Liebe und Gehorsam
(Johannes 14,15.21.23)
Wenn unter Gläubigen vom Wert der Liebe und des Dienstes gesprochen wird, ist es immer gut, einen Zusammenhang im Auge zu behalten, den der Herr Jesus Seinen Jüngern – und damit auch uns – in Seinen Abschiedsworten ganz besonders vor die Herzen stellt. Das ist die enge Verbindung zwischen Liebe und Gehorsam.
Mit den Worten in Johannes 14,15 leitet der Herr Seine Mitteilung über das zweite große Ereignis ein, das die kommenden Tage kennzeichnen sollte. Nicht nur würde Er zum Vater gehen, sondern nun sollte der Heilige Geist vom Vater zu Seinen Jüngern kommen.
Es ist recht auffallend, auf welche Weise der Herr das große Thema vom Kommen des Heiligen Geistes einführt:
„Wenn ihr mich liebt, so haltet meine Gebote“ (V. 15).
Im Lauf des Johannes-Evangeliums hören wir bis dahin immer wieder von der Liebe des Herrn zu Seinen Jüngern. Hier aber hören wir zum ersten Mal von der Liebe der Jünger zum Herrn. Die Gabe des Geistes wird also in Verbindung gebracht mit einer Schar von Menschen, die den Herrn lieben und Ihm gehorchen. Für solche bittet der Herr mit Freuden den Vater, ihnen den Tröster zu senden. Und geht aus diesen Worten nicht auch hervor, daß die Erfahrungen, die man in der Kraft des Geistes macht, nur von demjenigen erlebt werden können, der ein Leben der Liebe und des Gehorsams dem Herrn gegenüber führt?
In den vorhergehenden Versen hat der Herr über Glauben und Gebet gesprochen (V. 12-14); nun spricht Er von Liebe und Gehorsam. Sicher will Er damit zu verstehen geben, daß die tiefen geistlichen Erfahrungen, in die der Sachwalter uns einführt, solchen zugänglich sind, die sich auszeichnen durch
– Glauben, der dem Herrn vertraut,
– Abhängigkeit, die in Seinem Namen betet,
– Liebe, die sich an den Herrn klammert, und
– Gehorsam, dem es eine Freude ist, Seine Gebote zu halten.
Das sind die großen moralischen Wesenszüge, die die Seele zubereiten, aus der Gegenwart des Geistes Nutzen zu ziehen. Es genügt nicht, daß der Geist in uns wohnt; Herz und Leben müssen auch in einem Zustand sein, der für den Geist passend ist.
„Wer meine Gebote hat und sie hält, der ist es, der mich liebt“ (V. 21).
Die Verse 18-21 zeigen uns die normale Auswirkung des Kommens des Geistes. Die nachfolgenden Verse stellen die geistlichen Voraussetzungen dar, die den einzelnen Gläubigen befähigen, in die Vorrechte, die uns durch die Kraft des Geistes zugänglich sind, einzutreten und sie zu genießen. Obwohl die bekennende Christenheit sich leider erheblich von diesem normalen Zustand entfernt hat, ist es doch beglückend, zu sehen, daß das, was für die Gesamtheit zutreffen sollte, noch immer vom einzelnen genossen werden kann. Die Unterweisungen des Herrn an dieser Stelle sind ganz persönlich. Bisher hat Er in der Mehrzahl gesprochen („ihr“ und „euch“ in V. 18-20); nun spricht er den einzelnen an und sagt „er“ und „jemand“ (V. 21-24).
Liebe und Gehorsam sind die großen Voraussetzungen zum Eintreten in diese tieferen Erfahrungen. Der Herr hat bereits gesagt: „Wenn ihr mich liebt, so haltet meine Gebote“, und nun sagt Er: „Wer meine Gebote hat und sie hält, der ist es, der mich liebt.“ Mit Recht ist gesagt worden, daß das erstere die Liebe als Quelle des Gehorsams darstellt und das letztere den Gehorsam als Beweis der Liebe. Für Christus war jeder Ausdruck der Gedanken des Vaters ein Gebot, und ebenso ist jeder Ausdruck der Gedanken Christi ein Gebot für den, der Ihn liebt.
„Wenn jemand mich liebt, so wird er mein Wort halten, und mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm machen“ (V. 23).
Einer, der den Herrn liebt, wird nicht nur Seine Gebote, sondern überhaupt die „Worte“ des Herrn halten. Das ist mehr als Seine Gebote. Seine Gebote beziehen sich auf die Einzelheiten unseres Weges. Aber Sein Wort ist, wie uns Vers 24 sagt, nicht einfach Sein eigenes Wort, sondern das des Vaters, der Ihn gesandt hat. Es spricht von allem, was Er vom Herzen des Vaters und vom Ratschluß des Vaters für den Himmel und die zukünftige Welt kundzutun gekommen war. Seine „Gebote“ werfen das nötige Licht auf unseren Weg; Seine „Worte“ erhellen die herrliche Zukunft, indem sie den Ratschluß des Herzens des Vaters enthüllen. Seine Worte hochzuhalten schafft Raum für den Vater; so kann der Herr nun sagen: „Wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm machen.“
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