In Übereinstimmung mit Gottes Willen

(Einige „Prüfsteine“ aus 1. Korinther 10,23-33)

Eine Frage, die einen Gläubigen immer wieder beschäftigt, lautet: Wie erkenne ich den Willen Gottes für mein Leben? oder: Ist mein praktisches Verhalten in Übereinstimmung mit den Gedanken Gottes?

Es ist in der Tat wichtig, uns über diese Fragen Klarheit zu verschaffen. Auch ist über diesen Gegenstand schon viel geschrieben worden. Wir wollen in diesem Artikel anhand des obigen Abschnitts aus dem ersten Korintherbrief einige Hinweise des Wortes Gottes betrachten, die uns – angewandt auf unser praktisches Verhalten – sicherlich behilflich sein können, die uns beschäftigende Frage zu klären.

Der Apostel bezieht sich in unserem Abschnitt auf die Frage, ob den Götzen geopfertes Fleisch gegessen werden durfte, eine Frage, die für die Korinther damals von praktischer Bedeutung war. Die Grundsätze jedoch, die Paulus dabei ausführt, geben auch uns für unser Verhalten in praktischen Fragen wichtige Hinweise. So wollen wir die folgenden Fragen, die unser Abschnitt aufwirft, immer wieder auf unser Verhalten anwenden.

Ist diese Sache erlaubt?

Der Ausspruch des Apostels: „alles ist erlaubt“ (V 23) ist natürlich nicht absolut gemeint. Niemals ist einem Christen erlaubt, was Gottes Wort ausdrücklich verbietet Es geht hier um solche Dinge, die die Schrift nicht verbietet, d.h. wenn die Bibel eine Handlung nicht gutheißt, so sollte die Entscheidung für jeden Christen klar und einfach sein: Ich kann dies nicht tun!

Aber auch in allen Fällen, wo es kein ausdrückliches Verbot gibt (und das werden wohl die meisten praktischen Fragen sein), in allen Fällen also, wo Paulus sagt „alles ist erlaubt“, bedeutet dies für mich durchaus noch nicht, daß ich diese Sache ohne weiteres tun kann. Jetzt heißt es zuerst die nächste Frage zu erforschen:

Ist diese Sache nützlich?

„Alles ist erlaubt, aber nicht alles ist nützlich.“ Eine Sache, die die Schrift nicht ausdrücklich verbietet, ist damit noch lange nicht nützlich. Das Verhalten eines Christen und sein Tun soll dadurch gekennzeichnet sein, daß es hilfreich und zum Nutzen ist und zwar sowohl für ihn selbst als auch für andere. Wenn wir aufrichtig sind, müssen wir zugeben, daß an diesem „Prüfstein“ schon viele Dinge, die an sich „nicht verboten“ sind, scheitern. Ist der Ort, wo ich vorhabe hinzugehen, wirklich nützlich für mich? Ist das, was ich vorhabe zu tun, wirklich zum Nutzen für meine Mitmenschen?

Der Apostel legt großen Wert darauf zu zeigen, daß „erlaubte“ Dinge noch einer eingehenden Prüfung bedürfen, indem er den Ausdruck „Alles ist erlaubt“ noch einmal aufgreift und einen weiteren Punkt hinzufügt.

Ist es zur Erbauung?

„Alles ist erlaubt, aber nicht alles erbaut.“ Alles, was wir tun, soll auch zur Erbauung dienen. Wir verstehen gut, daß der Apostel im 14. Kapitel, wo er von der Ausübung der Gaben in der Versammlung spricht, sagt, „alles geschehe zur Erbauung“ (14,26). Natürlich soll die Versammlung durch den Dienst der Gaben auferbaut werden. Aber in unserem Abschnitt zeigt uns der Apostel, daß auch unser persönliches, praktisches Verhalten an dem Maßstab gemessen wird, ob es zur Erbauung bei trägt. Wie oft denken wir daran, wenn es um unser Verhalten im Kreise der Geschwister geht: Ist das, was ich tun will, wirklich erbaulich? Auch hier bedeutet es zuerst: erbaulich für mich selbst, sodann aber auch für andere. Erinnern wir uns an die Aufforderung des Judas: „Ihr aber, Geliebte, euch selbst erbauend auf euren allerheiligsten Glauben“ (Vers 20).

Suche ich das Wohl des anderen?

„Niemand suche das Seine, sondern das des anderen“ (V. 24); … indem ich nicht meinen Vorteil suche, sondern den der Vielen, auf daß sie errettet werden“ (V. 33). Wenn wir uns über unser Verhalten Rechenschaft ablegen, dann geht es uns oft nur um die Frage: Darf ich das? Ist mir diese Sache erlaubt? Und auch bei „nützlich “ und „erbaulich“ kann ich noch in erster Linie an mich denken. Aber das Verhalten eines Christen hat immer Auswirkungen auf andere. Und nicht nur das – es sollte unser Bestreben sein, in allem, was wir tun, nicht zuerst unsere eigenen Interessen und Belange zu sehen, sondern das Wohl unseres Nächsten zu suchen.

Wenn es um die Ungläubigen ging, so suchte der Apostel den Vorteil der Vielen, auf daß sie errettet werden. Schon in Kapitel 9,19-23 hatte Paulus diesen Grundsatz seines Dienstes erläutert: „Ich bin allen alles geworden, auf daß ich auf alle Weise etliche errette.“ Aber nicht nur in unserem Verhalten der Welt gegenüber, sondern auch unseren Mitgeschwistern gegenüber gilt es, „das des anderen“ zu suchen.

Ist die Sache zur Ehre Gottes?

„Ob ihr nun esset oder trinket oder irgend etwas tut, tut alles zur Ehre Gottes“ (Vers 31). Hier finden wir einen weiteren, sehr wichtigen und erhabenen „Prüfstein“ unseres Verhaltens: Dient das, was ich tun möchte, zur Ehre Gottes? Nicht nur in der Versammlung oder in dem Bereich, den wir gern als „Dienst des Herrn“ bezeichnen, soll Gott geehrt werden, sondern auch die alltäglichen Dinge wie Essen und Trinken, ja, „alles, was ihr tut“, sollen zur Ehre Gottes sein. Wie oft fragen wir uns bei unserem Tagewerk, ob es zu Gottes Ehre ist?

Bin ich durch diese Sache jemandem ein Anstoß?

„Seid ohne Anstoß, sowohl Juden als Griechen und der Versammlung Gottes“ (V. 32). Ein Verhalten, das zur Ehre Gottes dient, wird auch den Menschen keinen Anstoß geben, seien es Gläubige oder Ungläubige. Können wir es wirklich verantworten, etwas zu tun, wodurch ein Ungläubiger „zu Fall“ kommt und dadurch vielleicht gar der Name Gottes verlästert wird? Können wir es verantworten, daß ein Bruder, „um dessentwillen Christus gestorben ist, umkommt“ (siehe 1. Kor 8,9-13)?

Wir wollen uns neu ermuntern lassen, wenn Fragen bezüglich unseres praktischen Verhaltens auftauchen, die „Prüfsteine“ des Wortes Gottes auf diese Fragen anzuwenden:

Gibt es ein Verbot der Schrift? Ist es wirklich nützlich?

Dient es zur Erbauung? Suche ich dabei das Wohl des anderen? Suche ich vor allem die Ehre Gottes? Gebe ich dadurch keinen Anstoß?

Allein das Lesen und Nachsinnen über diese Fragen wird schon in vielen Fällen eine deutliche Sprache des Geistes Gottes an unsere Herzen und Gewissen sein.

M.V

Einordnung: Ermunterung + Ermahnung, Jahrgang 1991, Seite 197

Bibelstellen: 1Kor 10, 23-33

Stichwörter: Wille Gottes