Fragen und Antworten

Genug gebetet?

Frage: Ich habe dreimal zum Herrn Jesus gebetet, bevor ich meine Arbeitsstelle aufgab, um eine andere anzunehmen. Ich bin mir aber nicht sicher, ob ich es richtig gemacht habe. Habe ich vielleicht nicht genug gebetet?

Antwort: Es kommt nicht nur darauf an, daß man genug betet, sondern man muß auch den Herrn fragen und auf Seine Antwort warten. Besonders bei so folgenschweren Entscheidungen wie einem Stellungswechsel sollten wir anhaltend um Klarheit darüber bitten, was der Wille des Herrn in dieser Sache sei, und sollten geduldig warten, bis Er uns Antwort gibt. Solange wir keine Klarheit haben, sollten wir möglichst nichts entscheiden. Gerade das Warten fällt uns so schwer, dennoch sagt uns Jakobus in seinem Brief: „Das Ausharren aber habe ein vollkommenes Werk, auf daß ihr vollkommen und vollendet seid und in nichts Mangel habt“ (Kap. 1,4).

Das Ausharren und Warten wird uns jedoch in dem Maß leichter fallen, wie wir darauf vertrauen, daß der Wille Gottes stets der beste ist und daß Er sicher auch für uns persönlich einen Weg in jeder Lage des Lebens hat. Warum dann etwas tun, ehe Er ihn mir gezeigt hat? Es geht nicht nur darum, daß wir über diese oder jene Sache einige Male zu Ihm sprechen. Wir müssen Ihn fragen, was Er darüber denkt, müssen in Seinem Wort um Licht darüber suchen. Auch dürfen wir beim Erfragen Seines Willens nicht bereits eine Vorentscheidung getroffen haben und nur noch wünschen, daß Er sie „absegnen“ möge. Ich glaube nicht, daß Er uns in solch einem Fall Seinen Willen kundtun wird. Wir gleichen dann nämlich dem wankelmütigen, oder besser: doppelherzigen Mann, von dem Jakobus in Vers 8 redet. Einerseits möchten wir wohl den Willen Gottes erfahren, aber andererseits stehen uns gewisse Ziele vor Augen, die wir gern erreichen möchten. Doch wenn wir „im Glauben“ beten, wenn wir um Weisheit und Klarheit bitten wollen, dürfen wir keine doppelherzige Strategie verfolgen. „Denn jener Mensch denke nicht, daß er etwas von dem Herrn empfangen werde“ (Vers 7).

Nicht immer gibt uns der Herr die Antwort auf unsere Gebete sofort. Manchmal wollen wir Ihm vorauslaufen, und Seine Zeit ist noch nicht gekommen. Zuweilen aber will Er einfach unseren Glauben prüfen, ob wir wirklich Seiner Güte vertrauen und auf Seine Weisung warten wollen. Wie glücklich und friedevoll ist das Herz, das zu dieser inneren Einstellung findet! „In Stillsein und in Vertrauen würde eure Stärke sein“ (Jes 30,15). Und was wie Schwäche aussieht – nichts zu tun nämlich -, ist in Wahrheit geistliche Stärke. Wenn Gott die Aufrichtigkeit bei uns sieht, Seinen Willen zu tun, wird Er uns früher oder später die Stimme hören lassen: „Dies ist der Weg, wandelt darauf!“ (Jes 30,21). Solche jedoch, die in großer Eile handeln, haben fast immer ernste Fehler gemacht. Lassen wir zuerst den Herrn reden, ehe wir handeln. Wir werden Seine Weisung verstehen, wenn sie dann zu uns kommt. Gehören wir zu Seinen Schafen, so kennen wir Seine Stimme (Joh 10,4), denn wir haben sie schon viele Male zuvor gehört.

ChB

Einordnung: Ermunterung + Ermahnung, Jahrgang 1992, Seite 219

Stichwörter: Beten, Gebet