Die Wirkungen des Evangeliums

Anhand von Apostelgeschichte 17, Verse 16-34 (Paulus in Athen auf dem Areopag), möchte ich verschiedene Wirkungen des Evangeliums aufzeigen, die sicher für die gegenwärtige Zeit genauso gelten wie damals. Athen war ja das Zentrum der Weisheit und Gelehrsamkeit der Antike. Gleichzeitig aber sehen wir hier, daß es auch ein Ort voller Götzendienst war. Diese Merkmale sind unschwer in unserer modernen „westlichen Welt“ wiederzuerkennen: Bildung und wissenschaftlicher Fortschritt wird nicht nur zunehmend höher bewertet, sondern in Verbindung damit findet eine oft ungesunde Verherrlichung der Verstandesleistungen statt, die dann schließlich in der „Selbstbeweihräucherung“ des Menschen gipfelt. Und was ist das anderes als eine moderne Form von „Götzendienst“? Denn der Verstand ist ein Geschenk Gottes.

Wie Paulus auf die Götzenbilder reagiert

Laßt uns sein Verhalten im einzelnen untersuchen, denn es ist auch für unser Verhalten beispielhaft:

– Sein Geist wurde „in ihm erregt, da er die Stadt voll von Götzenbildern sah“. – Ist das bei uns auch so, oder läßt uns der Zustand der uns umgebenden Menschen kalt und gleichgültig? Was empfinden wir, wenn wir sehen, wie die Menschen ihren „Götzen“, sei es dem Geld oder ganz allgemein dem „Erfolg“, nachjagen und keine Zeit für Gott haben? Berührt es uns, wenn wir wahrnehmen, wie einzelne zutiefst gebunden sind in diesen Dingen?

Der Apostel hatte ein Herz voller Retterliebe. Er wurde übrigens über die Götzenbilder erregt, nicht über die Götzendiener. Wie bei Gott, so sollte auch bei dem Christen der Abscheu vor der Sünde und die Liebe zu den Verlorenen zusammengehen.

– „Er unterredete sich nun in der Synagoge mit den Juden und mit den Anbetern und auf dem Markte an jedem Tage mit denen, welche gerade herzukamen“ (Vers 17). Der Apostel suchte das Gespräch mit den Menschen, um ihnen die Botschaft Gottes mitzuteilen. Und dabei begegnete er zwei verschiedenen Gruppen von Menschen.

In der Synagoge, die ja ein Ort des Zusammenkommens war, begegnete Paulus den Juden und den Proselyten. In dieser Gruppe sehen wir Leute mit einem gewissen Interesse an religiösen Fragen. Solche Menschen gibt es ja auch heute noch, und sie kommen vielleicht sogar in die Zusammenkünfte, wenn Gottes Wort zu den Gläubigen geredet wird, oder zu Evangeliums-Verkündigungen. Wenn auch der „Herzensboden“ der Menschen unserer Zeit oft hart geworden ist und man wenig Frucht zu sehen meint, so laßt uns doch nicht aufhören, Menschen in dieser Weise zu erreichen.

Aber es waren auf dem Markt auch Menschen, „die gerade herzukamen“. Der Markt war der Ort des wirtschaftlichen Lebens, aber auch der geistigen Auseinandersetzung. – Kennen wir nicht auch solche Situationen in unserem Berufsleben oder in den Bildungseinrichtungen, die wir gerade besuchen, daß einige „gerade herzukommen“ und wir den Eindruck haben, daß der Herr sie uns in den Weg geführt hat?

Die Reaktion der Angesprochenen

Die Reaktion seiner Zuhörer ist so vielfältig wie heute auch (V. 18-21).

a. Angriff durch die verschiedenen Philosophen

Wenn wir auch davon ausgehen dürfen, daß der Apostel Rechenschaft abgelegt hat von seinem Glauben, so ist es doch bemerkenswert, daß der Angriff und die Suche eines Streitgesprächs von den Widersachern ausging; so finden wir es schon bei dem Herrn Jesus und bei anderen Gelegenheiten (Mk 8,11; Apg 6,9; 11,2). Die Ermahnung aus 2. Timotheus 2,24 unterstreicht dieses Verhalten: „Ein Knecht des Herrn aber soll nicht streiten, sondern gegen alle milde sein, lehrfähig, duldsam, der in Sanftmut die Widersacher zurechtweist.“ Nicht nutzloses Diskutieren, sondern das schlichte Bezeugen der Wahrheit ist unsere Aufgabe.

b. Spott

„Was will doch dieser Schwätzer sagen?“ Diese Reaktion wird die Verkündigung des Evangeliums immer begleiten, wie wir noch sehen werden.

c. Unverständnis

Man hielt Paulus für einen Verkünder fremder Götter, in der Meinung, Paulus wolle ihnen mit „Jesus und Anasthasis “ (Auferstehung) zwei neue Götter für ihren Olymp anbieten. Dieses Mißverständnis sollte sich jedoch schnell auflösen.

d. Neugierde (V. 20.21)

Auch in unseren Tagen ist eine Tendenz festzustellen, sich mit allen neuen religiösen und selbst okkulten Strömungen zu beschäftigen.

Dieselben Wirkungen auch heute noch

In den Versen 22-31 überliefert uns das Wort Gottes die Predigt des Paulus, auf die wir hier nicht im einzelnen eingehen wollen. Es sei nur erwähnt, daß Paulus seine Hörer

in ihrer Situation anspricht (V. 23), sie zur Buße aufruft (V. 30) und das Gericht verkündigt (V. 31).

Die verschiedenen Reaktionen, die die Predigt von Paulus auf dem Markt bei den Zuhörern hervorrief, verdichten sich hier zu den Wirkungen, die jede Evangeliumsverkündigung bis heute hervorbringt:

a. Spott

Der Vers 32 macht deutlich, daß sie jetzt durchaus verstanden hatten, was Paulus mit Totenauferstehung meinte, und deswegen verspotteten sie ihn.

b. Die Entscheidung aufschieben

„Wir wollen dich darüber auch nochmals hören“ (V 32). Die „lange Bank“ ist das „liebste Möbelstück“ des Teufels, hat schon einmal jemand gesagt. Diese Reaktion ist äußerst gefährlich.

c. Rettender Glaube

„Etliche Männer aber schlössen sich ihm an und glaubten.“ Selbst auf diesem „schwierigen Missionsfeld“ sieht Paulus Frucht seiner Bemühungen. – Wir leben nicht in Tagen großer Erweckungen, sondern es sind auch heute nur „etliche“. Aber wie kostbar sind solche Seelen! „Unter welchen auch Dionysius war, der Areopagit, und ein Weib, mit Namen Damaris“ (V. 34). Der Heiland holt sein Volk aus allen Volksschichten.

Laßt uns unermüdlich Mitarbeiter am Evangelium sein! Und wenn wir dabei dieselben Reaktionen wie Paulus erfahren, dann laßt uns daran denken: Vielleicht ist unter den Zuhörern oder Gesprächspartnern ein „Dionysius“ oder eine „Damaris“, deren Herz der Herr auftun kann.

M.V

Einordnung: Ermunterung + Ermahnung, Jahrgang 1992, Seite 379

Bibelstellen: Apg 17, 16-34

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