Lektionen für Diener
Markus 6
Das Evangelium nach Markus stellt uns den Herrn Jesus als vollkommenen Diener Gottes vor. Und es ist gut, wenn wir uns beim Lesen dieses Buches diese Tatsache bewußt machen, damit wir die einzelnen Begebenheiten und deren Botschaft gut verstehen.
Im sechsten Kapitel liegt der Schwerpunkt in ganz besonderer Weise auf dem Dienst, da die Aussendung der zwölf Apostel und ihre Rückkehr einen nicht geringen Raum einnimmt. Es ist der Herr selbst, der sie aussendet und ihnen Gewalt über die unreinen Geister gibt. Neben den Anweisungen über das, was sie mitnehmen sollen, erhalten sie auch Hinweise dafür, wie sie sich zu verhalten haben.
Die Verse 12 und 13 fassen den Dienst der Jünger wie folgt zusammen: „Und sie gingen aus und predigten, daß sie Buße tun sollten; und sie trieben viele Dämonen aus und salbten viele Schwache mit Öl und heilten sie“.
Erste Lektion: Innerliche Gefühle und Erbarmungen
Nachdem die Apostel zurückgekehrt waren, berichteten sie ihm alles, was sie getan und gelehrt hatten (V. 30). Wie gut ist es, zuerst mit dem Herrn über den ausgeführten Dienst zu reden. Denn in Seiner Gegenwart besteht nicht die Gefahr, sich etwas einzubilden und „höher von sich zu denken, als zu denken sich gebührt“ (Röm 12,3). Aber der Herr wollte ihnen noch eine Lektion erteilen. Darum führt Er sie in die Stille, denn dort lernt man am besten: „Kommt ihr selbst her an einen öden Ort für euch allein und ruht ein wenig aus“ (V. 31).
Im weiteren Verlauf wird berichtet, daß eine große Volksmenge an den Ort kam, wo der Herr Jesus sich mit Seinen Jüngern aufhielt. Man könnte denken, daß die Ruhe nun vorüber war. Aber nein, sie durften zusammen mit der Volksmenge den Worten ihres Meisters lauschen. Doch am späten Abend bitten sie Ihn, die Volksmenge fortzuschicken. Was war in ihren Herzen? Wie konnten sie so etwas sagen? Der Herr antwortet ihnen: „Gebt ihr ihnen zu essen.“ Er will sie nicht leer fortschicken. Er liebt es, zu geben. Gleichzeitig möchte Er die Jünger hier erkennen lassen, daß ihnen etwas fehlt.
Wir haben gesehen, daß die Jünger Macht hatten über unreine Geister. Zudem besaßen sie die moralische Kraft, durch das Wort das Gewissen der Menschen aufzurütteln. Jedoch muß der Herr ihnen gewissermaßen sagen: Was euch noch fehlt, das sind die rechten Empfindungen und das Mitgefühl für diese Menschen. Als Er sie sah, wurde Er innerlich bewegt über sie. Die Jünger dagegen waren gekommen und hatten dem Herrn erzählt, was sie getan und gelehrt hatten. Wo aber war bei ihnen die innerliche Bewegung, die in dieser Situation aus dem Herzen ihres Meisters kam?
Zweite Lektion: Seine Allmacht und unsere Hilflosigkeit
Hatten die Jünger nicht große Dinge vollbracht, als sie für ihren Herrn unterwegs waren? Durchaus! Aber waren sie nicht voll von ihren eigenen Taten, als sie dem Herrn davon berichteten? Zweifellos. Und was hat der Herr ihnen an dem öden Ort dazu zu sagen? Seine Aufforderung, sie sollten der Volksmenge zu essen geben, rückt alles an die richtige Stelle. Neben der Tatsache, daß ihr Unglaube offenbar wird, müssen sie wieder neu lernen, daß Er Herr über alles ist und sie selbst absolut hilflos sind.
Gerade meinten sie noch, gewaltige Dinge getan zu haben. Hier schon fühlen sie sich hilflos, wenn der Herr ihnen einen weiteren Auftrag gibt. Hatten sie vergessen, wer ihnen Gewalt gegeben hatte? In Seiner Kraft wäre es ihnen doch möglich gewesen, auf übernatürliche Weise auch die Volksmenge zu sättigen. Der Herr gebraucht dann in Seiner Größe und Allmacht das, was in den Augen menschlicher Weisheit als völlig unzureichend gilt: fünf Brote und zwei Fische. – Segensreich für uns, wenn wir in Seiner Nähe neu begreifen, wer Er ist und wie abhängig wir von Ihm sind.
Dritte Lektion: Vergebliche Bemühungen
Ob die Jünger wohl die zweite Lektion verstanden haben? Der 52. Vers unseres Kapitels läßt erkennen, daß das leider nicht der Fall war. „Sie waren durch die Brote nicht verständig geworden, sondern ihr Herz war verhärtet.“ Hatte der Herr vergeblich an ihren Herzen gewirkt? Hatte Er sich nicht wie in vielen anderen Fällen bemüht, die Herzen der Menschen und besonders die Seiner Jünger zu erreichen? Unermüdlich war Er tätig gewesen -und oft ohne sichtbares Ergebnis. Der prophetische Geist bringt die Empfindungen des Herrn Jesus, des wahren Knechtes, hierüber mit den Worten zum Ausdruck: „Ich aber sprach: Umsonst habe ich mich abgemüht, vergeblich und für nichts meine Kraft verzehrt; doch mein Recht ist bei Jehova und mein Lohn bei meinem Gott“ (Jes 49,4). Das war kennzeichnend für Seinen hingebungsvollen Dienst. Und vielleicht war das auch der Gegenstand, der Ihn im Gebet auf dem Berg beschäftigte.
Wie auch immer – das, was der Herr hierüber in Seinem Innern empfand, sollten die Apostel auf dem stürmischen See auf eine äußerliche, ihrem Verständnis angemessene Weise lernen. Er nötigt sie, „in das Schiff zu steigen und an das jenseitige Ufer nach Bethsaida vorauszufahren“ (V. 45). Nun geschieht es, daß sie in einen heftigen Sturm geraten, so daß sie beim Rudern Not leiden. Trotz aller Anstrengung kommen sie keinen Schritt weiter. Lernen wir nicht aus diesem Geschehnis, daß es im Leben eines Dieners Zeiten geben mag, wo jeder „Muskel“ beansprucht wird, um ein Ziel zu erreichen, ohne daß ein Fortschritt zu bemerken ist? Mit einem Wort: So wie der Meister es erfahren hatte, so erleben Seine Diener für eine bestimmte Zeit, was es heißt, umsonst zu arbeiten und ihre Kraft für nichts zu verzehren. Auch in dieser Beziehung wird das Wort des Herrn in Johannes 13 bestätigt: „Ein Knecht ist nicht größer als sein Herr, noch ein Gesandter größer als der, der ihn gesandt hat“ (V. 16).
Laßt uns doch aus diesen drei Lektionen lernen, damit wir treue Diener Christi sein können. „Im übrigen sucht man hier an den Verwaltern, daß einer für treu befunden werde“ (1. Kor 4,2). Laßt uns von Ihm lernen, der uns vollkommenes Beispiel ist. H.M.
Schreibe einen Kommentar