Fragen und Antworten

Frage: Was meinte der Herr Jesus, als Er zu Petrus sagte: „Wachet und betet, auf daß ihr nicht in Versuchung kommet“ (Mt 26,41). Was bedeutet „in Versuchung kommen“?*)

*) wörtlich „m Versuchung eintreten“

Antwort: Der Herr wünschte, daß Seine Jünger wachten und beteten, statt dessen schliefen sie und beteten nicht; und als die Stunde der Versuchung kam, flohen sie. Petrus, der so sehr auf seine eigene Kraft vertraute und gesagt hatte: „Selbst wenn ich mit dir sterben müßte, werde ich dich nicht verleugnen“, versagte in bedeutsamer Weise. Was brachte ihn in den Hof des Hohenpriesters? Warum ging er dort hinein? Das war in Versuchung kommen! Es war ihm nicht gesagt worden, daß er das tun sollte. In Vers 58 lesen wir, daß Petrus dem Herrn Jesus „von ferne“ folgte, und daß er hineinging und sich zu den Dienern setzte, um das Ende zu sehen. So trat er in die Versuchung ein. Betrachten wir ihn in jenem Moment! Das Fleisch ungerichtet und Vertrauen darauf habend – das Gebet fehlt ebenso wie das Wachen -, eine sittliche Entfernung zwischen ihm und seinem Herrn -, in die Versuchung eintretend und unheilige Beziehungen suchend! Welch ein geeignetes Gefäß war er zu jenem Zeitpunkt für die Angriffe Satans!

Wie häufig versagt das Volk des Herrn auf diese Weise! Anstatt sich zu mißtrauen, gehen sie hierhin und dorthin, und wenn die Zeit der Prüfung kommt, so zeigen sich Fehler und ein praktisches Verleugnen des Herrn. Das Fleisch war nicht gerichtet worden und führte sie dorthin, wohin der Geist sie nie geleitet hätte.

So können wir viele um uns herum sehen, die das Fleisch nicht gerichtet haben, die keine sittliche Nähe zum Herrn genießen, die in die Versuchung der einen oder anderen Art ohne nachzudenken eingetreten sind, die die Publikationen des Unglaubens öffnen und lesen, die unheilige Verbindungen verschiedener Art suchen oder in sie hineinfallen, die das Ohr irgendeinem Rat des Fleisches öffnen, der die göttliche Wahrheit untergräbt – und also wird das schwache, arme Schifflein an einer der Klippen des Unglaubens stranden; oder das klare göttliche Zeugnis von jemandem, der ein treuer, fester und hingebungsvoller Jünger hätte sein sollen und können, ist für Christus verloren durch, die Machenschaften eines stets wachsamen Feindes.

All diese Dinge und viele weitere von gleicher Natur fallen unter die Bezeichnung „in Versuchung kommen“. Es ist die Ausübung des eigenen Willens und die Mißachtung des Willens des Herrn, man vertraut auf sich selbst und sucht nicht die Weisheit von oben.

Es ist für uns alle nützlich und nötig, im Hinblick auf a//es, womit wir beschäftigt sind, sei es religiöser Art, sei es Geschäft oder andere Beschäftigungen des Lebens, zu fragen: „Bin ich sicher, daß Christus mich hierher gestellt hat? Möchte Er mich in dieser Verbindung oder in jener Beschäftigung sehen? Möchte Er, daß ich dieses Buch lese oder daß ich an dieser oder jener Torheit teilnehme?“ Wenn man dem Herrn und unserem Gewissen vor Ihm keine befriedigende Antwort auf solche Fragen geben kann, dann können wir uns darauf verlassen, daß wir in die Ausübung unseres Eigenwillens verwickelt und also „in Versuchung gekommen“ sind. Wir können nicht mit Gottes Hilfe rechnen, wenn wir diese Dinge tun. Ohne Zweifel wird Gott um die Seinen Sorge tragen bis ans Ende – dessen bin ich sicher – aber ich kann nicht auf Ihn rechnen, wenn ich in Versuchung eintrete. Vielleicht muß ich – wie Petrus -durch einen tiefen und beschämenden Fall meine eigene Torheit lernen. Oh, daß wir doch gründlicher und zunehmend uns selbst mißtrauten! Wäre dies mehr der Fall, so würden wir nur wenig von dem beschämenden Versagen erfahren, welches wir so häufig beklagen müssen.

Wie kann ich erwarten, von Verunreinigung bewahrt zu bleiben, wenn ich in einen Ort, oder eine Beziehung, oder eine Beschäftigung eintrete, die der Herr nicht gutheißen kann und wo Er mich nicht sehen möchte? Solange ich auf dem Wege des Gehorsams bin, kann ich mit dem größten Vertrauen auf die Sorgfalt und auf den Schutz des Herrn rechnen; alle Folgen kann ich Ihm überlassen, wenn ich dort bin. Aber sobald ich diesen Weg verlasse, habe ich den Platz verlassen, wo Er mich haben möchte und wo ich mit aller Zuversicht auf Seine Sorgfalt und Liebe rechnen konnte.

Seien wir sicher, je mehr wir uns kennen, desto mehr werden wir uns mißtrauen. Je mehr Kenntnis, desto mehr Gebet; desto mehr wird das Bewußtsein unserer Abhängigkeit vom Herrn wachsen und zunehmen, so daß wir nicht einen Schritt richtig zu tun vermögen, bis wir Seinen Willen und Seine Absicht erkannt haben.

Ich habe diese Frage ausführlich und mit dem ernsten Wunsch beantwortet, daß wir dahin geleitet werden mögen, die Pfade des Lebens mit einfältigem Auge zu suchen, und ein „in Versuchung kommen“ vermeiden zu lernen.

F. G. P.

Einordnung: Ermunterung + Ermahnung, Jahrgang 1980, Seite 43

Bibelstellen: Mt 26, 41

Stichwörter: Versuchung