Völlig nachgefolgt

Zu den biblischen Personen, die auf den Gläubigen schon immer eine besondere Anziehungskraft ausgeübt haben, gehört sicher auch Kaleb. Angefangen von seiner Sendung als Kundschafter über die 40jährige Wüstenreise bis zum Einzug in das Land Kanaan und der Eroberung Hebrons sehen wir einen Mann, der ein Vorbild an Glaubenskraft und -mut sowie ein Beispiel für Nachfolge ist. Dies konnte seinen Zeitgenossen nicht verborgen bleiben, und sollte Gott nicht erst recht davon Kenntnis nehmen und sich zu solcher Treue bekennen? Die Schrift enthält ein vierfaches Zeugnis von der Gesinnung Kalebs.

In 4. Mose 14,24 lesen wir: „Aber mein Knecht Kaleb, weil ein anderer Geist in ihm gewesen und er mir völlig nachgefolgt ist, ihn werde ich in das Land bringen, in welches er gekommen ist; und sein Same soll es besitzen.“

Dieses erste Zeugnis kommt von Gott. Das ist sicherlich das wertvollste aller Urteile: die Zustimmung Gottes zu finden. Die Aussage Gottes enthält einige bemerkenswerte Punkte, die unsere Aufmerksamkeit verdienen:

„Mein Knecht“: Gott selbst verleiht Kaleb diesen Ehrentitel, Sein Knecht zu sein. Viele Menschen haben sich bis in unsere Tage diesen Titel „Knecht Gottes“ oder „Diener des Herrn“ zugelegt, entscheidend ist aber die Beurteilung Gottes. Kaleb war ein echter Knecht Gottes.

„Weil ein anderer Geist in ihm gewesen“: Hier war ein Mann, der – auch wenn alle anderen im Volke Israel mutlos wurden und die Verheißungen Gottes vergessen zu haben schienen – von einem „anderen Geist“ beseelt war. Für Kaleb war das „verheißene Land“ so wertvoll, daß keine noch so mächtigen Feinde ihn davon abwenden konnten. Und sein Glaube hielt daran fest: „Wenn Jehova Gefallen an uns hat, so wird er uns in dieses Land bringen.“
– „Er ist mir völlig nachgefolgt“:
Diese völlige, ungeteilte Nachfolge ist es, die Gott so wertvoll ist. Er sah sie bei Kaleb und David, aber Er vermißte sie bei Salomo (1. Kön 11,6).

Das 14. Kapitel des Buches Josua enthält die drei weiteren Zeugnisse. Dort lesen wir in Vers 8: „Und meine Brüder, die mit mir hinaufgezogen waren, machten das Herz des Volkes verzagt; ich aber bin Jehova, meinem Gott, völlig nachgefolgt.“ Dieses zweite Zeugnis stammt von Kaleb selbst. Müssen wir nicht zugeben, daß wir weit zurückbleiben hinter dem, was wir in Kaleb sehen -ein Mann des Glaubens, der mit voller Aufrichtigkeit vor Gott und Menschen dieses Zeugnis über seinen Glaubensweg ablegen kann: Ich aber bin Jehova, meinem Gott, völlig nachgefolgt. Eine ähnliche Aussage finden wir auch bei dem Apostel Paulus, wenn er den Thessalonichern bezeugt: „Ihr seid Zeugen und Gott, wie göttlich und gerecht und untadelig wir gegen euch, die Glaubenden, waren“ (1. Thes 2,10). Wenn wir sicher auch unser Zukurzkommen in dieser Hinsicht erkennen, so darf uns Kaleb doch als Ansporn zu einem entscheidenden Wandel dienen.

Betrachten wir noch zwei Ausdrücke in Kalebs Ausspruch: „Ich aber“. Das ist der „andere Geist“, von dem Gott gesprochen hatte. Für Kaleb gab es keine Aussagen wie „Das tun doch alle“ oder „Wir leben nun mal in Tagen des Verfalls und Niedergangs, da kann man nichts machen“. Auch, ja, gerade in Tagen großer Schwachheit hält Gott Ausschau nach persönlicher Treue in Wandel und Dienst.

Woher nahm Kaleb seine Kraft für diesen Glaubensweg? Hören wir noch einmal seine Worte: „Ich aber bin Jehova, meinem Gott, völlig nachgefolgt.“ Der Gott Israels war sein ganz persönlicher Gott. Aus der bewußten und genossenen Gemeinschaft mit „seinem Gott“ empfing er die Kraft und Unterweisung für seinen Weg. Und diese „Kraftquelle“ steht auch heute noch einem jeden von uns zur Verfügung.

Das dritte Zeugnis stammt von Mose, dessen Worte Kaleb in Vers 9 zitiert: „ Wenn nicht das Land, auf welches dein Fuß getreten ist, dir und deinen Söhnen zum Erbteil wird ewiglich, denn du bist Jehova, meinem Gott, völlig nachgefolgt.“ Nach dem Zeugnis Gottes und nach dem eigenen Urteil folgen nun zwei „brüderliche Urteile“. Mose war der ältere von beiden, Kaleb der jüngere. Wir sehen hier also das schöne Bild eines älteren Bruders, der seinem jüngeren „Jochgenossen“ ein gutes Zeugnis ausstellen kann. Diesem Führer des Volkes war das „ungeteilte Herz“ des Jüngeren nicht entgangen. Dieses Verhältnis erinnert uns wieder an den Apostel Paulus und seinen Mitarbeiter Timotheus, sein „echtes und geliebtes Kind im Glauben“ (1. Tim 1,2; 2. Tim 1,2). Wie gesegnet kann der Herr auch heute noch da wirken, wo Seine Knechte, ob älter oder jünger, in einem Geiste in demselben Werk ihres Herrn arbeiten.

Es ist uns sicher aufgefallen, welche gemeinsame Grundlage diese Verbindung hatte: auch Mose benutzt den Ausdruck „mein Gott“. Beide Diener waren geprägt von ihrer persönlichen Erfahrung mit ihrem Gott (s.a. Phil 4,19).

Damit kommen wir zu dem vierten Zeugnis in Vers 14. Es ist das Zeugnis des Heiligen Geistes durch Josua „Daher ward Hebron dem Kaleb, dem Sohne Jephunnes, dem Kenisiter, zum Erbteil bis auf diesen Tag, weil er Jehova, dem Gott Israels, völlig nachgefolgt war.“ Der Geist Gottes benutzt Josua, um dieses Urteil abzugeben. Und Josua konnte wirklich persönlich in dieses Urteil einstimmen. Hier sehen wir das Bild von zwei Brüdern (im Vergleich mit Mose), die beide schon in jüngeren Jahren in geistlicher Energie begonnen hatten, eine lange Wegstrecke von Ägypten durch die Wüste bis Kanaan gemeinsam zu gehen. Sie haben wahrlich Zeit gehabt, einander kennenzulernen. Und so kommt Josua unter der Leitung des Geistes Gottes zu demselben Urteil wie die anderen vor ihm.

Jeder, der solche brüderliche Bande kennt, weiß um ihren Wert. So laßt uns einander ermuntern, die Gemeinschaft und Freundschaft mit solchen zu suchen, die dem Herrn in Treue und Entschiedenheit folgen wollen, und helfen wir uns so gegenseitig, dem Herrn „völlig nachzufolgen“. M. V.

Einordnung: Ermunterung + Ermahnung, Jahrgang 1991, Seite 336

Bibelstellen: 4Mo 14, 24; Jos 14, 8.9; Jos 14, 14

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