Verschwender
Ein besonders ernster Abschnitt im Lukas-Evangelium ist das 16. Kapitel. Der Herr beginnt mit dem Gleichnis vom ungetreuen Verwalter. Hierbei möchten wir auf das Wort „verschwenden“ oder „vergeuden“ aufmerksam machen, das wir auch bei dem verlorenen Sohn finden. Das war es gerade, was der jüngere Sohn getan hatte; und es ist der Zweck des Gleichnisses von dem ungetreuen Verwalter zu zeigen, daß der ältere Bruder auch nichts anderes getan hatte als der jüngere. Er mochte ein achtbarer Verschwender gewesen sein. Solche gibt es zu Hunderttausenden auf Erden, und sie stehen hoch im Ansehen der Welt. Aber auf Gottes Waage gewogen sind sie die gleichen Verschwender, wie es dieser ausschweifende jüngere Sohn war. Wenn wir uns selbst nicht als „Verwalter Gottes“ betragen, sind wir Verschwender. Dies legt die Axt tief an die Wurzel eines jeden Baumes.
Der ältere Bruder in Kapitel 15 glaubte nicht von sich, daß er ein Vergeuder sei. Doch wir möchten fragen: Wenn wir für diese Welt leben und wir benutzen das, was wir haben, als ob es unser Eigentum wäre, sind wir dann nicht ungetreue Verwalter? Und wenn wir solche sind, sind wir dann nicht Verschwender?
Von dem Verwalter im 16. Kapitel wird uns nicht gesagt, wie er sein Geld verwandte, doch es genügt uns zu wissen, daß er seinem Herrn gegenüber nicht treu war. Der Herr schildert uns die Überlegungen eines solchen Mannes. Er lebte für diese Welt, machte Pläne für sein weiteres Leben in dieser Welt, nicht aber für die zukünftige. Die Nutzanwendung für uns alle ist sehr schön dargelegt. Wie dieser Mann seine Pläne für diese Welt machte, so sollen auch wir unsere Pläne für die zukünftige Welt, das Reich Christi, machen. Wenn wir nur für uns selbst leben, verleugnen wir dann nicht unser Verwalteramt für den Herrn Jesus?
Als die Pharisäer Ihn hörten, verhöhnten sie Ihn daraufhin. Sie hatten auch ihren Grund dafür. Der Herr sprach von einem himmlischen Grundsatz, aber sie waren geldliebend und habsüchtig. Habsucht lebt für diese Welt. Auch wir sind habsüchtig, wenn wir unsere Pläne nur für diese Welt machen. Wenn wir nun diese Verkehrtheit bei uns finden, so sollte uns diese Entdeckung zum ernsten Selbstgericht und zum aufrichtigen Bekenntnis vor Gott führen und veranlassen, die ganze Waffenrüstung Gottes anzuziehen. Der Herr sprach zu den Pharisäern, die Ihn verhöhnten: „Ihr seid es, die sich selbst rechtfertigen vor den Menschen“ (V. 15). ist das etwas anderes, als was auch der ältere Bruder tat? Bei den Menschen mag man hoch angesehen sein, aber „was unter den Menschen hoch ist, ist ein Greuel vor Gott“.
Anschließend wird uns die Geschichte des reichen Mannes und des armen Lazarus berichtet. Welcher Unterschied bestand zwischen dem reichen Mann und dem verlorenen (jüngeren) Sohn? Der verlorene Sohn „kam zu sich selbst“, ehe es zu spät war, der reiche Mann erst, nachdem die Tür verschlossen war. Der verlorene Sohn war ausschweifend und lasterhaft. Als er zu sich selbst kam, dachte er an seine Sünde. Der reiche Mann kam zu sich selbst am Orte der Qual, dem Orte des Gerichts, und dachte nicht an seine Sünde, sondern an sein Elend. Der verlorene Sohn kam inmitten des Elends hier zu sich selbst, der reiche Mann in seinen Qualen dort. Das ist der große Unterschied.
Der verlorene Sohn sagte: „Ich will mich aufmachen und zu meinem Vater gehen und will zu ihm sagen: Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir.“ Nichts von einer solchen Regung gab es bei dem reichen Mann, als er im Hades seine Augen aufschlug. Der verlorene Sohn brauchte das sich vorgenommene Bekenntnis nicht zu vollenden. Der Vater antwortete ihm sogleich und zog ihm das beste Kleid an, tat einen Ring an seinen Finger, Sandalen an seine Füße und ließ das gemästete Kalb schlachten, um zu essen und fröhlich zu sein. Aber der reiche Mann rief wieder und wieder; es war zu spät. Hier sehen wir das Ende des von Menschen geachteten Verschwenders. Warum nennen wir ihn einen Verschwender? Weil er sich nicht einen Verwalter Gottes nennen konnte, da er ja alle Tage fröhlich und in Prunk gelebt hatte, während zur gleichen Zeit ein Heiliger Gottes an seinem Tore lag und sich zu sättigen begehrte von den Brosamen, die von dessen Tische fielen. Dieser reiche Mann starb als ein geachteter Verschwender, geehrt und anerkannt in dieser Welt.
Wenn wir uns selbst leben, so wie dieser reiche Mann, sind wir dann nicht auch ungetreue Verwalter und Verschwender?
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