Einander unterwürfig

(Epheser 5,21)

Das gehorsame Herz ist Gott unterwürfig, weil es erkannt hat, daß der Eigenwille die Ursache von allem Bösen und Elend in dieser Welt ist. In der Kraft des Heiligen Geistes ist es imstande, das Böse zu hassen und zu meiden und das Gott Wohlgefällige zu tun. Die Kinder Gottes sollen nicht nur Ihm unterworfen sein, sondern auch „einander unterwürfig in der Furcht Christi“. Sie sind Glieder des Leibes Christi, wovon Christus das Haupt ist Er liebt die Seinen und möchte, daß sie die Gemeinschaft mit dem Vater und mit Ihm genießen. Das wird aber nur der Fall sein, wenn sie Seinen Willen tun, also Ihm gehorchen. Es gibt nichts Lieblicheres in dieser Welt, als wenn die Gläubigen Ihm unterworfen sind. Sie kennen die Stimme Christi und haben erkannt, daß ihre Glückseligkeit auf dem Gehorsam Ihm gegenüber beruht. Wenn das Verhältnis zwischen den Kindern Gottes und dem Herrn richtig ist, ist auch ihr Verhältnis untereinander Gott wohlgefällig. Daran fehlt es aber leider oft. Als Glieder des Leibes Christi sind sie miteinander verbunden und verpflichtet, einander zu dienen.

Dies kann nur geschehen, wenn sie eines Sinnes sind. Es ist ein großes Vorrecht, ein Glied am Leibe Christi und zugleich mit Christus, dem himmlischen Haupte, verbunden zu sein. Die Erkenntnis dieser Wahrheit wird ein treues Kind Gottes mit großer Freude erfüllen und es veranlassen, Ihn stets zu preisen und Ihm von Herzen zu danken; denn „wer Lob opfert, verherrlicht mich“ (Ps 50,23).

Welche Freude wird es für den Herrn sein, wenn die Seinen dies tun, aber ebenso freut es Ihn, wenn sie Ihm unterworfen sind und in der Wahrheit wandeln. Als Glieder Seines Leibes sind die Heiligen nicht nur in abhängiger Stellung von Ihm, sondern auch untereinander. Wenn ein Glied ungehorsam ist, leiden nicht nur das Haupt, sondern auch die Glieder; denn „wenn ein Glied leidet, so leiden alle Glieder mit“ (1. Kor 12,26). Wenn aber der Eigenwille des Menschen in Tätigkeit tritt, wird Christus, das Haupt, verunehrt, die Glieder gehen des ihnen von Gott zugedachten Segens verlustig, und es entsteht unter Umständen eine große Verwirrung. Der Heilige Geist ist in Seiner Wirksamkeit gehemmt, tief betrübt, und die Kinder Gottes empfangen bei ihrem Zusammenkommen nicht die so notwendige Erbauung, Ermahnung und Tröstung (1. Kor 14,3). Statt daß die Herzen die Gemeinschaft mit dem Vater und dem Sohn genießen und mit Freude erfüllt sind, sind sie unglücklich und oft sogar mit Bitterkeit erfüllt. Die ganze Versammlung leidet darunter. Wenn die Welt von der Verwirrung hört, leidet auch das Zeugnis der Versammlung und wird zum Gespött.

Dies alles ist das betrübende Ergebnis des Eigenwillens, denn wenn man unterwürfig wäre in der Furcht Christi, würden solche Zustände nicht eintreten. Wenn ein Glied am Leibe Christi Fehler macht, sollte es in Liebe darauf aufmerksam gemacht werden. Wenn es demütig ist, wird es die Zurechtweisung hinnehmen, im ändern Fall wird es, vom Feind beeinflußt, sich dagegen auflehnen und unter Umständen mit Bitterkeit erfüllt werden. Schwache Seelen werden es bestärken und das Feuer schüren, und beim Zusammenkommen wird ein Druck gefühlt, ein Beweis, daß der Heilige Geist betrübt und in Seiner Wirksamkeit gehemmt ist. Tief zu bedauern ist es, wenn die irrenden Glieder von Geltungsbedürfnis erfüllt sind und kein Gefühl mehr haben für die Betrübnis des Heiligen Geistes, der doch so gerne den Herrn verherrlicht und die Versammlung erbaut sehen möchte. Und wer ist daran schuld? Der Hochmut und der Eigenwille des Menschen, der sich nichts sagen läßt und sich nicht beugen und demütigen kann. Demgegenüber sagt das Wort: „Seid einander unterwürfig in der Furcht Christi.“ Der demütige Christ hat Gott vor Augen und fürchtet sich, etwas zu tun, wodurch Er betrübt wird und der Versammlung der Segen verlorengeht. Selbst wenn ihm Unrecht getan wird, erträgt er es und wartet auf den Herrn, der das Verborgene ans Licht bringt und den treuen Gläubigen rechtfertigen wird. Hören wir das Wort des Herrn: „Befiehl Jehova deinen Weg und vertraue auf ihn! und er wird handeln; und er wird deine Gerechtigkeit hervorkommen lassen wie das Licht und dein Recht wie den Mittag“ (Ps 37,5.6). Steht aber jemand unter der Herrschaft des Hochmuts und Eigenwillens, so wird er nicht zugeben, daß er gefehlt hat, selbst wenn die Versammlung dadurch entzweit werden sollte.

Den Demütigen gibt Gott Gnade. Sie haben Ihn auf ihrer Seite und zugleich das Zeugnis, daß sie Gott Wohlgefallen. Das ist mehr wert als alle Ehre in der Welt. Wir sind nur kurze Zeit hier auf der Erde und haben das Vorrecht, den Herrn durch einen treuen Dienst zu verherrlichen. An Trübsal wird es nicht fehlen, wie auch Paulus dies reichlich erfahren hat, aber all dies konnte ihm die Freude am Herrn nicht nehmen. Er konnte sagen: „Ich erdulde alles um der Auserwählten willen, auf daß auch sie die Seligkeit erlangen, die in Christo Jesu ist, mit ewiger Herrlichkeit“ (2. Tim 2,10).

Einordnung: Ermunterung + Ermahnung, Jahrgang 1989, Seite 241

Bibelstellen: Eph 5, 21

Stichwörter: Demut, Gesinnung