Beerseba im Leben Jakobs
Glückselig der, dessen Hilfe der Gott Jakobs, dessen Hoffnung auf den HERRN, seinen Gott, ist!
Psalm 146,5
Beerseba ist ein Ort in der südlichen Wüstengegend Israels (vgl. 1. Mo 21,14). Übersetzt bedeutet Beerseba „Eides-Brunnen“ oder „Brunnen der Sieben“. Seinen Namen bekam der Ort, als Abraham und Abimelech einen Bund schlossen: Abraham erhielt die Erlaubnis, den Brunnen zu nutzen, den er in dieser Wüstengegend gegraben hatte (1. Mo 21,31). Offenbar wurde dieser Bund mit einem Eid besiegelt. Später wurde Beerseba zum Wohnort von Abraham und Isaak (1. Mo 26,23-33).
Dieser bedeutende Ort im Leben von Abraham und Isaak war auch ein „Meilenstein“ in der Geschichte Jakobs. Obwohl Jakob eher ein häuslicher Typ war (1. Mo 25,27), musste er mehrmals seinen Wohnort wechseln und mehrere größere Reisen unternehmen. Beerseba bildete eine entscheidende Ausgangsstation für zwei bedeutende Reisen.
Die erste große Reise
In 1. Mose 28,10 lesen wir von Jakobs erster großer Reise: „Und Jakob zog aus von Beerseba und ging nach Haran.“
Mit ca. 77 Jahren[1] zog „Jakob“ (übersetzt „Überlister, Fersenhalter“) von Beerseba aus und ging nach Haran. Diese Reise führte ihn circa 750 km nach Norden. Das Ziel war Haran, die erste große Zwischenstation auf der Reise seines Großvaters Abraham von Ur bis in das Land Kanaan. Haran war der Ort, wo Jakobs Urgroßvater Tarah gestorben war und jetzt sein Onkel Laban wohnte (1. Mo 11,31.32; 12,5; 27,43). Als Jakob von Beerseba nach Haran ging, stand er in der Mitte seines Lebens. Diesen Weg von Beerseba nach Haran ging Jakob auf den Rat seiner Mutter und aus eigenem Antrieb (1. Mo 27,43; 28,20-22). Er war einsam und ein Flüchtling vor seinem Bruder Esau. Er musste noch sehr viel in der Schule Gottes lernen. Aber Gott erwies ihm auf diesem Weg seine Gnade.
Die zweite große Reise
Von der zweiten Reise, deren Ausgangsort Beerseba war, wird in 1. Mose 46,1-5 berichtet: „Und Israel brach auf und alles, was er hatte, und kam nach Beerseba; und er opferte Schlachtopfer dem Gott seines Vaters Isaak. Und Gott redete zu Israel in den Gesichten der Nacht und sprach: Jakob! Jakob! Und er sprach: Hier bin ich. Und er sprach: Ich bin Gott, der Gott deines Vaters; fürchte dich nicht, nach Ägypten hinabzuziehen; denn zu einer großen Nation will ich dich dort machen. Ich will mit dir nach Ägypten hinabziehen, und ich will dich auch gewiss heraufführen; und Joseph soll seine Hand auf deine Augen legen. Da machte sich Jakob von Beerseba auf, und die Söhne Israels führten Jakob, ihren Vater, und ihre kleinen Kinder und ihre Frauen auf den Wagen, die der Pharao gesandt hatte, um ihn zu holen.“
Obwohl der Ausgangsort derselbe wie in 1. Mose 28,20 war, finden wir bei dieser Reise von Jakob völlig andere Umstände vor: Bei seiner zweiten Reise zog er als „Israel“ (übersetzt „Kämpfer Gottes“) mit ca. 130 Jahren (1. Mo 47,9) von Beerseba nach Ägypten. Während die erste Beerseba-Reise ihn nach Norden führte, reist er nun circa 250 km nach Südwesten. Diese Reise machte er aus eigenem Antrieb. Zwar zog er aus Liebe zu seinem Sohn Joseph und um seine Familie von der Hungersnot zu retten. Aber jetzt zog er mit dem Segen Gottes, der ihn zu dieser Reise beauftragte (1. Mo 46,2-4). Diese letzte große Reise unternahm er nicht allein und einsam. Nein, Gott hatte ihn reich gesegnet und ihm eine große Familie geschenkt. Alle seine Söhne und ihre Familien reisten mit ihm. Jakob kam zwar nicht mehr lebend in das Land der Verheißung zurück, aber seinen Söhnen gab er den Auftrag, ihn im verheißenen Land, in der Höhle Machpela vor Mamre zu begraben (1. Mo 49,28-33).
Unterricht in Gottes Schule
Zwischen diesen beiden Beerseba-Reisen lagen rund 50 Jahre „Unterricht“ in der Schule Gottes. Sie hatten aus Jakob einen anderen Menschen gemacht. Er war als „Überlister“ nach Haran gezogen. Gott hatte Jakob in der Ferne bewahrt, erzogen, gesegnet und ihn wieder zurück in das verheißene Land gebracht. Am Ende seines Lebens verließ er Beerseba als „Kämpfer Gottes“. Jetzt ging er in abhängiger Demut und war zum Anbeter gereift (Heb 11,21).
Der Vergleich dieser beiden „Beerseba-Reisen“ zeigt uns eine schöne Entwicklung im Leben des Patriarchen Jakob. Was für ein großes Werk konnte Gott an diesem Gläubigen tun! Nur Er allein kann Menschen wirklich zum Guten verändern – auch heute!
Da sprach er: Nicht Jakob soll fortan dein Name heißen, sondern Israel; denn du hast mit Gott und mit Menschen gerungen und hast gesiegt.
1. Mose 32,29
Fußnoten:
Jakob war 130 Jahre, als er vor den Pharao kam (1. Mo 47,9). Das war im zweiten Jahr der siebenjährigen Hungersnot (1. Mo 45,11). Zu diesem Zeitpunkt war sein Sohn Joseph 39 Jahre alt (1. Mo 41,46.53; 45,11). Daraus folgt, dass Jakob bei der Geburt von Joseph rund 91 Jahre alt war. Zu diesem Zeitpunkt hatte Jakob seinem Onkel Laban bereits 14 Jahre für seine beiden Frauen Lea und Rahel gedient (1. Mo 29,25-30). So ergibt sich, dass Jakob mit ungefähr 77 Jahren zu Laban kam.