Geist und Seele und Leib untadelig bewahrt

„Er selbst aber, der Gott des Friedens, heilige euch völlig; und euer ganzer Geist und Seele und Leib werde untadelig bewahrt bei der Ankunft unseres Herrn Jesus Christus. Treu ist er, der euch ruft; er wird es auch tun“ (1. Thessalonicher 5,23-24).

Diese beiden Verse leiten das Ende des ersten Briefes an die Thessalonicher ein. Es ist ein besonders zu Herzen gehender Brief. Die Thessalonicher waren noch jung im Glauben, aber weithin dafür bekannt, dass sie Gott dienten und den Herrn Jesus vom Himmel erwarteten (1. Thes 1,10). Jedes der fünf Kapitel des Briefes erwähnt das Kommen des Herrn – jeweils in einem etwas anderen Zusammenhang. Die Thessalonicher hatten dazu noch Unterweisung nötig, denn sie waren ja noch nicht lange errettet, und Paulus war nur wenige Wochen bei ihnen gewesen. So konnten sie zum Beispiel noch nicht wissen, dass der Herr zuerst zur Entrückung der Gläubigen kommt, bevor Er dann in Macht und Herrlichkeit auf der Erde erscheint. Paulus verbindet nun seine Unterweisungen über das Kommen des Herrn immer mit einem Hinweis auf den praktischen Zustand der Gläubigen in ihrem Glaubensleben. So auch hier am Ende des Briefes.

Noch einmal kommt der Apostel auf das Kommen des Herrn zurück und verbindet damit seinen Gebetswunsch zu Gott für die praktische Heiligung der Gläubigen. Dieses Thema hatte Paulus bereits mehrfach angesprochen. In Kapitel 2,10 sehen wir die Heiligkeit im Dienst des Apostels selbst. Kapitel 3,12-13 spricht von Heiligkeit in unseren Zuneigungen, und in Kapitel 4,1-8 geht es um Heiligkeit in unserem Lebenswandel.

Hier am Ende des Briefes wird die praktische Heiligkeit mit „dem Gott des Friedens“ in Verbindung gebracht. Er allein kann bei uns diese völlige Heiligung bewirken, nämlich Absonderung vom Bösen und Hinwendung zum Herrn Jesus. In Kapitel 3,13 lesen wir, dass unsere Herzen tadellos befestigt werden sollen in Heiligkeit „vor unserem Gott und Vater bei der Ankunft unseres Herrn Jesus mit allen seinen Heiligen“. Hier am Ende haben wir jedoch daran zu denken, dass auch vor der Welt offenbart werden wird, dass Gott uns nach Leib, Seele und Geist untadelig bewahrt hat.

Der Wunsch von Paulus wird in Erfüllung gehen. Der Gott des Friedens wird uns bewahren. Aber das ist nur die eine Seite: die Seite des gnädigen Handelns Gottes. Stets ist aber diese Seite mit unserer Verantwortung verbunden, dem Wirken des Geistes Gottes Raum zu geben und unseren Lebensweg in Heiligkeit zu gehen.

Bemerkenswert ist hier auch, dass Paulus nicht einfach von der Bewahrung der Gläubigen spricht, sondern ausdrücklich „Geist, Seele und Leib“ erwähnt. Und nicht nur das. Er spricht vom ganzen Geist, der ganzen Seele und dem ganzen Leib und einer Bewahrung in untadeligem Zustand. Der ganze Mensch soll vollständig für den Herrn bewahrt bleiben.

Die Erwähnung von „Geist und Seele und Leib“ finden wir in dieser Form nur hier. An anderen Stellen in der Bibel werden „Geist und Seele“ gemeinsam dem Leib gegenübergestellt. „Geist und Seele“ stehen dann für den „inneren“ Menschen, der „Leib“ für den „äußeren“ Menschen. Durch die Betonung der drei genannten Bereiche hier soll jedoch der ganze Mensch in seinen „Teilen“ beschrieben werden. Für Gott besteht der vollständige Mensch immer aus Geist, Seele und Leib, und so soll der Mensch bewahrt bleiben.

Beim Herrn Jesus lesen wir – wenn es um Ihn als vollkommenen Menschen geht – ausdrücklich von Seinem Geist, Seiner Seele und Seinem Leib. So zeigen es Stellen wie Lukas 23,46, Markus 14,34, Johannes 12,27 und Hebräer 10,5.10.

Geist und Seele zu unterscheiden ist nicht ganz einfach. An manchen Stellen ist der Übergang sicher fließend. Dennoch unterscheidet Gottes Wort beide Ausdrücke (z. B. Lk 1,47; Heb 4,12). Die Seele spricht von den Empfindungen und Gefühlen des Menschen. Gott hat uns Menschen – im Gegensatz zum Tier – eine unsterbliche Seele gegeben, als Er den Odem des Lebens in uns hauchte. Aber die Seele spricht auch von unseren inneren Empfindungen, von dem, was wir wahrnehmen und fühlen. Unsere Empfindungen sollten dem Herrn gehören. Wir sollen Ihn lieben und nicht diese Welt. Deshalb ist es wichtig, dass auch unser seelischer Bereich für unseren Herrn in Reinheit bewahrt bleibt. Der Geist des Menschen ist das, was uns vollständig vom Tier unterscheidet. Durch unseren Geist können wir mit Gott in Verbindung treten, was für ein Tier überhaupt nicht in Betracht kommt. Wie unsere Zuneigungen muss auch unser Geist in Heiligkeit bewahrt bleiben. Wie leicht können wir auf falsche Gedanken über uns selbst und über Gott kommen, und wir nehmen Schaden an unserem Geist!

Was der Leib bedeutet, ist relativ leicht zu verstehen. Der Körper ist „unser irdisches Haus“, die „Hütte“, in der sich Geist und Seele befinden. Unser Körper ist Gott nicht gleichgültig. Er hat ihn geschaffen und will ihn für sich haben. Natürlich ist unser Körper wegen der in uns wohnenden Sünde (der alten Natur) vergänglich und sterblich. Aber wie wichtig er für Gott ist, zeigt sich darin, dass Er ihn auferwecken und verwandeln wird. Deshalb legt Gott Wert darauf, dass auch unser Leib in Heiligkeit bewahrt bleibt.

Es geht unserem Gott also um den ganzen Menschen, der bei der Ankunft des Herrn Jesus „untadelig“ dastehen soll. Von uns aus können wir der damit verbundenen Verantwortung nicht gerecht werden. Wie gut, dass Paulus deshalb hinzufügt: „Treu ist er, der euch ruft; der wird es auch tun.“ So denken wir mit Freude an die Treue Gottes, dessen Ruf in unsere Herzen gedrungen ist. Bei allen Fehlern und Schwächen auf unserer Seite wollen wir nicht vergessen, dass Gott treu ist. Er steht zu dem, was Er sagt.

E.-A. Bremicker

Einordnung: Ermunterung + Ermahnung, Jahrgang 2009, Heft 10, Seite 293

Bibelstellen: 1Thes 5, 23.24