Die Zukunft der Nachbarvölker Israels
Und es wird geschehen an jenem Tag, da werde ich Jerusalem zu einem Laststein für alle Völker machen:
Alle, die ihn aufladen wollen, werden sich gewiss daran verwunden. Und alle Nationen der Erde werden sich gegen es versammeln.
Sacharja 12,3
Prophetische Aussagen über Israel sind oft nicht isoliert von seinen Nachbarvölkern zu betrachten. Sie sind vielmehr eng mit den umliegenden Völkern verbunden. Im Alten Testament hatte Israel Feinde im Land (besonders die Philister) und um sich herum. In der gegenwärtigen Zeit ist das nicht anders. Einer der größten Feinde Israels im Land sind die Palästinenser. Darüber hinaus ist Israel von Völkern umgeben, die mehr oder weniger feindlich sind.[1] Im Unabhängigkeitskrieg 1948 – unmittelbar nach der Staatsgründung – griffen Ägypten, (Trans)Jordanien, Syrien und der Libanon als unmittelbare Nachbarn den jungen Staat Israel an (unterstützt vom Irak). Das erklärte Ziel der Feinde war damals die völlige Vernichtung Israels. Das wird in der Zukunft – in der Zeit des Endes – nicht anders sein (vgl. Ps 83,5).
Im prophetischen Wort spielen die Nachbarvölker Israels eine große Rolle (man denke nur an die sogenannten „Völkersprüche“ in Jes 13-23, Jer 46-51, Hes 25-32). Auch die Propheten Obadja, Nahum und Habakuk zeigen, dass Gott souverän über alle Nationen ist. Viele der Nachbarvölker Israels werden das Gericht Gottes erfahren – und zwar wegen ihrer erbitterten Feindschaft gegen das alte Volk Gottes. Wer Israel angreift, greift Gott an (vgl. Sach 2,12).
Einen bemerkenswerten Ausspruch lesen wir in Sacharja 12,1-3. Dort ist ausdrücklich von „allen Völkern ringsum“ die Rede. Der Herr wird Jerusalem zu einer „Taumelschale“ und zu einem „Laststein“ machen, an dem sich alle verheben, die ihn aufladen. Gemeint ist, dass die Völker von dem Wahn getrieben werden, Jerusalem zu vernichten (Taumelschale). In diesem Vorhaben werden sie selbst vernichtet werden (Laststein). Gott wird am Ende dafür Sorge tragen, dass Israel gerettet wird.
Die Feinde Israels in der „Zeit des Endes“[2] sind im Wesentlichen „alte Bekannte“ aus der Zeit des Alten Testaments. Wenn man das prophetische Wort liest, findet man Aussagen über Ägypten (den König des Südens), über Assyrien, Babylon und den König des Nordens (feindliche Mächte im Norden von Israel), über Moab, Ammon und Edom (heute Jordanien), über Syrien, über Tyrus und Sidon (heute Libanon). Einige von ihnen werden in den Auseinandersetzungen und Gerichten am „Tag des Herrn“ völlig vernichtet werden, andere werden geläutert und danach einen Platz des Segens im kommenden Friedensreich haben.
Hier ein kurzer und exemplarischer Überblick (wir beschränken uns dabei auf die Philister und die unmittelbaren Anrainerstaaten Israels):
• Die Philister waren der große Feind im Land Kanaan selbst. Heute sind es die Palästinenser. Sie bewohnen im Wesentlichen das Territorium, das früher die Philister bewohnt haben (neben Askalon, Asdod, Gath und Ekron vor allem den Gazastreifen mit der Hauptstadt Gaza). Besonders Zephanja macht deutlich, dass die Philister keine Zukunft im kommenden Reich haben werden. Sie werden wegen ihres Judenhasses vollständig gerichtet werden (vgl. z. B. Zeph 2,4-7).
• Im Laufe der Geschichte ist Ägypten (der erste Feind Israels überhaupt) immer in Feindschaft gegen Israel, wenn auch zeitweise weniger als andere Nationen. In der Endzeit begegnen wir Ägypten als dem „König des Südens“ (vgl. Dan 11,40), der von dem „König des Nordens“ besiegt werden wird (Dan 11,40-43). Jesaja 19 spricht über Ägypten und macht deutlich, dass es am Ende (im kommenden Reich) geheilt werden wird. Es wird den Herrn erkennen und Ihm Opfer bringen, und Er wird es sogar „mein Volk“ nennen.
• Moab (heute Zentraljordanien) und Ammon (heute Nordjordanien) sind Nachkommen Lots (und somit „Verwandte“ Israels). Das Alte Testament beschreibt ihre Geschichte, die oft mit Feindschaft gegen das Volk Gottes verbunden war. Ein prägendes Element sind Schmähungen und Lästerungen gegen Israel (vgl. z. B. Zeph 2,10). Jesaja und Jeremia beschreiben das Gericht über Moab und Ammon (Jes 25,11.12; Jer 49,2; vgl. Hes 21,33). Ihr Gericht gleicht dem Gericht über Sodom und Gomorra (vgl. Zeph 2,9). Dennoch ist die Rede davon, dass die Gefangenschaft beider Nationen gewendet werden wird (Jer 48,47; 49,6).
• Edom (heute Südjordanien) ist ebenfalls ein Brudervolk Israels (die Edomiter sind Nachkommen Esaus). Auch sie waren erbitterte Feinde Israels und werden es auch in der Zeit des Endes wieder sein. Der Prophet Obadja beschreibt das Gericht über die Nation und begründet es ausführlich. Er macht ebenfalls deutlich, dass es für Edom keinen Platz im kommenden Reich geben wird.
• Syrien (nicht zu verwechseln mit Assyrien) spielte vor allem in der Zeit der Könige Israels und Judas eine unrühmliche Rolle. Im prophetischen Wort finden wir Syrien auch unter der Bezeichnung Damaskus und Aram. Das Gericht über diesen Feind wird z. B. in Jesaja 17,1-3 und Amos 1,3-5 beschrieben. Beide Abschnitte lassen die Schlussfolgerung zu, dass es im kommenden Reich keinen Platz für Syrien geben wird.
• Tyrus und Sidon grenzen nördlich an Israel (heute Libanon). Sie waren ursprünglich Alliierte Salomos, später dann erbitterte Feinde Israels. Jesaja 23 enthält einen Ausspruch Gottes über Tyrus und kündigt das Gericht an (V. 1-14). Sidon wird in diesem Ausspruch ebenfalls erwähnt. Zugleich ist von der Wiederherstellung im kommenden Reich die Rede (V. 15-18). Noch ausführlicher ist die Beschreibung in Hesekiel 26-28, wo Sidon erneut erwähnt wird.
Neben diesen unmittelbaren Anrainerstaaten spielt vor allem Assyrien (der Feind aus dem Norden) in der biblischen Prophetie eine große Rolle. Es handelt sich dabei um eine Allianz aus verschiedenen Feinden im Norden Israels (Iran, Irak, Türkei u. a.). Dieser Feind wird als Zuchtrute Gottes Israel überschwemmen und Jerusalem einnehmen, danach aber selbst gerichtet werden (z. B. Jes 10,5-11). Am Ende jedoch gibt es eine Wiederherstellung. Das beschreibt Jesaja 19,23-25 mit bemerkenswerten Worten, indem er Israel mit Assyrien und Ägypten in einem Atemzug nennt.
Am Ende wird sich Gottes Zusage an Abraham erfüllen, dass nicht nur seine Nachkommen (Israel) gesegnet sein werden, sondern durch sie auch alle Nationen (1. Mo 12,1-3). Diese Zusage wird sich im kommenden Reich buchstäblich erfüllen, wenn die Nationen nach Jerusalem kommen werden und es endlich keinen Krieg mehr geben wird (vgl. Jes 2,2-4; Mi 4,1-5).
Und er wird richten zwischen vielen Völkern und Recht sprechen mächtigen Nationen bis in die Ferne. Und sie werden ihre Schwerter zu Pflugscharen schmieden und ihre Speere zu Winzermessern; nicht wird Nation gegen Nation das Schwert erheben, und sie werden den Krieg nicht mehr lernen.
Micha 4,3
Und so besitzen wir das prophetische Wort umso fester, auf das zu achten ihr wohltut, als auf eine Lampe, die an einem dunklen Ort leuchtet, bis der Tag anbricht und der Morgenstern aufgeht in euren Herzen; indem ihr dies zuerst wisst, dass keine Weissagung der Schrift von eigener Auslegung ist.
2. Petrus 1,19.20
Fußnoten:
Die Nachbarstaaten Israels heute sind der Libanon im Norden, Syrien im Nordosten, Jordanien im Osten und Ägypten im Südwesten. Mit Ägypten und Jordanien hat Israel aktuell Friedensverträge geschlossen.
Der Begriff stammt aus dem Buch Daniel, wo er mehrfach verwendet wird. Es ist die Zeit nach der Entrückung der Gläubigen, wenn die Erde von furchtbaren Gerichten heimgesucht werden wird (die letzte Jahrwoche Daniels, die „Stunde der Versuchung“ oder auch die „Drangsal“). Diese Zeit hat noch nicht begonnen – allerdings ist es unschwer zu erkennen, dass sie lange Schatten vorauswirft, die wir heute deutlich sehen.