Ruht ein wenig aus

Beim Durchblättern einer Zeitschrift fand ich kürzlich folgende kleine Geschichte, die uns etwas zu denken geben sollte:

Zwei Männer spalteten einen ganzen Tag lang Holz. Der eine arbeitete durchgehend ohne Pause und hatte natürlich am Abend einen ansehnlichen Stoß Holzscheite beisammen. Der andere arbeitete jeweils 50 Minuten und ruhte sich dann für 10 Minuten aus. Trotzdem war sein Holzstoß am Abend viel größer. „Warum hast du mehr geschafft als ich?“ fragte der erste. „Weil ich bei jeder Pause nicht nur ausgeruht, sondern auch mein Beil geschärft habe“, war die Antwort.

Kennen wir solche „Ruhepausen“ in unserem Leben auch? Wir leben ja in einer Zeit, in der es oft hektisch zugeht, und für viele bietet sich nur selten Gelegenheit, einmal wirklich auszuruhen, um neue Kraft zu sammeln. Mancher hofft vielleicht auf den Urlaub, auf ein Wochenende oder einen Feiertag. Aber als der Herr Jesus damals Seine Jünger aufforderte, zu kommen und auszuruhen, meinte Er damit etwas anderes. Es geht damals wie heute nicht nur darum, einmal auszuspannen, so berechtigt auch das ist, sondern darum, daß wir – um im Bild unserer Geschichte zu bleiben – „unser Beil schärfen“.

Wir alle brauchen immer wieder Zeiten, wo wir in aller Ruhe Gemeinschaft mit unserem Herrn haben können, damit wir bei Ihm glücklich sind und Er uns dann auch wieder im Dienst für sich gebrauchen kann. Solche Zeiten dürfen sich nicht auf Urlaub, Wochenenden oder Feiertage beschränken, sondern gerade während der Woche haben wir sie nötig. Sicher gibt es auch besondere Gelegenheiten, die wir dafür ausnutzen können. Aber entscheidend ist, daß wir in unserem „normalen“ Tagesablauf solche Zeiten finden und „einbauen“. Daß das für viele leichter gesagt als getan ist, versteht sich von selbst. Und doch ist es so notwendig. Der Herr selbst zeigt es uns.

Als der Herr Jesus damals Seine Jünger zu sich rief mit den Worten: „Kommet ihr selbst her an einen öden Ort besonders und ruhet ein wenig aus“ (Mk 6,31), waren sie ganz erfüllt mit dem, was sie getan und gelehrt hatten. Sie waren in Seinem Auftrag unterwegs gewesen und hatten Großes vollbracht. Sie hatten gepredigt, Dämonen ausgetrieben und Schwache geheilt. Voller Freude berichteten sie Ihm davon und fühlte sich vielleicht ein wenig unentbehrlich. Doch gerade da antwortete Er ihnen mit dieser Aufforderung.

Daraus können wir lernen, daß wir solche Ruhepausen immer dann besonders nötig haben, wenn wir meinen, wir wären unabkömmlich. Dann brauchen wir nicht nur neue Kraft, sondern der Herr möchte uns immer wieder neu ausrichten, damit wir in Seinem Sinn für Ihn wirken können. Seine Einladung, „an einen öden Ort besonders zu kommen“, zeigt uns weiter, daß diese Ausrichtung nicht etwas ist, was einfach im Vorübergehen geschehen kann. Es ist nötig, daß wir uns innerlich völlig zurückziehen und den Alltag mit seinen Angelegenheiten ganz hinter uns lassen. Nur dann können wir Gemeinschaft mit dem Herrn haben, Sein Wort mit Nutzen lesen und im Gebet sein. Maria von Bethanien gibt uns da ein richtungweisendes Beispiel. Als der Herr bei den Geliebten in Bethanien war, erkannte sie sogleich, was „das gute Teil“ war. Sie setzte sich nieder zu den Füßen ihres Meisters, um auf das zu hören, was Er zu sagen hatte. Das brachte ihr die Zustimmung des Herrn.

E.A.B.

Einordnung: Ermunterung + Ermahnung, Jahrgang 1996, Seite 106

Bibelstellen: Mk 6, 31

Stichwörter: Kraft, Ruhe