Zweierlei Samen

Welch einen wichtigen Grundsatz finden wir in 5. Mose 22,9: „Du sollst deinen Weinberg nicht mit zweierlei Samen besäen“. Es ist zu befürchten, daß in der heutigen Zeit dieser Grundsatz wenig Beachtung findet und viel von diesem „vermischten Samen“ gesät wird. Vielfach wird in der bekennenden Kirche die Predigt des Wortes mit „Philosophie und eitlem Betrug“ vermischt, mit „der fälschlich sogenannten Kenntnis“ und mit den „Elementen der Welt“! Nur selten wird in unseren Tagen der Same des Wortes Gottes auf dem weiten Feld der Christenheit rein und unverfälscht ausgestreut. Verhältnismässig klein ist auch die Zahl derer, denen Gottes Wort genügt, um aus ihm den Stoff für ihren Dienst zu schöpfen. Die aber, die durch Gottes Gnade treu zu sein begehren und das Wort reden lassen, werden als einseitige, engherzige Menschen betrachtet. Sie gehören, wie man sagt, zu der alten Schule und sind weit hinter ihrer Zeit zurückgeblieben.

In Wirklichkeit aber können wir Gott nur von ganzem Herzen danken, daß Er diese „einseitigen Männer“ aus der guten alten apostolischen Schule erhalten hat. Möge Er sie weiterhin segnen! Wir beglückwünschen sie, daß sie so engherzig sind und so weit hinter der gegenwärtigen Zeit des Unglaubens und der Finsternis zurückbleiben. Sind wir doch überzeugt, daß jeder wahre Diener des Herrn von einem einzigen Gedanken beherrscht sein muß, und dieser Gedanke ist Christus. Ein treuer Diener muß der ältesten Schule angehören, der Schule Christi. Er muß so „engherzig“ sein wie die Wahrheit Gottes und darf nicht um Haaresbreite davon abweichen.

Wir können uns der Überzeugung nicht verschließen, daß die Anstrengungen vieler Prediger und Lehrer der Christenheit, mit der Literatur des Tages gleichen Schritt zu halten, zum großen Teil an den schnellen Fortschritten des Vernunftglaubens und des Unglaubens schuld sind. Sie haben sich damit von der Heiligen Schrift entfernt und ihren Dienst mit menschlichem Beiwerk zu schmücken gesucht. Auf diese Weise haben sie mehr auf den Verstand, als auf das Herz und Gewissen ihrer Zuhörer gewirkt. Die reinen und kostbaren Lehren der Heiligen Schrift, die unverfälschte Milch des Wortes, das Evangelium von der Gnade Gottes und der Herrlichkeit Christi, hält man heute vielfach nicht mehr als ausreichend, große Gemeinden um sich zu sammeln und zusammenzuhalten.

Schon einst in Israel war diese Neigung vorhanden. Das Volk verachtete das gute Manna, das Brot aus dem Himmel, wurde seiner überdrüssig und nannte es eine lose Speise.

Ebenso ist die bekennende Kirche der reinen Lehre jenes herrlichen Christentums, wie es im Neuen Testament entfaltet wird, überdrüssig geworden und hat nach Nahrung für den Verstand und die Einbildungskraft ausgeschaut. Die Lehre vom Kreuze Christi, dessen sich der Apostel Paulus rühmte, hat ihren Reiz für sie verloren, und jeder, der noch in persönlicher Treue daran festhält und seinen Dienst darauf beschränkt, diese Lehre zu verkündigen, gilt bei der großen Masse der Christenheit als nicht mehr gegenwartsnah.

Bedenken wir, daß den Menschen auf Kosten der Grundsätze Gottes dienen, kein Christentum ist. Wahres Christentum hat sowohl die Ehre Gottes als auch das Wohl und Glück der Menschen im Auge.

Mögen jedoch, trotz aller Einwendungen, alle wahren und treuen Diener des Herrn unbeirrt und mit unverminderter Energie an dem oben angeführten Grundsatz, nicht „zweierlei Samen“ auszustreuen, festhalten! Wenn sie in der Ausübung ihres Dienstes in keiner Weise von dem „Bild gesunder Worte“ abweichen und das „Wort der Wahrheit recht teilen“, werden sie sich nicht zu schämen brauchen, sondern vollen Lohn empfangen an dem Tage, an dem das Werk eines jeden geprüft wird (1. Kor 3,8; 2. Tim 1,13; 2,15).

Bei allem Dienst am Wort bleibt bestehen, daß der Heilige Geist die alleinige Kraft und die Heilige Schrift die einzige Grundlage für jeden wahren und nützlichen Dienst im Werke des Herrn bildet.

Einordnung: Ermunterung + Ermahnung, Jahrgang 1981, Seite 214

Bibelstellen: 5Mo 22, 9

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