Der Mensch Gottes

Der Apostel hatte von etlichen gesprochen, die, der Geldliebe nachtrachtend, von dem Glauben abgeirrt und sich selbst mit vielen Schmerzen durchbohrt hatten. Im Gegensatz zu ihnen stellt nun der Apostel in Vers 11 und 12 von 1. Timotheus 6 die Kennzeichen des „Menschen Gottes“ vor unsere Seele.

Der Ausdruck Mensch Gottes kommt im Neuen Testament nur in den Briefen an Timotheus vor. In unserer Stelle bezieht er sich im besonderen auf Timotheus selbst, im zweiten Brief wird er auf alle die angewandt, die an einem bösen Tag in Treue und Gehorsam dem Wort Gottes gegenüber vorangehen (2. Tim 3,17). Es gibt Dinge, die der Mensch Gottes fliehen muß; Dinge, nach denen er streben soll; es gibt Dinge, um die er zu kämpfen hat, und es gibt Dinge, die zu ergreifen er ermuntert wird.

Der Mensch Gottes wird die unvernünftigen und schädlichen Lüste fliehen, von denen der Apostel in den vorhergehenden Versen gesprochen hatte. Es ist indessen nicht genug, gewisse Dinge zu vermeiden, es muß vielmehr auch das Gute gesucht werden. Deswegen wird der Mensch Gottes ermahnt, nach „Gerechtigkeit, Gottseligkeit, Glauben, Liebe, Ausharren, Sanftmut des Geistes“ zu streben. Wie auch andere sich benehmen und handeln mögen, der Mensch Gottes wird suchen, in Übereinstimmung mit Gott zu handeln. Das ist Gerechtigkeit. Aber diese Gerechtigkeit wird in heiliger Furcht ausgeübt werden – einer heiligen Ehrfurcht, die unseren Beziehungen zu Gott und dem entspricht, was Ihm wohlgefällt. Das ist Gottseligkeit (Frömmigkeit). Weiter wird der Mensch Gottes nach Glauben streben, der Christus zu seinem Gegenstand hat, und nach Liebe, die zu den Menschen ausgeht, indem er Prüfungen erträgt (das ist Ausharren) und Beleidigungen erduldet (das ist Sanftmut des Geistes).

Aber selbst das ist dem Menschen Gottes nicht genug; er ist nicht damit zufrieden, vom Bösen zu fliehen und wichtigen sittlichen Eigenschaften nachzustreben. Zweifellos sind diese Dinge von äußerster Wichtigkeit, aber der Mensch Gottes gibt sich nicht mit der Heranbildung eines lieblichen Charakters persönlich zufrieden. Er kann nicht hinsichtlich der Aufrechterhaltung der Wahrheit des Christentums gleichgültig sein. Er weiß und verwirklicht, daß die großen Wahrheiten des Christentums auf eine unerbittliche, tödliche Feindschaft des Teufels stoßen werden, und er schreckt deswegen nicht davor zurück, für den Glauben zu kämpfen.

Zudem wird der Mensch Gottes beim Kämpfen des guten Kampfes des Glaubens nicht das ewige Leben vergessen, das, obgleich er es besitzt, in all seiner Fülle und Entfaltung noch vor ihm liegt. So wird er ermuntert, es als eine Sache gegenwärtigen Genusses und als stärkende Hoffnung zu ergreifen.

Schließlich wird der Mensch Gottes, der vom Bösen flieht, dem Guten nachstrebt, für den Glauben kämpft und das ewige Leben ergreift, sich als solcher erweisen, der ein gutes Bekenntnis vor anderen ablegt. Er wird zu einem lebendigen Zeugnis derjenigen Wahrheiten, die er bekennt. Glückseliges Teil, ein Mensch Gottes zu sein, der für Gott hier handelt und an dem die sittlichen Charakterzüge Gottes offenbar werden. Schenke es Gott, daß es praktischerweise auch unser Teil ist. H.S.

Einordnung: Ermunterung + Ermahnung, Jahrgang 1986, Seite 87

Bibelstellen: 1Tim 6, 11.12

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