Ungehorsam – der Weg zum Unheil, Gehorsam – Qelle des Heils

„Des einen Menschen Ungehorsam“

Was geschah eigentlich dort im Garten Eden? Warum brachte das Essen einer Frucht einen solchen Fluch auf das ganze Menschengeschlecht? Das zweite und dritte Kapitel des ersten Buchs Moses beschreibt uns den sogenannten Sündenfall. Das erste Menschenpaar hatte ein ganz klares, eindeutiges Gebot Gottes: „Von dem Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen, davon sollst du nicht essen; denn welches Tages du davon issest, wirst du gewißlich sterben“ (1. Mo 2,17).

Doch dann erschien Satan – selbst ein ungehorsamer Engelfürst – und legte den verderblichen Samen in die Herzen der Menschen: „Ihr werdet sein wie Gott“ (1. Mo 3,5). Eva und ihr verantwortliches Haupt Adam hörten auf diese Verführung. Der Gedanke, Gott gleich zu sein, fand Eingang in ihre Herzen. Sie nahmen nicht mehr ihre Stellung der Unterordnung ein, d.h. sie hörten nicht auf Gottes Wort und erkannten Seine Autorität nicht an. Eva fand für ihr Handeln auch eine Begründung, nämlich „daß der Baum gut zur Speise (Lust des Fleisches) und daß er eine Lust für die Augen und daß der Baum begehrenswert wäre, um Einsicht zu geben (Hochmut des Lebens), und sie nahm von der Frucht und aß“ (1. Mo 3,6; 1. Joh 2,16).

Aber im tiefsten Innern war es Auflehnung und Ungehorsam gegen Gott. Der Apostel Johannes drückt dies mit den Worten aus: „Die Sünde ist die Gesetzlosigkeit“ (l Joh 3,4). Die eigentliche Sünde Adams und Evas begann nicht erst, als sie die Frucht aßen, sondern als sie in Gedanken die Möglichkeit des Ungehorsams erwogen und dadurch innerlich die Autorität Gottes mißachteten.

Der moralische Zustand der Menschen bis in unsere Tage hat genau hier seinen Ursprung: in der Ablehnung der Autorität Gottes und der Auflehnung gegen Seinen Willen. Dies wird durch die eindrückliche Schilderung des Apostels Paulus in Römer l deutlich: „… weil sie, Gott kennend, ihn weder als Gott verherrlichten noch ihm Dank darbrachten, sondern in ihren Überlegungen in Torheit verfielen und ihr unverständiges Herz verfinstert wurde: indem sie sich für Weise ausgaben, sind sie zu Narren geworden und haben die Herrlichkeit des unverweslichen Gottes verwandelt in das Gleichnis eines Bildes von einem verweslichen Menschen und von Vögeln und von vierfüßigen und kriechenden Tieren. Darum hat Gott sie auch dahingegeben in den Gelüsten ihrer Herzen in Unreinigkeit, ihre Leiber untereinander zu schänden; welche die Wahrheit Gottes in die Lüge verwandelt und dem Geschöpf mehr Verehrung und Dienst dargebracht haben als dem Schöpfer, welcher gepriesen ist in Ewigkeit. Amen. … Und gleichwie sie es nicht für gut fanden, Gott in Erkenntnis zu haben, hat Gott sie dahingegeben in einen verworfenen Sinn, zu tun was sich nicht geziemt; erfüllt mit aller Ungerechtigkeit…“ (V. 21-25.28.29).

Diese Einstellung der fehlenden Gottesfurcht und des Ungehorsams gegen Gott und Sein Wort ist im Prinzip die sündige Natur, die wir von Adam geerbt haben als Söhne des Ungehorsams (Eph 2,2). Sie ist die Quelle aller Handlungen der Ungerechtigkeit, die daraus hervorgehen. So sind in der Tat „durch des einen Menschen Ungehorsam die vielen in die Stellung von Sündern gesetzt worden“ (Röm 5,19).

Welche Folgen hat das nun für den Menschen in unseren Tagen? „Wer an den Sohn glaubt, hat ewiges Leben; wer aber dem Sohne nicht glaubt (oder sich nicht unterwirft, nicht gehorcht), wird das Leben nicht sehen, sondern der Zorn Gottes bleibt auf ihm“ (Joh 3,36). Es gibt nur einen Weg, diesem Fluch der Sünde zu entgehen: der Glaube an den Herrn Jesus. Nicht an Ihn zu glauben, oder wie das Wort auch übersetzt werden kann, sich Ihm nicht zu unterwerfen, Ihm nicht zu gehorchen bedeutet ewige Verdammnis.

In Verbindung damit stehen noch zwei weitere Gedanken:

1. Die Schrift stellt das Gnadenangebot Gottes eigentlich nicht als eine „unverbindliche Einladung dar“, bei der der Mensch die Wahl hat sie anzunehmen oder nicht. Es ist letztlich ein Gebot, ein Befehl Gottes. Die folgenden Stellen machen dies deutlich:

„… denen aber, die streitsüchtig und der Wahrheit ungehorsam sind, der Ungerechtigkeit aber gehorsam, Zorn und Grimm“ (Röm 2,8),

„… wenn er Vergeltung gibt denen, die Gott nicht kennen, und denen, die dem Evangelium unseres Herrn Jesus Christus nicht gehorchen; welche Strafe leiden werden, ewiges Verderben vom Angesicht des Herrn und von der Herrlichkeit seiner Stärke“ (2. Thes 1,8.9),

„Was wird das Ende derer sein, die dem Evangelium Gottes nicht gehorchen!“ (1. Pet 4,17).

Dem Evangelium nicht zu glauben ist genau jener Ungehorsam, jene Nichtanerkennung der Autorität Gottes, die Satan in das Herz des ersten Menschenpaares pflanzte.

2. Aber wenn jemand dem Evangelium glaubt, dann findet eine Gesinnungsänderung statt. Er unterwirft sich dem Urteil Gottes über seinen Zustand und erkennt Jesus als Herrn an. Es ist unmöglich, Ihn zwar als Heiland anzunehmen, aber nicht als Herrn anzuerkennen. Das bedeutet natürlich nicht automatisch, daß wir mit der Bekehrung den Herrn praktisch schon als Herrn in allen Bereichen unseres Lebens wirken lassen. Aber grundsätzlich wird der Heiland unserer Seelen auch der Herr unseres Lebens.

„Das ganze Haus Israel wisse nun zuverlässig, daß Gott ihn sowohl zum Herrn als auch zum Christus gemacht hat, diesen Jesus, den ihr gekreuzigt habt“ (Apg 2,36).

„Wir predigen, daß, wenn du mit deinem Munde Jesum als Herrn bekennen und in deinem Herzen glauben wirst, daß Gott ihn aus den Toten auferweckt hat, du errettet werden wirst“ (Röm 10,9).

„Der Gehorsam des Einen“

Wir haben jetzt das erschreckende, dunkle Bild des gefallenen Menschen gesehen. Vor diesem schwarzen Hintergrund des „ersten Menschen“ scheint die Gesinnung und das Leben des „zweiten Menschen“, Jesus Christus, um so heller. Möchte die folgende kurze Betrachtung Seiner Person uns dazu führen, Ihn vermehrt anzubeten und Seinem Vorbild ähnlicher zu werden!

Um dieses Leben des Gehorsams richtig wertzuschätzen, müssen wir die Stellung des Herrn vor Seiner Menschwerdung gut verstehen. „Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott“ (Joh 1,1). Dieser Vers zeigt deutlich die ewige Existenz des Herrn Jesus („im Anfang war das Wort“), Seine von Gott verschiedene Persönlichkeit („und das Wort war bei Gott“) und Seine ewige Gottheit („und das Wort war Gott“).

Er ist der ewige Sohn Gottes, der als solcher nie einen Platz der Unterordnung eingenommen hat, sondern Gott, dem Vater, und Gott, dem Heiligen Geist, gleich ist. Alles war durch Ihn und für Ihn geschaffen. Er ist der Schöpfer und Erhalter des Universums, der alle Rechte an die Schöpfung besitzt.

Nun betrachten wir diesen selben ewigen Gott als kleines Kind in Bethlehem, sehen Ihn, wie Er Seinen irdischen Eltern Untertan war (Lk 2,51), sehen wie Er den Willen Seines himmlischen Vaters erfüllt. Verstehen wir jetzt etwas von den Worten des Schreibers des Hebräerbriefs: „… welcher, obwohl er Sohn war, an dem, was er litt, den Gehorsam lernte“ (Heb 5,8)?

Als ewiger Sohn Gottes war der Herr Jesus vor Seiner Menschwerdung nie in einer Stellung des Gehorsams und der Unterwürfigkeit. Aber als der Mensch Jesus Christus machte Er die Erfahrung des Gehorsams und erwies sich auch darin – wie kann es anders sein – als vollkommen. Sinnen wir noch einmal über die folgenden, uns sicher wohlbekannten Stellen nach:

„Denn diese Gesinnung sei in euch, die auch in Christo Jesu war, welcher, da er in Gestalt Gottes war, es nicht für einen Raub achtete, Gott gleich zu sein, sondern sich selbst zu nichts machte und Knechtsgestalt annahm, indem er in Gleichheit der Menschen geworden ist, und in seiner Gestalt wie ein Mensch erfunden, sich selbst erniedrigte, indem er gehorsam ward bis zum Tode, ja, zum Tode am Kreuze“ (Philper 2,5-8).

„Meine Speise ist, daß ich den Willen dessen tue, der mich gesandt hat, und sein Werk vollbringe“ (Joh 4,34).

„Siehe, ich komme, … um deinen Willen, o Gott zu tun“ (Heb 10,7).

„… doch nicht mein Wille, sondern der deine geschehe“ (Lk 22,42).

Wir haben gesehen, wie Satan die ersten Menschen verführte, indem er ihnen drei Dinge vorstellte, die auch die heutige Welt kennzeichnen:

– die Lust des Fleisches;

– die Lust der Augen;

– der Hochmut des Lebens (1. Joh 2,16).

Diese Versuchung fand in den denkbar besten Umständen, im Garten Eden, statt. Doch der erste Mensch versagte.

Satan wollte auch den „zweiten Menschen“ auf diese Weise versuchen, jedoch in ungleich schwierigeren Umständen. „Jesus aber, voll Heiligen Geistes, kehrte vom Jordan zurück und wurde durch den Geist in der Wüste vierzig Tage umhergeführt, indem er von dem Teufel versucht wurde. Und er aß in jenen Tagen nichts; und als sie vollendet waren, hungerte ihn. Und der Teufel sprach zu ihm: Wenn du Gottes Sohn bist, so sprich zu diesem Steine, daß er Brot werde“ (Lk 4,1-3).

Hier ist wieder den Appell an die Lust des Fleisches. Doch wie anders reagiert unser Herr als Adam! Da ist kein Erwägen des Vorschlags Satans. Nein, der Herr als abhängiger Mensch verweist sofort auf die Autorität des Wortes Gottes. Auch die weiteren Versuchungen im Blick auf die Lust der Augen und den Hochmut des Lebens rufen bei dem Herrn immer und sofort die Unterwürfigkeit unter das Wort Gottes hervor. Der Herr Jesus war ohne Sünde, er kannte keine Sünde, und er tat

keine Sünde (1. Joh 3,5; 2. Kor 5,21; 1. Pet 2,22). Die Versuchung durch den Teufel konnte nur ein Ergebnis haben: Seine Vollkommenheit zu offenbaren.

„Christus hat für euch gelitten, euch ein Beispiel hinterlassend, auf daß ihr seinen Fußstapfen nachfolget; welcher keine Sünde tat…“ (1. Pet 2,21).

(Schluß folgt) M.V.

Einordnung: Ermunterung + Ermahnung, Jahrgang 1996, Seite 232

Bibelstellen: Rö 1, 21-25; Rö 1, 28.29; 1Petr 4, 17

Stichwörter: Gehorsam, Ungehorsam