Ehe und Familie

Medienkompetenz – Kinder im digitalen Zeitalter begleiten

Kinder wachsen heute mitten in einer digitalen Welt auf. Smartphones, Tablets und das Internet begleiten für viele längst den Alltag. Die Frage, wie Eltern ihre Kinder gut auf diesen Umgang vorbereiten, ist drängender denn je. Medienkompetenz wird so zu einem wichtigen Erziehungsziel – und stellt gläubige Eltern vor besondere Herausforderungen und Chancen.

Immer wieder wird die Forderung erhoben, „Medienkompetenz“ als verpflichtendes Schulfach in deutschen Schulen – zumindest ab der fünften Klasse – einzuführen. Zuletzt war dies erneut eine Forderung des Sozialverbandes Deutschland. Die Gründe liegen auf der Hand: Kinder und Jugendliche wachsen heute als sogenannte „Digital Natives“ auf. Die Frage, ob die reale Welt digitalisiert ist oder die digitale Welt real ist, stellt sich schon lange nicht mehr. Beides ist untrennbar miteinander verbunden. Niemand von uns kann die Welt verlassen – wir sind „in der Welt“. Dabei eröffnet die Digitalisierung durchaus Chancen (z.B. in der Verbreitung des Evangeliums). Gleichzeitig birgt sie erhebliche Gefahrenpotenziale, die wir nicht unterschätzen sollten.

Warum Medienkompetenz nötig ist

Viele Vorschulkinder hantieren bereits mit dem Smartphone oder Tablet ihrer Eltern oder Großeltern und wissen sehr genau, welche Tasten sie drücken müssen, um bestimmte Inhalte zu sehen oder bestimmte Spiele zu spielen. Viele Grundschüler bewegen sich auf Plattformen wie YouTube oder TikTok, spielen Online-Spiele oder kommunizieren über soziale Netzwerke.

Unabhängig davon, dass „der Bildschirm“ grundsätzlich für Kinder nicht gut ist, geraten sie dabei oft in Kontakt mit Inhalten, auf die sie nicht vorbereitet sind und die ihr Herz und Denken negativ beeinflusst. Damit sind sie mehr oder weniger schutzlos Gefahren ausgesetzt, die Folgen haben. Die Risiken und Nebenwirkungen dürfen nicht unterschätzt werden – und die Spätfolgen können gravierend sein.

Die Bibel erwähnt zwar weder das Smartphone noch das Internet oder die Digitalisierung. Aber sie spricht sehr wohl von Einflüssen, die unsere Gedanken und Herzen prägen:

• Paulus warnt: „Lasst euch nicht verführen: Böser Umgang verdirbt gute Sitten“ (1. Kor 15,33).

• Petrus stellt fest: „Von wem jemand überwältigt ist, diesem ist er auch als Sklave unterworfen“ (2. Pet 2,19).

Übertragen auf die digitale Welt bedeutet das: Wenn Kinder und Jugendliche unreflektiert das konsumieren, was ihnen auf dem Bildschirm begegnet, hat das gravierende Auswirkungen auf Herz und Denken. Auch hier gilt: „Man ist, was man isst.“

Unabhängig davon, dass digitale Medien der Zeitfresser Nr. 1 sind, prägen sie Werte und Verhalten. Häufige Folgen sind falsche Ideale, irreführende Meinungen oder letztlich sogar gefährliche Abhängigkeiten.

Die Sorge von Paulus ist bis heute aktuell: „Ich fürchte aber, dass etwa, wie die Schlange Eva durch ihre List verführte, so euer Sinn verdorben und abgewandt werde von der Einfalt gegenüber dem Christus“ (2. Kor 11,3). Genau das passiert, wenn der Medienkonsum zum prägenden Element im Leben wird – für Kinder wie für Erwachsene.

Man sagt: „Kinder sind wie Wachs in dem, was sie aufnehmen, und wie Stein in dem, was sie behalten“ – da ist etwas dran.

Was Medienkompetenz eigentlich ist

Medienkompetenz ist deshalb etwas, das Kinder und Jugendliche früh lernen müssen. Es geht nicht darum, Kinder völlig von Medien zu isolieren – jedenfalls nicht ab einem gewissen Alter. Mit Medienkompetenz ist jedoch weit mehr gemeint als das technische Wissen, welche Tasten man bedienen muss. Medienkompetenz bedeutet, kritisch, reflektiert und verantwortungsvoll mit digitalen Inhalten umzugehen.

Medienkompetenz umfasst mindestens drei Dimensionen:

1. Kritisches Prüfen der Inhalte: Medienkompetenz bedeutet, zu wissen, dass nicht alles, was im Internet zu finden ist, wahr ist. Fake News und gezielte Desinformation sind Alltag. Kinder müssen lernen, das zu erkennen – zumal sie naturgemäß gutgläubiger sind als viele Erwachsene. Johannes warnt: „Geliebte, glaubt nicht jedem Geist“ (1. Joh 4,1). Satan ist ein Meister der Lüge und die digitale Welt ist eine willkommene Plattform für ihn.

2. Verantwortungsvoller Umgang: Medien rauben Zeit und können süchtig machen. Die Zahl internetsüchtiger Kinder und Jugendlicher steigt beängstigend. Paulus schreibt: „Alles ist mir erlaubt, aber nicht alles ist nützlich. Alles ist mir erlaubt, aber ich will mich von keinem beherrschen lassen“ (1. Kor 6,12). Kinder brauchen vernünftige Alternativen, damit sie nicht zu viel Zeit in der digitalen Welt verbringen.

3. Grenzen setzen: Eltern müssen ihren Kindern klare Grenzen setzen – zum Schutz von Herz und Gedanken. „Behüte dein Herz mehr als alles, was zu bewahren ist; denn von ihm aus sind die Ausgänge des Lebens“ (Spr 4,23). Wie diese Grenzen aussehen, hängt vom Alter und der Situation ab. Grundsätzlich aber gilt: „Je später, desto besser“ und „Weniger ist mehr“.

Die Verantwortung der Eltern

Es spricht nichts dagegen, wenn Schulen Medienkompetenz vermitteln. Der Erfolg hängt jedoch zum einen vom Lehrplan und zum anderen von den Lehrkräften ab. Klar ist aber: Schulische Medienbildung ersetzt niemals die Verantwortung der Eltern oder christlicher Begleiter. Eltern sind vom Herrn berufen, ihre Kinder zu erziehen – dazu gehört auch, sie im Umgang mit digitalen Medien anzuleiten.

Für die Eltern Moses kam der Moment, als sie ihren Sohn nicht mehr verbergen konnten – sie legten ihn in den Nil. Doch sie taten es weise und vorsorglich, nämlich in einem geschützten Kästchen.

So dürfen auch wir unsere Kinder nicht sorglos allein in der digitalen Welt lassen. „Learning by doing“ mag in manchen Bereichen sinnvoll sein – im Umgang mit digitalen Medien ist es das nicht. „Laissez-faire“ ist ebenfalls keine Lösung. Es ist unsere Pflicht, unsere Kinder zu begleiten, ihnen Chancen und Risiken zu erklären und ihnen verbindliche Grenzen zu setzen.

Konkret heißt das zum Beispiel:

• Medienzeiten und Inhalte bewusst begrenzen

• Inhalte gemeinsam anschauen und besprechen

• Kinder befähigen, das Gute vom Schädlichen zu unterscheiden

Entscheidend ist, dass wir als Eltern (und Erwachsene) gute Vorbilder sind. Wer Wasser predigt und Wein trinkt, wird Kinder nicht überzeugen. Sie durchschauen das schneller, als uns lieb ist. Ziel ist, dass Kinder ihre Entscheidungen am Wort Gottes ausrichten. „Erziehe den Knaben seinem Weg entsprechend; er wird nicht davon weichen, auch wenn er alt wird“ (Spr 22,6). Das bedeutet auch: Erziehung ist ein Prozess, der von Anfang an kontinuierlich und zielgerichtet gestaltet werden muss. Mit anderen Worten: „Früh geübt ist halb gewonnen.“

Fazit

Die Forderung nach einem Schulfach „Medienkompetenz“ zeigt, dass selbst unsere Gesellschaft zunehmend begriffen hat, wie ernst die Lage ist. Kinder müssen lernen, sich im digitalen Netz zu bewegen, ohne sich darin zu verfangen. Diese Aufgabe darf nicht allein an die Schulen abgegeben werden.

Christliche Eltern haben die Verantwortung – und das Vorrecht -, ihre Kinder liebevoll zu begleiten, ihnen Orientierung zu geben und sie am Wort Gottes auszurichten. Wenn wir ihnen helfen, Medien im Licht der Bibel zu beurteilen, vermitteln wir ihnen nicht nur Kompetenz, sondern stärken sie für ein Leben im Glauben inmitten einer Welt voller Gefahren.

Ernst-August Bremicker

Einordnung: Im Glauben leben, Jahrgang 2025, Heft 12, Seite 7

Bibelstellen: 1. Korinther 6,12; 15,33; 2. Korinther 11,3; 2. Petrus 2,19; 1. Johannes 4,1; Sprüche 4,23; 22,6;

Stichwörter: Grenzen, Inhalte, Medien, Medienkompetenz, Medienzeiten, Umgang, Verantwortung