Das Dorf der Maria und ihrer Schwester Martha

(Johannes 11,1-2)

1. Göttliche Berichterstattung

Für unseren Glauben ist es immer wieder erfrischend, wenn wir sehen, wie Gott in Seinem Wort Begebenheiten und Örtlichkeiten festgehalten hat, die man in menschlicher Geschichtsschreibung vergebens suchen würde. So verhält es sich auch in Johannes 11, wo uns berichtet wird, wie Lazarus von Bethanien starb und durch die Macht des Sohnes Gottes auferweckt wurde.

2. Das Dorf der Maria …

Es fällt auf, daß der Heilige Geist, wenn er Bethanien erstmals im Johannesevangelium erwähnt, nicht die Entfernung nach Jerusalem angibt (wie z. B. in Joh 11,18), sondern den Ort des Geschehens als das Dorf der Maria und ihrer Schwester Martha bezeichnet. Warum treten diese beiden Personen bei der Beschreibung des Ortes in den Vordergrund? Und warum wird Maria im Unterschied zu anderen Stellen (Lk 10,38# Joh 11,19; 12,1/jf) vor der Martha erwähnt? Das Haus der Geschwister, in dem der Herr Jesus so oft Erquickung fand in der Gemeinschaft mit denen, die Ihn liebten, gehörte ja der Martha (Lk 10,38).

Nun, die Antwort gibt der Heilige Geist mit den folgenden Worten: „Maria aber war es, die den Herrn mit Salbe salbte und seine Füße mit ihren Haaren trocknete“ (Joh 11,2). Das ist der Grund dafür, daß uns Bethanien in der oben beschriebenen Weise vorgestellt wird. Die Tat ihrer Liebe und innigen Zuneigung, die für das Herz des Herrn Jesus angesichts der sich immer weiter steigernden Ablehnung der Juden so wohltuend war, sie gab dem Ort Bethanien eine Bedeutung, die die Wichtigkeit damaliger Städte und Paläste weit in den Schatten stellte. Und so ist es der Zusatz Dorf der Maria und ihrer Schwester Martha, mit dem der Heilige Geist Bethanien charakterisiert.

Wenn es darum geht, was für das Herz des Herrn Jesus kostbar war, dann wird das liebevolle Handeln Marias in den Vordergrund gestellt, das diesem Ort in den Augen Gottes seine Prägung gab. (In Johannes 12,1 lesen wir von „Bethanien, wo Lazarus der Gestorbene war“. Der Ort Bethanien ist also auch dadurch gekennzeichnet, daß Er selbst dort Seine Liebe und Macht erwiesen hat.)

Liegt in der liebevollen Art und Weise der Beschreibung nicht auch eine ermunternde Lektion für uns? Worauf ruht Gottes Auge heute im ausgehenden 20. Jahrhundert? Ist es das Geschehen an den Brennpunkten der Weltgeschichte, das Seine Aufmerksamkeit erregt? Oder sind es nicht vielmehr die Häuser der Gläubigen, in denen Er etwas von Christus wiederfindet? Welch eine Chance und ein Ansporn zugleich liegt doch darin, in aller Bescheidenheit und Treue Ihm in unseren Häusern zu dienen – zu Seinem Wohlgefallen und zum Segen für uns und andere.

3. Gott ist nicht ungerecht, euer Werk zu vergessen

Die Erwähnung Marias und dessen, was sie für den Herrn Jesus getan hat, erinnert uns auch in zu Herzen gehender Weise daran, wie Gott jede Kleinigkeit, die für Ihn getan wird, beachtet und wertschätzt. Dies kommt besonders dadurch zum Ausdruck, daß in Seinem Wort Einzelheiten berichtet werden, die wir vielleicht gar nicht oder zumindest so nicht aufgezeichnet hätten. Das Salben des Herrn und das Abtrocknen Seiner Füße mit ihren Haaren wird bereits im 11. Kapitel erwähnt, wo es in erster Linie um die Erweisung göttlicher Macht angesichts des Todes geht. Aber für Gott waren diese Einzelheiten so wichtig, daß Er in Seinem Wort bereits an dieser Stelle darauf hinweist.

Auch Martha ist nicht vergessen. Ihr Name dient mit dazu, den Ort Bethanien zu kennzeichnen. Dort hatte sie dem Herrn Jesus ihr Haus geöffnet, und dort diente sie Ihm (Lk 10,38.40; Joh 12,2).

Aus anderen Begebenheiten berichtet uns Gottes Wort ebenfalls Einzelheiten, die für die Ewigkeit festgehalten sind. Dazu gehören z.B. die Küsse und die Tränen der stadtbekannten Sünderin (Lk 7,36ff), Weiter lesen wir von den fünf Gerstenbroten und den zwei Fischen eines Jungen oder einem Becher kalten Wassers, der einem „dieser Kleinen“ gegeben wird (Joh 6,9; Mt 10,42). Auch die zwölffache Beschreibung der Opfergabe der Fürsten Israels anläßlich der Einweihung des Altars (4. Mo 7,10/jf) und viele andere Beispiele mehr zeigen uns immer wieder, wie wichtig Gott jede Gabe nimmt, die für Ihn und für Seinen Sohn gegeben wird -mag sie in den Augen der Menschen auch noch so klein und bedeutungslos scheinen.

In diesem Sinn ermuntert der Schreiber des Hebräerbriefes die Gläubigen: „Denn Gott ist nicht ungerecht, euer Werk zu vergessen und die Liebe, die ihr für seinen Namen bewiesen habt, da ihr den Heiligen gedient habt und dient“ (Heb 6,10).

Wollen wir uns ermuntern lassen, Ihm mit dem, was Er uns an Gesundheit, an Zeit, an Vermögen, Kraft und Gaben anvertraut hat, mit Herzenshingabe zu dienen? Die Aussicht auf Belohnung wird dabei weniger die Triebfeder unseres Handelns sein. Aber der Gedanke, daß Er, dem wir alles verdanken, das Wenige, was wir für Ihn tun können, auch noch belohnen wird, ist für unsere Herzen sicher überwältigend und darf uns froh und glücklich machen. FR.

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Durch ihn nun laßt uns Gott stets ein Opfer des Lobes darbringen, das ist die Frucht der Lippen, die seinen Namen bekennen. Das Wohltun aber und Mitteilen vergeßt nicht, denn an solchen Opfern hat Gott Wohlgefallen.
Hebräer 13,15.16

Einordnung: Ermunterung + Ermahnung, Jahrgang 1997, Seite 196

Bibelstellen: Joh 11, 1-2; Hebr 6, 10; Hebr 13, 15.16

Stichwörter: Bethanien, Maria, Martha