Amalek heute – Kampf auf der Reise

„Ziehe aus, streite!“ Das waren Moses klare Worte an Josua, als Amalek kam, um gegen Israel zu kämpfen. -Wir könnten an dieser Begebenheit vorübergehen, sie als rein historisch interessant betrachten, für uns persönlich aber ignorieren; doch damit würden wir vergessen, dass auch der Kampf Israels gegen Amalek zu unserer Ermahnung beschrieben worden ist (1. Kor 10,11) und dass die Notwendigkeit zu kämpfen heute um nichts geringer ist als damals. Für das Volk Gottes gilt auch im 21. Jahrhundert nach Christi Geburt: „Ziehe aus, streite!“

Zuerst das Passah

Im Handeln Gottes mit Israel, in der Abfolge der Ereignisse, hatte der Kampf gegen Amalek seinen bestimmten Platz. Bis hierher hatte es nicht geheißen: „Erwähle uns Männer …, streite“, sondern: „Jehova wird für euch streiten, und ihr werdet stille sein“ (2. Mo 14,14). Hinter den Israeliten lag die Geschichte ihrer Befreiung aus der Sklaverei Ägyptens: das Blut des Passahlamms, das sie vor dem Gericht Gottes über ganz Ägypten schützte; das Wunder des Zuges durch das Rote Meer und die Vernichtung der Heeresmacht des Feindes; das Lied der Erlösung am anderen Ufer.

Das Gegenbild von dem allen ist auch für uns „lebendige Vergangenheit“: Das Blut des „Lammes Gottes“ – des Herrn Jesus – ist zu unserer Erlösung geflossen; wir beziehen mit Recht die Verheißung Gottes auf uns: „Sehe ich das Blut, so werde ich an euch vorübergehen“ (2. Mo 12,13). Zugleich hat Christus uns durch Seinen Tod befreit aus dem Klammergriff Satans; dessen Macht ist vernichtet; der Zwang, ihm zu dienen, ist vorüber. Wir danken von ganzem Herzen Dem, der uns erlöst hat, und beten Ihn an.

Dann das Brot des Lebens …

Doch auch jetzt war die Zeit des Kampfes noch nicht gekommen. Israel lernte als Nächstes die Nahrung Gottes für die Zeit der Wüstenreise kennen; sie wurden gestärkt durch das Manna, das der Herr Jesus als ein Vorbild auf Sich selbst deutet: „Ich bin das lebendige Brot, das aus dem Himmel herniedergekommen ist; wenn jemand von diesem Brot isst, wird er leben in Ewigkeit“ (Joh 6,51). Sein Menschwerden war die Voraussetzung für Seinen Tod, durch den Er uns ewiges Leben brachte. Dieses Leben kann kein Kind Gottes wieder verlieren; das ist wahr. Und doch muss es unterhalten, ernährt werden, wenn es nicht inaktiv und fruchtlos werden soll. Die Nahrung dafür in der Wüste ist immer Christus – das „Manna“, das Gott jedem, der zum Glauben kommt, zur täglichen Ernährung gibt.

… und das Wasser des Lebens

Noch etwas Zweites fehlte Israel, bevor Gott ihnen den Kampf zumutete: Wasser! Das war die Erfahrung von Rephidim, wo Mose auf Gottes Anweisung hin den Felsen schlug, und Ströme von Wasser kamen heraus, um ein Volk von mehreren hunderttausend Menschen zu erfrischen. -„Der Fels aber war der Christus“ (1. Kor 10,4). Nachdem Er auf Golgatha „geschlagen“ wurde und nach Seiner Auferstehung den Platz in der Herrlichkeit einnahm, sandte Er von dorther den Heiligen Geist. Dieser ist das „lebendige Wasser“, das der Herr schon der Frau an der Quelle Jakobs angekündigt hatte (Joh 4,10.14). Er hat seit dem damaligen Pfingsttag in jedem Gläubigen Wohnung genommen, und das Ergebnis Seines Wirkens ist – ganz praktisch – Erfrischung für den inneren Menschen des Gläubigen, indem Er ihn verbindet mit Christus, dem Felsen.

Dann erst der Kampf

Dies alles ist Gottes Fürsorge für Sein Volk – damals Israel, heute die Versammlung. Es fehlte und fehlt an nichts; der Reichtum Gottes steht uns zur Verfügung. Aber zugleich sind alle diese Erlebnisse Vorbereitungen für den Kampf. Denn Amalek ist keine zufällige, beiläufige Erscheinung in der Geschichte Israels – Amalek erscheint bis zum heutigen Tag immer und immer wieder auf der Bildfläche. Und nie ist es etwas anderes als ein Feind, der bekämpft werden muss.

Wer ist Amalek für uns heute? Ägypten hatte versucht, die Erlösung zu verhindern und das Volk in der Knechtschaft festzuhalten; das lag bereits hinter ihnen. Nun aber kam Amalek und stellte sich Israel in der Wüste entgegen. Das Ziel war bei Ägypten wie bei Amalek dasselbe:

zu verhindern, dass das Volk Gottes Ihm ein Fest feierte in der Wüste und dass sie wohlbehalten das Land des Segens erreichten.

So betrachtet, haben auch wir Ägypten hinter uns. „Wir haben die Erlösung durch sein Blut“ (Eph 1,7); wir sind befreit, die wir „durch Todesfurcht das ganze Leben hindurch der Knechtschaft unterworfen waren“ (Heb 2,15). Das ist eine vollendete Tatsache. Doch das Problem namens „Amalek“ bleibt aktuell! Es ist der Widerstand des Teufels auf unserem Weg.

Das Interesse des Teufels bei diesen Angriffen ist klar: Er will in erster Linie Gott die Verehrung durch Sein Volk, die Anbetung, rauben, will verhindern, dass wir Ihm „ein Fest halten in der Wüste“ (2. Mo 5,1). Sodann will Er unterdrücken, dass die Kenntnis des wahren Gottes durch unser Zeugnis noch verbreitet wird. Und nicht zuletzt möchte er diejenigen, die der Stellung nach zu Gott gehören, davon abhalten, praktisch die Gemeinschaft mit Ihm zu genießen und die Erfahrung zu machen, dass Fülle von Freuden vor dem Angesicht des Herrn ist (Ps 16,11); kurz gesagt: Der Teufel mag nicht sehen, dass der Gläubige auf seinem Weg glücklich ist.

Dabei sind die Wege sehr verschieden, die Satan dazu einschlägt. Er nutzt die Tatsache aus, dass er uns nicht -wie damals Amalek – sichtbar entgegentritt, für das natürliche Auge erkennbar. Vielmehr gebraucht er einen „Verbündeten“, den er in uns allen findet: das Fleisch – die alte, unverbesserliche Natur und ihre Begierden und Neigungen.

Amalek greift den „Nachtrab“ an: Unsere Schwachpunkte

Da ist vielleicht ein Gläubiger, der meint, durch aktive Beteiligung an der Politik dem „Frieden auf Erden“ dienen zu können. Damit vergisst er, dass unser Bürgertum in den Himmeln ist (Phil 3,20); er wird durch die Erde in Beschlag genommen.

Ein anderer verwickelt sich in sportliche Aktivitäten, auf der Laufstrecke, dem Tennis- oder Fußballplatz. Dort verbringt er den Feierabend, den Samstag und schließlich auch den Tag des Herrn. (Diese Bezeichnung für den Sonntag hat er schon fast vergessen.)

Ein Dritter hat ein gutes Auftreten, eine sichere Art, mit Menschen umzugehen und etwas zu vertreten. Sein Arbeitgeber weiß das zu schätzen und für die Zwecke des Unternehmens zu nutzen. Der Bruder ist immer häufiger unterwegs, dafür immer seltener zu Hause und in den Zusammenkünften der Gläubigen.

Ein weiterer erfolgversprechender Ansatzpunkt für „Amalek“ ist die Neigung mancher Gläubigen, mit der Zeit zu gehen. Sie beginnen, regelmäßig mit dem Wechsel der Jahreszeiten ihre Wohnung umzudekorieren und ihre Kleidung „auf dem Stand der Dinge“ zu halten.

Diese und andere Beispiele sind (noch) keine Verführungen zur Sünde. Es sind aber zweifellos Attacken Amaleks, der gegen das Volk Gottes streiten und es auf dem Weg durch die Wüste behindern, vom geraden Weg ablenken und wenn möglich zu Fall bringen will. Und das muss uns klar sein: In dieser Lage wird nicht der Herr für uns streiten, so dass wir nur einfach still zu sein hätten (2. Mo 14,14). Hier erschallt der Ruf: „Erwähle uns Männer und ziehe aus, streite wider Amalek!“ (2. Mo 17,9).

Zwar haben wir die Vorsorge Gottes gesehen: Er hat uns das Manna gegeben – Christus als Nahrung, um uns zu stärken; Er hat Christus, den Felsen, „geschlagen“ und „Ströme lebendigen Wassers“ fließen lassen, um uns in der Wüste zu beleben. Doch nun ist es Zeit, „auszuziehen und zu streiten“!

Tatkraft ist nötig

Hier werden in der Tat Männer gebraucht – Männer, die den Feind in seiner ganzen Gefährlichkeit erkennen; Männer, die Entwicklungen beurteilen können; Männer, die den Mut haben, ihre Stimme zur Warnung zu erheben und die sich selbst und das Volk Gottes zu schützen wissen mit der Ausrüstung, die sie von Gott bekommen haben. „Erwähle uns Männer“ – solche, die „mannhaft und stark“ sind (1. Kor 16,13), seien es Brüder oder Schwestern!

Solche schrecken vor dem Kampf nicht zurück, weil sie wissen: Entschiedener Widerstand wird den Teufel zwingen zu fliehen (Jak 4,7; 1. Pet 5,8.9). Darauf stützen sie sich im Glauben.

Der Weg des geringsten Widerstands ist immer der leichtere – es ist der Weg des Nachgebens, des Ausweichens, der Anpassung, so dass schließlich der Feind die Richtung vorgibt und seine Ziele erreicht.

Hätte Israel hier den Kampf verweigert – es wäre auf traurigste Weise schon zu Anfang der Reise gescheitert, untergegangen in der Wüste. Und wie mancher ist in unserer Zeit diesen Weg gegangen: Er hat den Feind nicht als Feind erkannt, hat die Notwendigkeit des Kampfes nicht eingesehen oder sich als unvorbereitet erwiesen. Er hat den Weg der Anpassung gewählt und dadurch gezeigt: „Wenn ihr nach dem Fleisch lebt, so werdet ihr sterben“, d.h. unansprechbar, unbrauchbar, unfruchtbar für Gott werden (Röm 8,13).

Es wäre nicht nötig; keiner kann sich herausreden. Zum einen sind wir durch die treue Vorsorge Gottes bestens ausgerüstet für den Weg durch die Wüste; wir haben das gesehen. Zum anderen aber waren Josua und seine Männer ja nicht allein: Während sie in der Ebene kämpften, stand Mose auf dem Gipfel des Hügels vor Gott – für sie! Damit ist er ein Vorausbild jenes unendlich Größeren, Christus, unseres Hohenpriesters, der „immerdar lebt, um sich für uns zu verwenden“ (Heb 7,25). Seine noch immer erhobenen Hände verbinden das kämpfende Volk Gottes auf der Erde mit seinem Gott in der Höhe und garantieren dafür, dass es das Ziel erreichen wird.

Doch wir verbinden die Dankbarkeit für Seinen treuen Dienst mit der Bitte: „Herr, lass uns wahre Männer sein, die für Dich ausziehen und für Deine Interessen kämpfen“, so dass wir am Ende einen Altar bauen können mit dem Namen „Jehova, mein Panier“ (2. Mo 17,15)!

F. U.

Einordnung: Ermunterung + Ermahnung, Jahrgang 2002, Seite 242

Bibelstellen: 2Mo 17, 9

Stichwörter: Amalek, Kampf