Das Opfer Noahs

1. Mose 8,20-22

In 1. Mose 6 lesen wir: „Und Jehova sah, daß des Menschen Bosheit groß war auf Erden und alles Gebilde der Gedanken ihres Herzens nur böse den ganzen Tag. Und es reute Johova, daß er den Menschen gemacht hatte auf der Erde“ (V. 5.6).

Und dann kam die Flut. Was konnte Gott mit einem Geschöpf, an dem und in dem nichts Gutes ist, anderes tun als es vertilgen? Sein Gericht muß über alles kommen, was im Widerspruch zu Ihm ist.

In Kolosser 1,16 lesen wir, daß durch den Herrn Jesus alle Dinge, „die in den Himmeln und die auf der Erde“, erschaffen sind. Er hat sie durch Seine eigene Kraft und persönlich geschaffen. Dann wird in dem genannten Vers noch gesagt, daß alles für Ihn selbst erschaffen ist. Das bedeutet, daß alles, daß jedes Geschöpf für Ihn da sein, Ihm nützen, Ihm dienen sollte. Aber was wird jemand tun, wenn er etwas für sich selbst macht, was sich aber später als unbrauchbar erweist? In Römer 3,12 und 19 wird gesagt, daß die Menschen allesamt untauglich sind, ja, daß die ganze Welt dem Gericht Gottes verfallen ist.

Wenn jemand ein Gerät angefertigt hat und schließlich sieht, daß er es zu gar nichts mehr gebrauchen kann, dann wirft er es weg. Was muß Gott mit Menschen machen, die nicht das tun, wozu sie geschaffen sind, die Ihm nicht dienen? In 5. Mose 6,5 sehen wir, daß Gott den Menschen gebietet, Ihn zu lieben mit ihrem ganzen Herzen und mit ihrer ganzen Seele und mit ihrer ganzen Kraft, ja, wie der Herr es erweiternd in Markus 12 und Lukas 10 sagt: mit allen ihren Fähigkeiten. Wir fühlen, daß das wirklich die Pflicht eines Geschöpfes ist.

Was wird Gott nun tun mit Menschen, von denen Er sagen muß, daß all das Gebilde der Gedanken ihres Herzens nur böse ist den ganzen Tag? Wenn es Ihn in Sein Herz hinein schmerzt, daß Er den Menschen gemacht hat (1. Mo 6,5f.)? – Er konnte nur Gericht über die Menschen bringen. Die Flut brachte sie alle um, mit Ausnahme dieses einen Mannes, der Gnade gesucht und gefunden hatte und der dann auf wunderbare Weise gerettet wurde: Noah ging in die Arche, und in ihr ging er unbeschadet durch das Wasser. Die Gewalt der Wellen des Gerichts Gottes kam über die Arche, aber er war sicher darin. So kam er gewissermaßen auf eine neue Erde, auf eine Erde, die gereinigt war durch Gericht. Was tut Noah nun dort als erstes?

In Kapitel 6 ging es um den Bau der Arche. Da waren Noahs Gedanken mit dem Gericht beschäftigt, von dem er gehört hatte, daß es über den sündigen Menschen kommen mußte und kommen würde. Er suchte nach einem Weg, um gerettet zu werden, und fand ihn in Gottes Augen. Die Gnade Gottes sagte ihm, wie diese Rettung möglich war: in der Arche.

Hier in Kapitel 8 nun steht Noah auf der anderen Seite des Gerichts, auf der neuen, der gereinigten Erde. Und was tut Noah jetzt? Er baut einen Altar, den ersten Altar, von dem Gottes Wort spricht, und er nimmt von allem reinen Vieh und von allem reinen Gevögel und opfert Brandopfer. Das sind wunderbare Dinge! Wir merken: Noah opferte nicht, um noch gerettet zu werden, sondern weil sein Herz voller Dankbarkeit dafür war, daß er jetzt gerettet war. Noah war durch das Gericht hindurchgegangen und doch am Leben geblieben. In der Arche war er durch den Tod – nicht durch seinen eigenen, sondern durch den Tod eines anderen – gerettet und dann auf eine gereinigte Erde gestellt worden. Deshalb bringt er nun ein Brandopfer, und zwar bringt er es auf einem Altar. Wir denken im allgemeinen, das Opfer sei das wichtigste, dagegen sei der Altar weniger wichtig. Aber der Herr Jesus sagt in Matthäus 23,19, daß der Altar mehr ist als das Opfer, weil die Gabe geheiligt wird durch den Altar. Das ist für uns wichtig genug, daß wir darüber nachdenken.

Wenn wir im 2. Buch Mose in den Kapiteln 25 bis 27 etwas über die Stiftshütte lesen, so sehen wir, daß der Altar dort ein Bild des Herrn Jesus ist (wie das Opfer auch eines ist), und zwar ist er ein Bild von Ihm als dem wahrhaftigen Menschen. Der Altar wurde aus Holz gefertigt, aber mit Erz überzogen. In 4. Mose 16,36-40 erfahren wir, daß Erz das Bild einer Gerechtigkeit ist, die so groß ist, daß sie durch das Gericht Gottes gehen kann, ohne verzehrt zu werden. Davon also spricht der eherne Altar, und wir verstehen, daß er bedeutungsvoll ist.

Wenn wir den Herrn Jesus in Seinem Werk am Kreuz sehen, dann begreifen wir, daß das Werk darum besonders herrlich war, weil gerade Seine Person es ausgeführt hat. Es macht einen Unterschied, wer etwas tut. Das Werk am Kreuz war in der Tat wunderbar. Aber warum war es so über alle Maßen wunderbar? Weil der geliebte Sohn Gottes es vollbracht hat! Weil Der, der dort das Gericht Gottes über meine Sünde trug, selbst der Heilige, der Wahrhaftige, war, der Sünde nicht kannte. Er war Der, von dem Gott selbst sagte: „Dieser ist mein geliebter Sohn, an welchem ich Wohlgefallen gefunden habe“ (Mt 3,17; s.a. Mk 1,11; Lk 3,22) und der von Sich sagen konnte, daß Er stets das tue, was Gott wohlgefalle. O ja, das Werk war in sich selbst herrlich! Aber für Gott war es ganz besonders herrlich, weil diese eine Person es ausgeführt hat; weil Der es vollbrachte, der keine Sünde kannte und der Ihn als Mensch auf der Erde immer nur verherrlicht hatte. Er ging in das Gericht Gottes, und Er tat es aus Gehorsam. Er wurde gehorsam bis zum Tode, ja, zum Tode am Kreuze (Phil 2).

Diese wunderbare Tatsache wird bereits in 1. Mose 8 angedeutet. Auf der gereinigten Erde sehen wir einen Altar und darauf das Opfer. Noah brachte von allen reinen Tieren Opfer. Jedes dieser Tiere weist auf eine besondere Eigenschaft hin: ein Vogel z.B. spricht von Ihm als dem Menschen vom Himmel, ein Schaf spricht von Ihm als dem Sanftmütigen (Jes 53). Und alle Eigenschaften, die in den Opfertieren zum Ausdruck kamen, waren kostbar in den Augen Gottes, als der Herr Jesus das Werk vollbrachte. Wir können sagen, daß Gott hier ein Opfer gebracht wurde, das ein vollständiges Bild von der Person des Herrn Jesus in all Seinen wunderbaren Eigenschaften darstellt, wie sie in Seinem Werk am Kreuz offenbar wurden.

Wir finden es hier im Bilde zusammengefaßt, damit gleich im Anfang schon klar wird, wie wunderbar die Person des Opfers ist, das Gott vor Sich sah – so wunderbar, daß Gott aufgrund dessen Seine ganze Liebe, Seine ganze Gnade und allen Segen, die ein allmächtiger Gott zu geben vermag, ausgießen kann.

Und was ist das Ergebnis? „Und Jehova roch den lieblichen Geruch“ (eigentlich den „Geruch oder Duft der Beruhigung“, wie wir in der Fußnote lesen) „und Jehova sprach in seinem Herzen: Nicht mehr will ich hinfort den Erdboden verfluchen um des Menschen willen, denn das Dichten des menschlichen Herzens ist böse von seiner Jugend an.“ Wunderbarer Ausspruch! Zwei Kapitel vorher lesen wir praktisch dasselbe Urteil über den Zustand der Menschen, und da war das Ergebnis, daß Gott beschloß: Ich will den Menschen vertilgen von der Erde. Das Herz des Menschen war durch das Gericht nicht verändert worden. In sich selbst waren die in der Arche geretteten Menschen nicht besser als die, die in der Flut umgekommen waren. Gott weist ausdrücklich darauf hin. Aber dann sagt Er: „Nicht mehr will ich hinfort alles Lebendige schlagen.“ – Warum nicht? Weil hier das eine hinzugekommen ist: dieses wunderbare Brandopfer. Und der Geruch dieses Brandopfers war ein Geruch der Ruhe, ein lieblicher Geruch für Gott; daraufhin konnte Er Gnade erweisen, konnte den Sünder ertragen, konnte ihn auch segnen.

Das ist es, was uns hier gelehrt wird. Aufgrund eines so kostbaren Opfers ist es Gott möglich, Sünden zu vergeben und sündige Menschen zu segnen – ein wichtiger Grundsatz, den wir bei den Opfern finden. Und Gott roch den lieblichen Geruch, der Ihm Ruhe gab, und Gott sagte gewissermaßen: Jetzt kann ich einen Zustand beständigen Segens einführen. „Nicht mehr will ich hinfort alles Lebendige schlagen, wie ich getan habe. Forthin, alle Tage der Erde, sollen nicht aufhören Saat und Ernte, und Frost und Hitze, und Sommer und Winter, und Tag und Nacht.“

Selbstverständlich ist das in den natürlichen Dingen auf dieser Erde auch wahr. Wir wissen nicht, ob es vorher geregnet hat. Aber von dieser Zeit an ist das so gewesen. Immer haben Tag und Nacht einander abgelöst. Immer hat es Saat und Ernte gegeben, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht. Und wir wissen, daß es so bleiben wird, solange die Erde besteht. Aber es deutet alles hin auf diesen wunderbaren Zustand, den ewigen Zustand, wo alles unveränderlich sein wird und alle Gnadengaben Gottes niemals mehr ein Ende finden werden, sondern unendlich bleiben werden, sicher bleiben werden bis in alle Ewigkeit, weil sie gegründet sind auf diesen wunderbaren „Geruch“, auf das Opfer, das hier gebracht wird – das Opfer, das nicht nur in sich selbst kostbar ist, sondern das so überaus kostbar ist durch die Person, die das Opfer war. Nicht nur das Werk, das Er vollbracht hat, als Er starb, ist kostbar, sondern auch die Person, die es tat, der Herr Jesus, der starb, damit Gott befriedigt wurde, Ruhe fand und der Mensch durch Ihn zu Gott nahen konnte.

Niemals war etwas Derartiges zu Adam, niemals war so etwas vorher überhaupt gesagt worden. Während der Sintflut war es anders gewesen; da waren nicht Saat und Ernte, Frost und Hitze einander gefolgt. Aber von diesem Zeitpunkt an war es wirklich so auf dieser Erde. Im Bilde wird uns damit gezeigt, daß ein beständiger Segen das Ergebnis sein würde, wenn ein solches Brandopfer einmal gebracht werden würde, durch das Gott Ruhe findet und das ein lieblicher Geruch für Ihn ist. Nachdem der Sündenfall eingetreten war, lesen wir bis zu dem Opfer Noahs nicht, daß ein Mensch gesegnet worden wäre. Hier jedoch segnete Gott Noah. nach H.L.H

Einordnung: Ermunterung + Ermahnung, Jahrgang 1997, Seite 37

Bibelstellen: 1Mo 8, 20-22

Stichwörter: Altar, Brandopfer, Flut, Noah