Der feste Bogen in Gottes Hand
„Aber sein Bogen bleibt fest, und gelenkig sind die Arme seiner Hände durch die Hände des Mächtigen Jakobs. Von dort ist der Hirte, der Stein Israels: von dem Gott deines Vaters, und er wird dir helfen, und dem Allmächtigen, und er wird dich segnen“ (1. Mo 49,24.25).
Dieser Teil des Segens Jakobs beschäftigt sich mit Joseph. Er weist prophetisch auf den Herrn Jesus hin, der „Sohn eines Fruchtbaums“ und der „Abgesonderte unter seinen Brüdern“ (1. Mo 49,22.26). Dennoch liegen in den kurzen Worten mindestens zwei Motivationen für jeden, der im täglichen Kampf für seinen Herrn steht. Erstens lernen wir, dass wir trotz eigener Schwachheit Kraft haben. Zweitens lernen wir, von wem diese Kraft kommt.
Kraft trotz eigener Schwachheit
Unsere Kraft liegt nicht in uns selbst. Wir empfinden, dass wir keine eigene Kraft haben und schwach sind. Dennoch sind wir nicht ohne Hilfe. Unser Bogen – Symbol für den Kampf – bleibt fest. Unsere Kraft liegt in Gottes Hand. Kurz vorher hatte Jakob von den Bogenschützen gesprochen, die seinen Sohn bekämpften (V. 23). Er stand also in akuter Gefahr. Das gilt für jeden von uns. Wir haben einen Feind, der gegen uns ist (der Teufel). Wir haben einen Feind, der um uns herum ist (die Welt) und wir haben einen Feind, der in uns ist (das Fleisch). Wie können wir da überwinden? Das Neue Testament sagt uns, dass wir „mehr als Überwinder“ sind – und zwar durch den, der uns geliebt hat (Röm 8,37). Unsere Stärke liegt nicht in uns. Es ist die „Macht seiner Stärke“, in der wir stark sind (Eph 6,10). Voraussetzung, um diese Kraft zu nutzen, ist, unsere eigene Schwachheit anzuerkennen
(2. Kor 12,10).
Stellen wir uns einen Vater mit seinem kleinen Sohn vor. Der Sohn versucht, mit Pfeil und Bogen zu schießen. Doch er schafft es nicht. Er kann den Bogen kaum halten und den Pfeil nicht einspannen. Er ist einfach nicht stark genug. Doch der Vater lässt ihn nicht. Er hilft ihm. Liebevoll nimmt er die kleine Hand des Jungen in seine eigene starke Hand, mit der er dann den Bogen hält und den Pfeil einspannt. So kann der Junge den Pfeil sicher abschießen.
Genauso macht es Gott mit uns. Unsere Kraft liegt in seiner Kraft. Unser Geschick liegt in seinem Geschick. Mit unserem Gott rennen wir gegen eine Schar an und überwinden Mauern (Ps 18,30). Ohne unseren Gott richten wir gar nichts aus.
Unser Gott hält den Bogen
Um in dem Bild zu bleiben: Der Sohn hat volles Vertrauen in seinen Vater. Er weiß genau: Wenn der Bogen in der Hand meines Vaters ist, dann bleibt er fest. Er kennt seinen Vater und weiß, dass er stark ist.
Jakob gebraucht hier verschiedene Titel Gottes. Er beschreibt Gott so, wie er Ihn selbst kennengelernt hatte. Es wird unmittelbar klar, dass wir hier nicht auf typisch „christlichem Boden“ sind, denn Jakob kannte Gott nicht als seinen „Vater“ in dem Sinn, wie wir Ihn kennen (Joh 20,17). Dennoch sprechen die fünf Bezeichnungen für Gott bzw. Christus auch zu unseren Herzen, die wir in einer viel engeren Beziehung zu Ihm stehen.
• Der Mächtige Jakobs: Jakob (der Überlister) hatte lange versucht, sein Leben in seine eigenen Hände zu nehmen und ohne Gott klarzukommen. Er war gescheitert. Doch dann hatte er den „Mächtigen“ kennengelernt, der aus dem Überlister (Jakob) einen Kämpfer Gottes (Israel) gemacht hatte. Sein eigenes Leben war der beste Beweis dafür, dass Gott mächtig ist. So haben auch wir Erfahrungen mit unserem Gott gemacht. Wir kennen Ihn als den Mächtigen, der unser Leben in seiner Hand hält und uns Kraft gibt.
• Der Hirte: Jakob kannte Gott auch als den Hirten, der sich um ihn gekümmert hatte, der ihn vom ersten bis zum letzten Tag geweidet hatte (1. Mo 48,15). Jakob hatte erlebt, dass Gott alles getan hatte, um ihm die Fürsorge zu geben, die er brauchte. Auch wir kennen den Hirten, der sich um uns kümmert. Wir gehören Ihm, weil Er sein Leben für uns gegeben hat. Das ist der höchste Beweis seiner Liebe und macht deutlich, dass Er sich bis zum Ende um uns kümmern wird. Unter seiner Fürsorge werden wir nicht schwach.
• Der Stein: Der Stein spricht von Stabilität und Festigkeit. Auch das hatte Jakob erfahren. Zuerst hatte er sein Leben wie auf Sand gebaut. Er hatte getäuscht und war selbst enttäuscht worden. Sein Leben war ein Auf und Ab. Stabilität kam erst dann in sein Leben, als er es Gott übergab. Auf diesen Gott setzen wir unser Vertrauen. Auf Ihn können wir uns ganz verlassen. Wenn wir schwach sind – Er bleibt stark.
• Der Gott deines Vaters: Jakob macht seinem Sohn Mut, indem er ihn an das erinnert, was er selbst mit Gott erlebt hatte. Wir verstehen gut, dass Gott sich wiederholt der „Gott Abrahams“ und der „Gott Isaaks“ nennt. Wir wundern uns vielleicht, dass Er sich auch der „Gott Jakobs“ nennt – da Jakob Ihm doch so viel Mühe gemacht hatte. Ein Beispiel ist Psalm 146,5: „Glückselig der, dessen Hilfe der Gott Jakobs, dessen Hoffnung auf den Herrn, seinen Gott, ist!“. Für uns gilt das ebenso. Obwohl wir Gott so oft enttäuscht haben, können wir uns doch auf Ihn verlassen. Er gibt uns Kraft und hilft uns.
• Der Allmächtige: So hatte Gott sich Abraham gegenüber offenbart (1. Mo 17,1). So kannten Ihn die Patriarchen. Gott ist allmächtig. Er ist allwissend. Er ist allgegenwärtig. Es gibt nichts in unserem Leben, dass Ihm zu groß ist, aber es gibt auch nichts, das Ihm zu klein ist. Er ist stark. Er ist mächtig. Niemand ist mit Ihm zu vergleichen. Und dieser allmächtige Gott steht auf unserer Seite. Er ist der „Erhabene an Kraft, den wir nicht erreichen“ (Hiob 37,23). Er sagt selbst: „Ein ewiger Gott ist der Herr, der Schöpfer der Enden der Erde; er ermüdet nicht und ermattet nicht, unergründlich ist sein Verstand. Er gibt dem Müden Kraft, und dem Unvermögenden reicht er Stärke dar in Fülle. … die auf den Herrn harren, gewinnen neue Kraft: Sie heben die Schwingen empor wie die Adler; sie laufen und ermatten nicht, sie gehen und ermüden nicht (Jes 40,28-31).
Fazit
Derselbe Gott, von dem Jakob hier spricht und der Joseph die nötige Kraft geben würde, steht an unserer Seite. Es muss uns nicht traurig machen, wenn wir in uns keine Kraft haben. Im Gegenteil: Das ist sogar die Voraussetzung, dass Gott unsere Hand nimmt und für uns den Bogen spannt. Und obwohl wir Ihn viel besser kennen, als Jakob Ihn je kannte, zeigen uns die genannten Titel Gottes auch, dass wir auf Ihn völlig vertrauen können. Er enttäuscht nicht.
Und er hat zu mir gesagt:
Meine Gnade genügt dir, denn meine Kraft wird in Schwachheit vollbracht. Daher will ich mich am allerliebsten viel mehr meiner Schwachheiten rühmen, damit die Kraft des Christus über mir wohne.
2. Korinther 12,9