Wie lernen unsere Kinder?

„Erziehe den Knaben seinem Wege gemäß, er wird nicht davon weichen, auch wenn er alt wird“ (Spr 22,6). Die Unterweisung unserer Kinder nimmt in Gottes Wort einen wichtigen Platz ein. Alle, denen Gott Kinder anvertraut hat, sollten sich die Frage stellen, wie wir sie für Gott erziehen und in der richtigen Art unterweisen können.

Unsere Kinder wachsen heute in einer Zeit und Umgebung auf, die durchweg gottfeindlich ist. Weder von den Schulen, noch von den Medien gehen christlich-positive Impulse aus. Auch die meisten Erwachsenen, an denen Kinder sich immer gern orientieren, sind kein Vorbild in christlicher Hinsicht. Eine früher häufig noch anzutreffende allgemeine Gottesfurcht ist in dieser Welt kaum noch feststellbar. Ganz im Gegenteil, die Beeinflussung unserer Kinder durch ihre Umgebung ist im wesentlichen weltlich und vielfach direkt antichristlich geprägt. Als Eltern sollten wir das ganz nüchtern sehen. Der Fürst dieser Welt will unsere Kinder für sich haben, und deshalb beginnt er sehr früh mit einer gezielten Kampagne gegen sie. In vielen Schulen herrschen heute Grundsätze, die mit den Grundsätzen der Bibel nicht zu vereinbaren sind (z.B. Auflehnung gegen Autorität), und damit werden unsere Kinder früher oder später konfrontiert. Hinzu kommt eine immer stärker werdende Beeinflussung zum Mystisch-Okkulten, und das schon in sehr jungen Jahren (das kann mit harmlos aussehendem Spielzeug, Kinderbüchern oder Schulveranstaltungen anfangen).

Wie nötig ist es deshalb, daß wir Eltern gezielt gegensteuern und unsere Kinder richtig, d.h. gottgemäß erziehen und unterweisen. Biblische Unterweisung ist elementar und notwendig. Seinem irdischen Volk gab Gott damals folgende Anweisung: „Und diese Worte, die ich dir heute gebiete, sollen auf deinem Herzen sein. Und du sollst sie deinen Kindern einschärfen und davon reden, wenn du in deinem Hause sitzest und wenn du auf dem Wege gehst und wenn du dich niederlegst und wenn du aufstehst“ (5. Mo 6,6.7). Diese Worte reden zu uns Eltern, die wir Kinder haben. In Verbindung mit dem eingangs zitierten Vers aus Sprüche 22 wollen wir uns an folgende Punkte erinnern:

1. Die Verantwortung, die Kinder biblisch zu unterweisen, tragen die Eltern. Gott spricht immer zuerst die Eltern an. Zweifellos ist es der Gnade Gottes zu verdanken, wenn Kinder auf dem richtigen Weg sind, aber das nimmt nichts von unserer Verantwortung weg. Wenn es um biblische Unterweisung geht, sind wir Eltern gefragt.

Es nützt uns wenig, diese Verantwortung auf andere abzuschieben. Sonntagsschule und Kinderstunde sind sicher gute Einrichtungen, aber sie entlasten uns nicht. Wir können den biblischen Unterricht nicht anderen überlassen. Auch die Zusammenkünfte der Gläubigen, in die wir die Kinder unbedingt früh mitnehmen sollten, nehmen uns diese Aufgabe nicht ab. Für Kinder ist es ohne Frage etwas Besonderes, in der Gegenwart des Herrn zu sein, und sie werden dort auch Segen empfangen. Trotzdem brauchen sie spezielle und kindgerechte Unterweisung, die nur die Eltern geben können. In manchen Elternhäusern beschränkt man sich auch darauf, daß die Kinder christliche Kassetten oder Schallplatten mit biblischen Texten und Geschichten hören. Man kann über den Einsatz solcher Hilfsmittel geteilter Meinung sein, aber eins ist wohl klar: Wenn das alles ist, was die Kinder im Elternhaus an Unterweisung bekommen, dann ist es zu wenig. Nein, Gott hat uns als Eltern eine Aufgabe an unseren Kindern gegeben, und dieser Aufgabe sollten wir uns mit Entschiedenheit stellen.

2. Bevor wir als Eltern unseren Kindern das Wort Gottes nahebringen, muß es in unserem eigenen Leben eine Wirkung zeigen. Nur wenn wir selbst eine tiefe Zuneigung zu unserem Herrn haben, können wir Ihn unseren Kindern wertvoll machen. Deshalb fängt Gott auch damit an. „Und diese Worte, die ich dir heute gebiete, sollen auf deinem Herzen sein.“ Es geht also zunächst um die Herzen der Eltern. Wir müssen das Wort Gottes lesen, um Gottes Gedanken zu erfassen, aber dann muß es einen Platz in unseren Herzen, d.h. in unseren Zuneigungen haben.

Wie wollen wir unsere Kinder unterweisen, wenn wir selbst nicht Bescheid wissen? Stellen uns die Kinder nicht manchmal bloß, indem sie Schwachstellen bei uns aufdecken? Schlimmer aber ist es, wenn unsere Kinder feststellen, daß das Wort Gottes keinen Platz in unseren Herzen hat. Täuschen wir uns nicht, Kinder sind sehr aufmerksame Beobachter, und sie werden schnell merken, wenn das Wort Gottes nur auf unseren Lippen, aber nicht in unserem Herzen ist. Unsere Aufgabe ist also, daß wir unseren Kindern Vorbilder sind, die sie nachahmen können. Wir wissen doch genau, wie gerade kleine Kinder an ihren Eltern heraufsehen. So empfangen sie früh tiefe Eindrücke, die eine positive oder negative Beeinflussung für das ganze Leben sein können.

3. Die eigentliche Aufgabe des Unterweisens besteht darin, daß wir unsere Kinder „erziehen“ (Spr 22,6) und ihnen die Worte Gottes „einschärfen“ (5. Mo 6,7). Es geht also nicht einfach darum, den Kindern zu bestimmten Zeiten etwas aus Gottes Wort vorzulesen, sondern wir sollen ihnen die Worte Gottes einschärfen, d.h. mit Nachdruck nahelegen. Erziehen kann hier auch mit trainieren oder einüben wiedergegeben werden. Das ist alles andere als das routinemäßige Ablaufen einer Hausandacht, etwa nach den Mahlzeiten. Es ist sicher eine gute Gewohnheit, nach dem Essen einen Bibeltext oder ein christliches Kalenderblatt zu lesen, aber die Kinder müssen auch etwas davon verstehen. Was unsere Kinder nötig haben, ist kindgerechte Bibelarbeit, und zwar so, wie sie es fassen und verstehen können.

Kennen wir solche Bibelarbeit mit unseren Kindern? Es geht nicht darum, daß sie stur etwas einpauken, das dann bei Bedarf wieder aufgerufen werden kann (obwohl das Auswendiglernen von Bibelversen durchaus sein Gutes hat), sondern es geht darum, daß wir ihnen Verständnis und vor allen Dingen Freude am Wort Gottes vermitteln. Kinder haben viele Fragen, und deshalb ist es gut, wenn wir im gemeinsamen Gespräch mit ihnen kindgerechte Antworten suchen.

4. In Sprüche 22 haben wir gefunden, daß ein Knabe „seinem Weg gemäß“ erzogen werden sollte. Das bedeutet, daß christliche Unterweisung den Neigungen und dem Charakter des Kindes nach erfolgen soll. Kleine Kinder brauchen andere Unterweisung als größere Kinder oder Jugendliche. Darauf sollten wir unbedingt Rücksicht nehmen. Die Botschaft der Bibel muß für Kinder interessant und ansprechend dargestellt werden. Kleinen Kindern erzählen wir die Geschichten der Bibel in einer Sprache, die sie verstehen. Größere Kinder können wir dann nach und nach mit den Grundwahrheiten des Wortes Gottes vertraut machen. Basis sollte immer der Bibeltext sein. Oft aber genügt das reine Vorlesen nicht, wir müssen entsprechende Erklärungen hinzufügen. Wenn wir z.B. bei Tisch den Kalender lesen, so ist das gut, wenn aber Kinder dabei sind, sollten wir uns bemühen, aus dem Gelesenen Nahrung für die Kinder zu machen, die sie aufnehmen können.

Beim gemeinsamen Bibelstudium mit den Kindern können wir auch Hilfsmittel einsetzen. Eine Landkarte z.B. ist hilfreich, um den Kindern zu zeigen, wo sich bestimmte Ereignisse abgespielt haben. Bei größeren Kindern können wir ein Lexikon zu Rate ziehen, um gewisse Dinge besser erklären zu können. Manche Kinder haben auch Freude an schriftlichen Aufgaben (biblische Rätsel, biblische Fragen), mit denen wir sie beschäftigen und die wir als Ausgangsbasis für weitere Belehrungen nehmen können. Bei größeren Kindern können wir auch leicht verständliche Bibelkommentare einsetzen und sie so langsam an ein selbständiges Bibelstudium heranführen.

5. Biblische Unterweisung beschränkt sich nicht auf festgelegte Andachtszeiten. Gott sagt seinem Volk ausdrücklich, daß sie von seinen Worten reden sollen, „wenn du in deinem Hause sitzest und wenn du auf dem Wege gehst und wenn du dich niederlegst und wenn du aufstehst.“ Soll das nun bedeuten, daß wir den ganzen Tag nichts anderes tun sollen, als unseren Kindern aus der Bibel vorzulesen? Das kann es wohl nicht sein, denn dann würden wir die Kinder wohl eher abschrecken. So wie es im natürlichen Leben bestimmte Essenszeiten gibt, so ist es auch im geistlichen Leben. Auch hier gilt: „Alles hat seine Zeit.“

Gemeint ist hier, daß wir biblische Unterweisung in den allgemeinen Tagesablauf einfügen können und dazu nicht immer feste Zeiten brauchen. Oft bieten uns alltägliche Erfahrungen gute Gelegenheiten, unseren Kindern biblischen Unterricht zu geben. An vielen Stellen spielt Gottes Wort auf Dinge des täglichen Lebens an, denken wir nur an Hinweise aus der Tier- und Pflanzenwelt. Wie leicht lassen sich daran bestimmte Unterweisungen anknüpfen. So wie wir also mit unseren Kindern täglich über alles mögliche reden, können wir auch immer wieder christliche Belehrung einfließen lassen. Die Gelegenheiten sind dazu vielfältig (z.B. im Auto, im Urlaub, beim Spaziergang etc). Besonders kleine Kinder sind darin übrigens viel unkomplizierter als wir Erwachsenen. Für sie ist es z.B. gar keine Schwierigkeit, auch beim täglichen Einkauf mit der Mutter über den Herrn Jesus zu reden.

Kinder sind eine Gabe Gottes, die uns für eine bestimmte Zeit anvertraut sind. Diese Zeit geht schnell vorbei. Deshalb wollen wir uns als Eltern ermuntern lassen, diese Zeit zu nutzen, um unseren Kindern ein solides Fundament und besonders eine brennende Liebe zu unserem Herrn und Heiland zu vermitteln. Er ist der Freund der Kinder. Als Er auf dieser Erde war, nahm Er die kleinen Kinder auf Seinen Arm. Dort konnten sie Seine Liebe spüren. Diese Liebe unseres Herrn wollen wir auch unseren Kindern vermitteln. E.A.B.

Einordnung: Ermunterung + Ermahnung, Jahrgang 1993, Seite 104

Bibelstellen: Spr 22, 6; 5Mo 6, 6.7

Stichwörter: Erziehung, Kinder