Mit Einsicht dienen

(1. Thessalonicher 3,1-4)

Der Apostel Paulus versah seinen Dienst unter den Gläubigen mit großer Einsicht. Davon können wir uns anhand einiger Merkmale überzeugen, die wir im obigen Text finden. Das bezieht sich auf die Frage,

mit wem er zusammenarbeitete – denn er war ja nicht

allein -,

was der Gegenstand seines Dienstes war, d.h. Seine Botschaft,

welches Ziel er verfolgte

und in welchen Umständen die waren, unter denen er arbeitete.

Unklare Verhältnisse in unserem Dienst für den Herrn beeinträchtigen immer die Frucht für Gott und den Nutzen für andere.

Die Mitarbeiter

Hier und anderswo geht es um Timotheus. Wir wollen ihn stellvertretend betrachten für alle, mit denen der Herr uns zusammenstellt.

Timotheus war ein „Bruder“ – einer, der Gott als seinen Vater kannte wie der große Apostel selbst; einer, „um dessentwillen Christus gestorben war“ (1. Kor 8,11). Mit wem irgend der Herr uns zusammenstellt: Lieben wir Gott, so werden wir auch ihn als Bruder lieben (1. Joh 4,20.21). „Timotheus, unser Bruder“ – spiegelt das nicht die ganz eigene Schönheit dieser tiefinneren Beziehung wider, die in der Welt niemals zu finden ist? Ist es da nicht ein Vorrecht, mit Brüdern gemeinsam zu arbeiten?

Er war auch ein „Mitarbeiter Gottes“ (oder „Mitarbeiter unter Gott“). Das bedeutet: Gott ist der Wirkende. Alles geht aus Ihm hervor. Er bestimmt, was zu tun ist, wann und wo, und die Art und Weise der Ausführung. Kurz: Es ist Seine Arbeit, und Er will wirken durch uns. Er beruft jeden zum Dienst nach Seinem Willen. Dieses Verhältnis der Abhängigkeit gilt für mich, aber auch für jeden anderen, der mitarbeitet. Vor Gott sind wir in derselben Stellung.

Ein verkehrtes Bild von unseren Mitknechten wirkt wie Sand im Getriebe. Sie zu sehen, wie Gott sie sieht, das fördert und befruchtet die Zusammenarbeit.

Der Gegenstand des Dienstes

Paulus sah immer und in aller Klarheit vor Augen, was er anderen zu bringen hatte: das Evangelium. Hier nennt er es „das Evangelium des Christus“ und bezeichnet damit dessen Hauptinhalt, den Mittelpunkt dieser guten Botschaft: Christus! Er ist der Sohn, den der Vater gesandt hat als Heiland der Welt; der Mensch wurde, um als der Gerechte für die Ungerechten am Kreuz für Sünden zu leiden, um uns zu Gott zu führen; der starb, damit wir Leben hätten, aber den Tod besiegte, aus dem Grab auferstand, in den Himmel aufgenommen wurde und sich zur Rechten Gottes setzte. Damit ist das Evangelium nicht nur die Botschaft des Heils, das dem Verlorenen angeboten wird und dem er Gehorsam schuldet (Röm 10,16), sondern es ist auch das, was der Gläubige immer und immer wieder hören muß: ein gestorbener, auferstandener und jetzt verherrlichter Christus. Diese Person war Dreh- und Angelpunkt bei Paulus; diese Person muß in aller Klarheit auch in unserem Leben und in unserem Dienst sichtbar werden.

Das Ziel des Dienstes

Hier spricht Paulus über die Bedürfnisse der Empfänger seines Dienstes: Befestigung und Trost. Ob der Apostel für die Gläubigen des 20. Jahrhunderts etwas anderes für nötiger gehalten hätte? Wohl kaum. Die wesentlichen Bedürfnisse der Heiligen sind dieselben geblieben: Befestigung wirkt der Schwachheit entgegen, Trost der Entmutigung.

Satan tut, was er kann, um die Kinder Gottes zu schwächen. Dazu benutzt er eine Welt, die den ständigen Wechsel, den Austausch unter den Kulturen, die Annäherung der Weltreligionen und die grundsätzliche Veränderung der Gesellschaft durch das Untergraben von Ehe und Familie auf ihre Fahnen geschrieben hat; doch auch Uneinigkeit und lehrmäßige Verwirrung unter Gläubigen selbst sind seine Werkzeuge. Deshalb haben sie Befestigung nötig – vielleicht heute so wie nie zuvor -, Befestigung durch solide Nahrung für die Herzen, durch klare Belehrung über die Gedanken Gottes und über die Grundlagen ihres Glaubens, damit sie wieder festen Boden unter den Füßen verspüren und „feststehen im Herrn“ (V. 8).

Und wie mancher Bruder, wie manche Schwester ist entmutigt; der Blick ist nach unten gerichtet auf die Wellen, vielleicht um sie her auf das Zeitgeschehen, vielleicht nach innen, in sich selbst hinein. Und das alles ist sehr angetan, zu deprimieren, enttäuscht und niedergeschlagen zu machen. Der Apostel hatte einen echten Trost für solche.

Sie sollten getröstet werden „hinsichtlich ihres Glaubens“. Ein solcher Dienst gibt dem Blick eine neue Richtung: Vorwärts und aufwärts! Er verbindet uns mit Christus in der Herrlichkeit, der uns auf Seinen Schultern und auf Seinem Herzen trägt, den wir als einen sicheren und festen Anker der Seele haben (vgl. Heb 6,19) und der bald wiederkommen wird, um uns in Seine sichtbare Gegenwart zu bringen. Was wäre geeigneter, den Traurigen oder Entmutigten zu trösten, als ihm diesen Gegenstand seines Glaubens vorzustellen?

Das soll unser Ziel im Dienst für den Herrn sein: Offene Augen zu haben für die Bedürfnisse der Heiligen und sie dann zu befestigen und zu trösten. Wir haben es nötig!

Die Umstände der Gläubigen

Paulus sieht unbeschönigt, in welcher Umgebung und unter welchen Einflüssen der wahre Glaube sich in dieser Zeit bewegen und bewähren muß. Und in aller Klarheit weist er die Thessalonicher darauf hin: „Wir sagten euch vorher, daß wir Drangsale haben würden, wie es auch geschehen ist und ihr wißt“ (V. 4). Es war Bedrängnis als Folge des klaren Seitenwechsels, den sie mit ihrer Bekehrung vollzogen hatten: weg von den Götzen ihrer Zeit, hin zu dem lebendigen und wahren Gott (Kap. 1,8.9). Deswegen hatten sie von ihren eigenen Landsleuten Verfolgungen zu erleiden (Kap. 2,14).

Der Apostel hatte immer ein bemerkenswertes Interesse für die Lebensumstände derer, denen er diente. Er erkundigte sich gezielt danach (Phil 2,19; Kol 4,8) und hielt sich auf dem laufenden (Apg 15,36). Deswegen war er imstande, konkrete Gefahren und Bedürfnisse zu erkennen. Und der Herr benutzte diese Kenntnisse bei der Leitung Seines Knechtes.

In Thessalonich sah Paulus die Möglichkeit, daß sie wankend wurden in den Drangsalen, die Freude im Herrn verloren, nicht mehr feststanden, sich der Grundlagen ihres Glaubens nicht mehr genügend bewußt waren. Das rief seine ganze Liebe zu ihnen auf den Plan. Er suchte und fand durch Timotheus einen Weg, ihnen zu dienen, sie zu befestigen und zu trösten.

Unsere Lebensumstände heute sind nicht dieselben wie in Thessalonich damals. Aber auch heute muß ein gezielter und einsichtiger Dienst unter der Leitung des Herrn die Gegebenheiten der Empfänger berücksichtigen – ihre geistliche Verfassung, ihre örtlichen, wirtschaftlichen oder sonstigen Umstände, persönlich oder gemeinsam.

Zeigen uns diese Verse nicht einen Diener des Herrn, der „einsichtig handelt“, wie es vollkommen nur jener Größere getan hat – Christus, der Knecht Jehovas (Jes 52,13)? Der Apostel der Nationen ging seinem Dienst nach in voller Einsicht über die, mit denen der Herr ihn zusammenarbeiten ließ, über die Botschaft, die er zu bringen hatte, über die Lebensumstände und die Bedürfnisse derer, denen seine Arbeit galt. Das trug maßgeblich dazu bei, daß der Herr seinen Dienst so unvergleichlich segnete – durch seine Schriften bis heute.

Laßt uns dafür beten, daß wir in unseren Aufgaben unter den Gläubigen abhängig bleiben von dem „großen Hirten der Schafe“! Und laßt uns Klarheit über unseren Dienst von Ihm erbitten, damit wir ihn mit Einsicht und im Segen erfüllen! F. U.

Einordnung: Ermunterung + Ermahnung, Jahrgang 1999, Seite 369

Bibelstellen: 1Thes 3, 1-4

Stichwörter: Dienst, Einsicht, Timotheus