Heute noch Kinder?

Die Frage, ob man es verantworten kann, in der heutigen Zeit, die gesellschaftlich und auf dem Gebiet des Glaubens von einem schlimmen Niedergang geprägt ist, überhaupt noch Kinder zu haben, wird immer wieder gestellt. Wir sprechen jetzt nicht von den Beweggründen der Menschen der Welt – und vielleicht auch mancher Christen -, die in ihrem Egoismus die Opfer scheuen, die es kostet, Kinder zu erziehen und ins Leben zu führen. Es geht vielmehr um die Sorge gläubiger Ehepaare, die sich fragen, was aus ihren Kindern einmal werden wird. Werden sie als Kinder Gottes einst mit ihren Eltern den Platz in der Herrlichkeit einnehmen? Wird es gelingen, durch eine Gott gemäße Erziehung die Kinder zum Herrn zu führen? Längst nicht alle Kinder gläubiger Eltern sind gläubig geworden – das ist nicht zu übersehen. Und es ist auch nicht damit getan, einfach den Eltern die Schuld daran zuzuschreiben.

Zur Ermunterung aller, die von dieser echten Sorge bewegt sind, zeigt uns Gottes Wort an Beispielen aus den dunkelsten Zeiten des Alten Testaments, dass Er Mittel und Wege hat, unsere Kinder nicht nur durchzubringen, sondern sie nach Seinem Wohlgefallen zum Segen zu setzen. Zwei besonders zu Herzen gehende Beispiele sind Mose und Samuel.

Mose – Kind des Glaubens

Man kann sich kaum eine Zeit größerer äußerer Bedrängnis vorstellen als die Tage von Amram und Jokebed (2. Mo 1). Menschlich gesprochen konnten sie sicher sein, dass ein Kind, das sie zeugen würden, wenn es ein Junge wäre, dem Tod verfallen war. Doch ein großartiger Glaube (Heb 11,23) führte dazu, dass bei den Eltern Moses die Gottesfurcht die Menschenfurcht vertrieb. Sie vertrauten auf Gott, und Er rettete und belohnte sie. Ihr Kind, das sie nach kurzer Zeit Ägypten überlassen mussten, war in Wirklichkeit in der Hand Gottes und wurde durch Seine Gnade getragen. Sein Segen begleitete es vom Anfang bis zum Ende.

Das dient uns auch heute noch als Vorbild. Wir wissen, dass die Welt um uns her unter dem Gericht Gottes steht. Aber unser Glaube schaut über die Welt hinaus und erblickt Christus, den Freund der Kinder. Wenn etwas vom Glauben der Eltern Moses auch in uns wirksam ist, werden auch wir erfahren, dass unsere Kinder „schön für Gott“ sind (Heb 11,23; Apg 7,20). Er nimmt sich dieser Kinder an und tut in ihrer Erziehung das, was außerhalb unserer Möglichkeiten liegt.

Aber was müssen wir tun? Jokebed nahm ein Kästchen von Schilfrohr und dichtete es ab mit Pech. Darin setzte sie Mose aus im Nil, „als sie ihn nicht länger verbergen konnte“. Solange wir irgend können, müssen auch wir unsere Kinder im Schutz des Elternhauses „verbergen“ vor den Einflüssen der Welt. Aber dann kommt der Moment, wo auch wir ihnen die Berührung mit der Welt nicht mehr ersparen können, und dann muss das „Schilfkästchen“ fertig sein. Dann muss ein Schutzwall des Gebets um sie gebildet sein und unser Glaube sie dem Herrn selbst in die Hände gelegt haben. Wir müssen das Wagnis auf uns nehmen, zu glauben, dass unser guter Herr sie bewahren wird.

Der Nil war für Ägypten die Quelle des Gewinns und des Wohlstands. Doch für die Kinder der Israeliten bedeutete er den Tod. So ist es bis heute: Alles, was die Welt groß macht, ist eine Waffe Satans, des Fürsten der Welt, gegenüber den Gläubigen und ihren Familien. Und doch müssen auch unsere Kinder in dieser Welt leben. Das Schilfkästchen – die Bewahrung des Herrn aufgrund der Glaubens-Fürsorge der Eltern – ist ihr Schutz.

Sicher können wir unsere Kinder nicht erretten. Und auch Gott zwingt keinen Menschen zum Heil. Letztlich müssen sich unsere Kinder selbst bekehren und sich als Sünder vor Gott erkennen. Nur dann werden sie wirklich zur Freude des Herrn sein können. Die Eltern haben die Verantwortung, ihnen diese Notwendigkeit vor die Herzen zu stellen. Und sicher werden sie auch inständig dafür beten. Lasst uns darauf vertrauen, dass der Herr Jesus diese Gebete erhört.

Samuel – Kind des Gebets

Auch Samuel wurde in schwerer Zeit geboren. Das Volk Israel befand sich in einem denkbar niedrigen Zustand. Das erkennt man schon daran, dass Samuel selbst der Erste in der Reihe der „offiziellen“ Propheten war (Apg 13,20). Gott pflegte nämlich besonders dann Propheten zu senden, wenn Sein Volk besondere Zurecht Weisungen wegen der Herzenszustände oder des äußeren Verhaltens nötig hatte. Konkret erkennbar ist der schlimme Zustand in der Zeit Samuels daran, dass selbst die Priester, die Söhne Elis, Hurerei trieben und den Gottesdienst verächtlich machten (1. Sam 2,12.22). Als Folge ließ Gott eine schmachvolle Niederlage vor den Philistern über sie kommen und begann zugleich, das Strafgericht über das Haus Elis zu vollziehen (1. Sam 4).

Wie kam Hanna, die gottesfürchtige Mutter Samuels, nun dazu, in einer solchen Zeit um ein Kind zu beten? Sicher war es für eine Frau in Israel eine Schmach, kein Kind zu haben. Und Hanna litt noch besonders unter den Kränkungen der anderen Frau ihres Mannes, von dem wir leider nicht hören, dass er etwas dagegen unternahm. Aber in ihrem Dankgebet können wir Züge erkennen, die über Hannas eigene Belange hinausdeuten und das Wohl des ganzen Volkes Gottes betreffen. So verzichtet sie in einem Gelübde für den Fall, dass Gott ihr einen Sohn geben würde, auf jedes eigene Anrecht an das Kind und ist bereit, es „Jehova zu geben alle Tage seines Lebens“. Damit öffnet sie als Frau des Glaubens den Weg für die Absichten Gottes, der einen Propheten erwecken wollte, um das Volk aus seinem Tiefstand herauszuführen.

Auch wir dürfen unsere Kinder dem Herrn Jesus übergeben, da sie uns ja ohnehin „nur“ anvertraut, geliehen worden sind. Wenn das von Anfang an unser Gedanke ist, dann werden wir unsere Kinder für den Herrn und nicht für die Welt erziehen. Dann wird die Person unseres Heilands an erster Stelle stehen, wenn wir uns mit unseren Kindern beschäftigen.

Hanna achtete von Anfang an darauf, ihr Kind als Nasiräer zu erziehen. Die Gebote, die für einen solchen Gott geweihten Menschen galten (4. Mo 6), sollten ihre geistliche Anwendung auch für unsere Kinder finden. Wenn wir sie dem Herrn, der sich selbst für uns hingegeben hat. weihen, werden wir darauf achten, dass sie sich von der Welt unbefleckt für Ihn erhalten, indem sie lernen, in Unterordnung unter Sein Wort die Freude des Herrn zu genießen. Das ist eine Herausforderung an uns alle, der wir uns jeden Tag stellen müssen.

Wie hat nun Hanna ihr Kind dem Herrn übergeben? Sie brachte es Ihm mit einem Dankgebet und in Verbindung mit einem Brandopfer. Auch wir dürfen Ihm für jedes unserer Kinder von Herzen danken und werden alle unsere Bemühungen für sie auf das vollbrachte Werk von Golgatha gründen. Unser guter Herr wird sich ihrer annehmen und alles fügen, was ihre Zukunft betrifft. Zwar werden wir nicht aus unserer Verantwortung entlassen, aber wir dürfen darauf vertrauen, dass Er sie – wie damals Samuel – in Seine Schule nimmt. Eine bessere gibt es nicht.

Glaube lohnt sich!

Kinder sind eine Saat auf Hoffnung. Der Glaube erwartet die Erfüllung seiner Hoffnung von Gott und stützt sich auf Seine Verheißungen. Aber echter Glaube ist auch bereit, ja zu sagen zu den Regierungswegen Gottes, denen keiner von uns entgeht. Darin besteht das Wagnis des Glaubens. Eine „Erfolgsgarantie“ vonseiten Gottes würde unseren Glauben so gut wie überflüssig machen.

„Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Guten mitwirken.“ – Alle Dinge! Darum lasst uns Glauben wagen, besonders in Bezug auf unsere Kinder. Die Liebe des Herrn begleitet jedes Kind, das Ihm im Glauben gebracht wird. Er selbst sorgt für unsere Kinder. Er belohnt Vertrauen! M. S.

Einordnung: Ermunterung + Ermahnung, Jahrgang 2000, Seite 367

Stichwörter: Kindererziehung, Mose, Samuel