Fragen und Antworten

Frage: Was bedeutet in Römer 11 der „Ölbaum“?

Antwort: Es wird dem Verständnis des Abschnittes in Römer 11 dienlich sein, wenn man bedenkt, daß die erste Anspielung auf die Versammlung, den Leib Christi, in dem Brief an die Römer erst in Kapitel 12,5 vorkommt. Und auch dort finden wir nicht die Lehre über die Versammlung entwickelt, sondern den praktischen Wandel der Glieder, die untereinander als „ein Leib in Christo“ eins sind. Die Versammlung ist nicht der Gegenstand des Römerbriefes.

Der Apostel beginnt mit dem Gegenstand des Ölbaums, indem er schreibt: „Denn ich sage euch, den Nationen“ (Vers 13). Das zeigt uns, daß er nicht zu der Versammlung als solcher spricht, obwohl seine Belehrung für die Versammlung ist. So ist es offenbar, daß er die Haushaltung oder Epoche der Nationen vor sich hat.

Mit dem Bild des Ölbaums stellt der Heilige Geist die Linie des Zeugnisses und der Verheißungen Gottes vor unsere Blicke – eines Baumes, dessen Wurzel Abraham ist, weil er der Träger der Verheißungen ist, und dessen Zweige die Nation Israel sind. Die „Zweige“ stellen zudem den Gedanken der Fettigkeit, der Wohlfahrt Israels gemäß den Verheißungen Gottes vor.

Dieser Baum der Verheißung beginnt mit Abraham und geht bis ins Tausendjährige Reich. Gott erhält immer einen Wurzelstock (d. i. Christus), hält in jeder Haushaltung den Treuen aufrecht, der das Zeugnis Gottes auf der Linie der Verheißung für die Erde stützt. Die jüdische Haushaltung hat ihr Versagen deutlich unter Beweis gestellt. Die Juden waren die natürlichen Zweige, und es war „ihr eigener Ölbaum“; „sie sind ausgebrochen worden durch den Unglauben.“ Dann begann die Haushaltung der Nationen, und die wilden Ölbaumzweige wurden in den edlen Baum eingepfropft und so an den Platz des Zeugnisses und in die Linie der Verheißungen (für sie geistliche) gebracht. „Durch Glauben“ stehen sie an diesem Platz, verantwortlich, an der Güte Gottes zu bleiben, sonst werden auch sie ausgeschnitten werden. Gott würde sie ebensowenig schonen, wie Er die natürlichen Zweige schonte. Die Nationen blieben nicht an der Güte Gottes, und so werden auch sie abgeschnitten werden. In der Zwischenzeit erfüllt Gott Seinen eigenen Vorsatz, und die Langmut unseres Herrn ist Errettung. „Verstockung ist Israel zum Teil widerfahren, bis die Vollzahl der Nationen eingegangen sein wird.“ Dann werden die Juden wieder als die natürlichen Zweige eingepfropft werden, und Israel wird als Nation – nicht, wie jetzt, persönlich – errettet werden.

Es ist das alles in keiner Weise eine Frage der Versammlung, des Leibes Christi. Auch geht es nicht um die persönliche Errettung, sondern um die jüdische und heidnische Haushaltung und um das Ergebnis des Versagens in beiden. F.G.P.

Einordnung: Ermunterung + Ermahnung, Jahrgang 1985, Seite 58

Bibelstellen: Rö 11

Stichwörter: Ölbaum