gleichermaßen unrein. Ob bekennender Christ, Jude oder Heide, jeder Sünder ist für Gott unrein. Alle müssen sich gleichermaßen fernhalten; und viele rufen so wie die Aussätzigen: „Jesus, Meister, erbarme dich unser!“

Jesus schickt die Aussätzigen zu den Priestern, damit sie deren Heilung bezeugen sollten; die Aussätzigen glauben und gehorchen dem Wort. Als sie sich auf den Weg machen, werden sie gereinigt – aber sie begeben sich wieder unter das Joch des Gesetzes. Sie haben einen Segen, ein Geschenk, erhalten, aber das hindert sie nicht, sich von neuem unter das Gesetz zu stellen, das bald abgeschafft werden würde.

Nur der Samariter kehrt zu der Quelle aller Gnade zurück. Er gibt Gott die Ehre, und Jesus lässt ihn nicht unter das Joch des Gesetzes zurückkehren. Viele Menschen, die Gnade und Heilung gefunden haben, verstehen das nicht, und anstatt sich auf den Erlöser zu verlassen, begeben sie sich wieder unter die Knechtschaft des Gesetzes und erkennen nicht, dass sie Gott in dem empfangenen Segen gefunden haben. Wenn Gott uns begnadigt, finden wir nicht nur die Gnade, sondern Gott selbst. Gott fängt damit an, den Sünder zu rechtfertigen, so dass nicht mehr das Geringste zwischen Ihm und dem Sünder steht. Warum sollten wir, wenn wir doch mit all unseren Sünden Gott begegnet sind und Gnade empfangen haben, zum Gesetz zurückkehren und uns so wieder unter Sünde und Verdammnis stellen? Wir sollten nicht ständig auf das achten, was wir in uns selbst finden, sondern auf das, was wir in Gott für uns finden. Wir brauchen nur, wie der Samariter, Gott mit lauter Stimme zu verherrlichen. Andernfalls beurteilen wir Gott gemäß unserer eigenen Sicht, anstatt uns selbst nach Gottes Gedanken zu beurteilen.

Der Glaube dringt direkt in das Herz Gottes. In meinem schlechten Zustand begegnete mir das Beste, was Gott besaß – der Sohn Gottes. Am Kreuz finden wir Gott, der Seinen Sohn für unsere Sünden gab. Wenn wir Gott auf diese Weise kennen, dann wissen wir, was das für uns bedeutet: Wo meine Sünden überströmend waren, ist die Gnade noch überreichlicher geworden. Der allein wahre Gott, den ich kenne, ist derjenige, der mir Seine Liebe bewiesen hat, indem Er Seinen Sohn für meine Sünden gegeben hat. Wenn wir Gott auf diese Weise kennen, ist die Freude grenzenlos. Alles, was in Jesus anziehend ist, das Gute, die Macht, ist für mich. Die Liebe Gottes hat mich in die Herrlichkeit Christi versetzt; ich stehe in dieser einzigartigen Beziehung zu Gott. Er liebt mich. Er hat mich von meinem Aussatz geheilt. Als ich in meinen Sünden war, ist Christus zu mir gekommen, für mich gestorben und hat mir Heilung gebracht.

Wenn Gott sich verherrlichen will, dann in Jesus. Die Liebe Gottes in uns verbindet alle Christen miteinander; und das, was alle Christen von Gott kennen, ist die Offenbarung Seiner Liebe.

J.N. Darby

Einordnung: Ermunterung + Ermahnung, Jahrgang 2014, Heft 1, Seite 20

Bibelstellen: Lk 17,11-19

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