Fragen und Antworten

Den Eltern gehorchen

Frage: Gilt die Ermahnung in Epheser 6 „Ihr Kinder, gehorchet euren Eltern im Herrn, denn das ist recht“ (Vers 1) auch erwachsenen Kindern, die inzwischen verheiratet sind? Und was bedeutet der Ausdruck „das erste Gebot mit Verheißung“ im nächsten Vers? Können gehorsame Kinder mit Wohlergehen und einem langen Leben rechnen?

Antwort: In dem Abschnitt ab Kapitel 5, Vers 22, bis Kapitel 6, Vers 9, kommt der Apostel Paulus auf die Beziehungen des täglichen Lebens zu sprechen, nachdem er vorher allgemeine Ermahnungen gegeben hatte, die alle Gläubigen angehen. Jetzt jedoch ermahnt er ausdrücklich die Frauen und Männer, die Kinder und Väter, die Knechte und Herren. Dabei fällt auf, daß er den untergeordneten Teil stets zuerst erwähnt: die Frauen vor den Männern, die Kinder vor den Vätern, die Knechte vor den Herren. Aber allein die Gegenüberstellung der einzelnen paarweisen Verhältnisse macht klar, daß es sich bei den Kindern um solche Kinder handelt, die noch im Hause und von den Eltern abhängig sind; denn die Väter werden nachfolgend ermahnt, ihre Kinder in der Zucht und Ermahnung des Herrn aufzuerziehen (Vers 4).

Spätestens dann, wenn die Kinder erwachsen sind oder sogar durch die Ehe einen neuen Hausstand gegründet haben, hört dieses Auferziehen auf und verliert auch die Ermahnung zum Gehorsam ihre direkte Anwendung. Die verheiratete Tochter beispielsweise ist nicht mehr ihren Eltern, sondern ihrem eigenen Mann untergeordnet (Kap. 5,22). Besonnene Eltern werden deswegen von ihren erwachsenen Kindern nicht mehr Gehorsam fordern, auch dann nicht, wenn sie noch mit ihnen im gleichen Haus wohnen. Andererseits werden gottesfürchtige Kinder auch dann, wenn sie längst den Kinderschuhen entwachsen sind, nicht aufhören, ihre Eltern zu ehren, wie der zweite Vers sie ermahnt. Sie verdanken ihnen außerordentlich viel und werden sicher gern und dankbar auf ihren Rat hören. Aber ehren ist nicht gehorchen. In gewissem Sinn geht sogar ein Ehren der Eltern über bloßen Gehorsam hinaus.

Die Verse 2 und 3 machen deutlich, welches Gewicht Gott unter dem Gesetz auf den Gehorsam der Kinder den Eltern gegenüber legte: Er fügte gerade diesem Gebot als erstem eine Verheißung für den Fall bei, daß es befolgt wurde. Das besagt aber keineswegs, daß diese Verheißung heute auch christlichen Kindern gehört, die ihren Eltern gehorchen. Vielmehr wird das christliche Kind dadurch angespornt, seinen Eltern zu gehorchen, daß es erkennt, welchen Wert Gott dieser Anordnung beimißt. „Auf daß es dir wohlgehe und du lange lebest auf der Erde“ ist eine typisch alttestamentliche Verheißung für das irdische Volk Gottes vor alters, das sich irdischer Segnungen erfreute. Dennoch können wir mit aller Sicherheit davon ausgehen, daß Gott auch heute gehorsame Kinder mit Seinem reichen Segen bedenken wird, worin immer er auch bestehen mag, manchmal sogar mit äußerem Wohlergehen. Gehorsam ist immer die Quelle des Segens, und das hat nicht nur für gläubige Kinder seine Gültigkeit. Die eigentlichen christlichen Segnungen sind dagegen geistlicher Art (Eph 1,3) und bestehen nicht in Wohlergehen und einem langen Leben auf der Erde. ChB

Einordnung: Ermunterung + Ermahnung, Jahrgang 1994, Seite 251

Bibelstellen: Eph 6, 1-3

Stichwörter: Eltern, Gehorsam, Kind