Er lehrte sie vieles in Gleichnissen
Die drei Türen
(Fortsetzung von Seite 32)
Wir leben heute in den letzten Tagen der Christenheit (2. Tim 3,1). Sie sind dadurch gekennzeichnet, dass man innerhalb derer, die sich zu Christus bekennen, wohl eine Form der Gottseligkeit aufrechterhält, deren Kraft aber verleugnet. „Von diesen wende dich weg“ (V. 5). Das ist die persönliche Aufforderung des Herrn an alle, die Ihm treu sein wollen.
In diesem letzten Brief, den Paulus schrieb, schildert er das schreckliche Abweichen von der Wahrheit Gottes innerhalb der Christenheit: dass böse Menschen und Betrüger zu Schlimmerem fortschreiten würden, indem sie verführen und verführt werden (V. 13). Persönliche Treue wird sich unter diesen Umständen darin zeigen, dass jeder Einzelne dem Appell des Herrn zur Absonderung vom Bösen Folge leistet: „Wenn nun jemand sich von diesen reinigt (d.h. sich von den Gefäßen zur Unehre wegreinigt, indem er sich von ihnen absondert), so wird er ein Gefäß zur Ehre sein, geheiligt, nützlich dem Hausherrn, zu jedem guten Werk bereitet“ (Kap. 2,21).
Es ist bezeichnend, wie oft in diesem kurzen Brief die Aufforderung zum Sich-Wegwenden vom Bösen unter verschiedenen Blickwinkeln gegeben wird, im Ganzen nicht weniger als sechsmal:
Die ungöttlichen, leeren Geschwätze aber vermeide“ (Kap. 2,16).
„Jeder, der den Namen des Herrn nennt, stehe ab von der Ungerechtigkeit“ (V. 19).
„Wenn nun jemand sich von diesen reinigt, so wird er ein Gefäß zur Ehre sein“ (V. 21).
„Die jugendlichen Begierden aber fliehe“ (V. 22).
„Die törichten und ungereimten Streitfragen aber weise ab“ (V. 23).
„Von diesen wende dich weg“ (Kap. 3,5).
Wir sollten diese Stellen auf uns einwirken lassen -liegen sie doch auf derselben Linie mit dem, was nach Johannes 10 der Hirte mit Seinen Schafen tut: Er führt sie heraus. Er ist dafür die „Tür„, und Er ist darin der „Führer„, der vor ihnen hergeht. Beachten wir es wohl, liebe Freunde! Wir können hier nicht in einer rechten Stellung, können nicht zur Ehre des Herrn sein, wenn wir nicht mit Ihm, der Tür der Schafe, in Gemeinschaft sind und uns durch Sein Wort und Seinen Geist leiten lassen.
Was Er damals mit Seinen Schafen aus dem jüdischen Schafhof tat, das tut Er auch heute mit den „anderen Schafen, die nicht aus diesem Hof sind“ (V. 16): Er führt sie heraus aus dem, was Seinen Namen trägt, sich aber völlig verderbt hat und diesen Namen entehrt. Wenn wir Seine Gegenwart und all die darin eingeschlossenen Segnungen genießen wollen, so müssen wir zu Ihm hinausgehen, außerhalb des Lagers. Dies ist ein göttlicher, allgemein gültiger Grundsatz. Glücklich alle Kinder Gottes, die ihm folgen!
Wir können das in diesem Abschnitt Gesagte gut dadurch zusammenfassen, dass wir uns noch einmal daran erinnern, in welcher Weise der Herr Jesus sich hier vor uns gestellt hat: Er ist der Führer, die Tür und das Ziel -für die, die Er herausführt aus dem, was Seinen Namen entehrt.
Die Tür zur Errettung
„Alle, die vor mir gekommen sind, sind Diebe und Räuber, aber die Schafe hörten nicht auf sie. Ich bin die Tür; wenn jemand durch mich eingeht, so wird er errettet werden und wird ein- und ausgehen und Weide finden“ (Joh 10,8.9).
Noch einmal kommt der Herr auf die zu sprechen, die mit dem Anspruch, Hirten und Führer in Israel zu sein, vor Ihm gekommen waren – Männer wie Theudas oder Judas der Galiläer (Apg 5,36.37) oder eben auch die Pharisäer und Schriftgelehrten. Sie hatten nur sich selbst gesucht, nicht das Wohl der Herde noch die Ehre Gottes. Durch List und Gewalttätigkeit hatten sie sich Zugang zu den Schafen zu verschaffen gesucht. Aber die Schafe hatten nicht auf sie gehört.
Über das rechte „Eingehen“
Aber dann spricht der Herr Jesus noch einmal von Sich als „Tür“ und sagt: „Ich bin die Tür“ – nicht „die Tür der Schafe“, sondern „die Tür“. Diese dritte vom Herrn erwähnte Tür ist die Tür zur Errettung (Joh 10,9). Das ist ein neuer, über das bisher Gesagte hinausgehender Gedanke.
Die „Tür der Schafe“ war zum Hinausgehen, ein Ausgang;
„die Tür“ ist zum Hineingehen, ein Eingang.
„Wenn jemand durch mich eingeht …“ Wir wollen einmal die einzelnen Wörter dieses kurzen Satzes nacheinander hervorheben und betonen. Es erschließen sich uns dann wichtige Wahrheiten, die wir andernfalls vielleicht übersehen würden.
Wenn jemand durch mich eingeht … – Mit „Wenn“ wird eine Bedingung ausgedrückt, die erfüllt werden muss, wenn der Nachsatz Wirklichkeit werden soll. Nur die, die tatsächlich von „der Tür“ im Glauben Gebrauch machen, gelangen zu den großen christlichen Segnungen. Wenn jemand diesen Schritt nicht tut, bleibt er draußen mit allem, was das für Zeit und Ewigkeit in sich schließt (vgl. 1. Kor 5,13a; Off 22,15).
„Wenn jemand durch mich eingeht …“ – Jeder kann heute kommen und durch Christus in den christlichen Segensbereich eingehen. Die „Tür der Schafe“ war – in der unmittelbaren Bedeutung – auf die Schafe aus dem Haus Israel beschränkt. Sie, die gläubigen Juden, wollte Er aus dem Judentum herausführen. Wenn es jetzt aber um den Herrn Jesus als „die Tür“ geht, ändert Er die Ausdrucksweise und sagt: „Wenn jemand …“, und das schließt jeden Menschen ein, auch solche, die aus den Nationen kommen. Der Zutritt zu der in Christus angebotenen Gnade Gottes steht jedem frei. Niemand, der nach dieser wunderbaren Segnung verlangt, wird ausgeschlössen. Die Schrift sagt: „Damit jeder …“ und „Wer da will …“ (Joh 3,16; Off 22,17). „Denn die Gnade Gottes ist erschienen, heilbringend für alle Menschen“ (Tit 2,11). Wunderbare Gnade Gottes!
„Wenn jemand durch mich eingeht …“ – Durch nichts sonst hat man Zutritt zu der Gegenwart und dem Heil Gottes, nicht durch das Gesetz, nicht durch Anstrengungen des Menschen. Christus allein ist „die Tür“, es gibt keine andere. Und diese Tür steht weit offen. Weit hat der Heiland Seine Arme geöffnet, Er heißt jeden „Mühseligen und Beladenen“ willkommen (Mt 11,28), und Er stößt niemand hinaus, der im Glauben zu Ihm kommt (Joh 6,37). Aber es gibt nur diese eine Tür. Auch in die Arche führte nur eine Tür, durch die Noah und seine Familie eingehen mussten, um von der Flut errettet zu werden. Nur einen Eingang auch besaß das Heiligtum Gottes in der Wüste. Zum Eintritt musste er benutzt werden. So gibt es nur eine Tür in die Nähe Gottes, nur einen Weg zu dem Vater. Niemand kommt zum Vater als nur durch den Sohn (Kap. 14,6).
„Wenn jemand durch mich eingeht …“ – Um durch die Tür einzutreten, ist nur ein einziger Schritt nötig. Man muss nicht einen langen, mühevollen Weg zurücklegen. Wenn jemand draußen vor einer Tür ist, so genügt ein Schritt, und er ist drinnen, ist eingetreten. Jeder Mensch, der daran glaubt, dass der Heiland auch für ihn und seine Sünden am Kreuz gestorben ist, tritt unverzüglich in den Bereich der Nähe Gottes ein. Errettung ist nur durch Jesus Christus möglich. Tatsächlich aber genügt ein Schritt des Glaubens, um sie zu erlangen. Hat jeder Leser ihn schon getan?
Bedenke: Einmal wird die Tür verschlossen werden (Mt 25.10; Lk 13,25)! Wirst du dann drinnen oder draußen sein? Ja, es ist nur ein Schritt des Glaubens nötig, um einzutreten. Aber dieser eine Schritt entscheidet über dein Los in Ewigkeit.
Errettung
Das wunderbare Wort des Herrn, der Satz, den wir soeben betrachtet haben, hat eine noch wunderbarere Fortsetzung – eine Fortsetzung, in der der Herr ein dreifaches Ergebnis des Eingehens angibt. So sagt Er zuerst: „Wenn jemand durch mich eingeht, so wird er errettet werden.“ Wenn jemand den Herrn Jesus als „Tür“ angenommen hat und durch Glauben eingetreten ist, empfängt er die Errettung – die Errettung von den Sünden (Röm 4,25; 1. Kor 15,3; Eph 1,7), von der Gewalt der Finsternis (Kol 1,13), von der Verdammnis (Röm 8,1), vom Zorn (1. Thes 1,10; 5,9), vom Gericht (Joh 5,24), von der Hölle (Mt 10,28; Off 20,15).
Errettung ist die große Segnung des Christentums. Mit ihr beginnt der Weg des Glaubens, aber mit ihr endet er auch. Kinder Gottes, die durch Glauben gerechtfertigt worden sind, haben Frieden mit Gott durch unseren Herrn Jesus Christus (Röm 5,1), und sie tragen schon heute die Errettung der Seelen davon (1. Pet 1,9; Heb 10,39). Doch auf die Erlösung ihres Leibes warten sie noch (Röm 8,23). Auch diese werden sie erlangen, wenn der Herr Jesus als Heiland zur Heimholung der Gläubigen kommt und ihren „Leib der Niedrigkeit umgestalten wird zur Gleichförmigkeit mit seinem Leib der Herrlichkeit“ (Phil 3,21).
Was für einen Heiland haben wir! Er schenkt uns nicht nur die Errettung der Seele, damit wir nicht in den Feuersee kommen, sondern Er wird uns auch von der Beschränktheit unseres irdischen Körpers und von allem erretten, was uns heute noch am vollen Genuss Seiner Person hindert. In diesem umfassenden Sinn wird die Errettung in der Schrift am Ende des Glaubensweges gesehen (Röm 13,11; 2. Tim 3,15; 1. Pet 1,5; 2,2).
Doch müssen wir uns noch einmal daran erinnern, dass es diese Errettung und die damit verbundenen Segnungen erst geben konnte, nachdem der Herr Jesus gestorben und auferstanden und in den Himmel gegangen war. Wäre das „Weizenkorn“ nicht in die Erde gefallen und gestorben, wäre es allein geblieben, wäre niemand errettet worden (Joh 12,24). Wenn der Herr Jesus von Sich als der „Tür“ spricht (zweite und dritte Tür), sieht Er sich gedanklich bereits hinter dem Kreuz. Dieses Symbol (Tür) bezieht sich also nicht auf den auf der Erde lebenden Christus, sondern auf den auferstandenen und verherrlichten Herrn. Nur als Triumphator über Tod und Teufel ist Er sowohl die „Tür der Schafe“ (zum Hinausgehen) als auch „die Tür“ (zum Hineingehen).
Freiheit
„Wenn jemand durch mich eingeht, so wird er errettet werden und wird ein- und ausgehen und Weide finden.“ So lautet die weitere Fortsetzung des Satzes, und sie bringt ein zweites und drittes Ergebnis für den vor uns, der im Glauben durch den Herrn Jesus eingeht.
„Er wird ein- und ausgehen“ – das redet von Freiheit. Diese Freiheit, die christliche, steht ganz und gar im Gegensatz zum Judentum. Unter dem jüdischen System waren die Schafe in einem Hof eingeschlossen. Gewiss, sie waren dort in Sicherheit. Aber es war die Sicherheit eines Gefängnisses. Der Jude hatte keinen freien Zutritt zu Gott; denn der „Weg zum Heiligtum war“, wie der Hebräerbrief es ausdrückt, „noch nicht offenbart“ (Kap. 9,8). Genauso wenig konnte er „ausgehen“ zu anderen Völkern und Nationen, um ihnen etwa die Kenntnis des wahren Gottes zu bringen. Nein, sie waren unter dem Gesetz „verwahrt, eingeschlossen“ (Gal 3,23).
Der gläubige Christ aber, der die Erlösung kennt, hat vollkommene Freiheit sowohl zum Eingehen als auch zum Ausgehen. Durch das Blut Jesu kann er mit Freimütigkeit in das Heiligtum der Gegenwart Gottes eintreten (Heb 10,19). Dort, wo der gute Hirte, der große Hirte, der Erzhirte ist, dort findet er Kraft und Trost und Freude, und dort ist er zu Hause – zu Hause bei Gott. Kann es ein größeres Vorrecht geben? Dieses „Eingehen“, von dem wir jetzt sprechen, ist indes vom ursprünglichen, einmaligen Eingehen durch den Herrn Jesus als „die Tür“ zu unterscheiden.
Vom Heiligtum kommend und durch die Gemeinschaft mit Gott gestärkt, kann der Gläubige aber auch im Dienst seines Herrn ausgehen zu anderen – und sei es „bis an das Ende der Erde“ (Apg 1,8). Und „wie lieblich sind die Füße derer, die das Evangelium des Guten verkündigen“ (Röm 10,15)! Was die Menschen, ob gläubig oder ungläubig, zu jeder Zeit nötig haben, was sie hören müssen, ist das Wort Gottes. Lasst uns dieses Wort zu den Menschen bringen und nichts anderes! Die Christen zu Anfang jedenfalls „verkündigten das Wort“ (Apg 8,4; 11,19). Und Timotheus wurde gesagt: „Predige das Wort“ (2. Tim 4,2). Wir können heute nichts Besseres tun.
Nahrung
Es ist zudem eine beglückende Erfahrung, dass „die segnende Seele reichlich gesättigt und der Tränkende auch selbst getränkt wird“ (Spr 11,25). Das ist die dritte Segnung: „Er wird Weide finden.“ Gerade die, denen es am Herzen liegt, den Schafen und Lämmern des guten Hirten unter Seiner Leitung Nahrung und Erfrischung zu geben, werden auch selbst von Ihm reichlich gesättigt und getränkt werden.
Darüber hinaus wird Er für alle Seine Schafe Sorge tragen, dass es ihnen an nichts fehlt. Er ist es, der nach Seinen Schafen fragt und sich ihrer annimmt. „Auf guter Weide werde ich sie weiden … Sie werden auf guter Trift lagern und fette Weide beweiden. Ich will meine Schafe weiden, und ich will sie lagern, spricht der Herr, Jehova“ (Hes 34,11.14.15). Rührende Worte! Sie finden nicht erst im tausendjährigen Friedensreich des Hirten Israels ihre Verwirklichung!
Die Nahrung aber ist Christus selbst. Unter vielen Bildern wird uns das im Wort Gottes vorgestellt. Wer oder was könnte auch unseren inneren Menschen wirklich stärken und beleben, wer uns wahren Trost zusprechen als nur Er allein? Er, der auf der einen Seite der Hirte der Schafe ist, ist auf der anderen auch die Speise Seines Volkes.
Wenn jemand sagen kann: „Der Herr ist mein Hirte“, so ist das der Ausdruck einer vollkommenen Errettung. Wenn er jedoch, wie der Dichter des 23. Psalms, in tiefer Zuversicht hinzufügen kann: „Mir wird nichts mangeln“, so ist das der Ausdruck einer vollkommenen Befriedigung. Beides wird uns geschenkt bleiben, wenn wir diese arme Erde längst verlassen haben und es keine Frage mehr von Hunger und Durst ist. Was wir in Ihm schon heute besitzen, wird in der Vollkommenheit des Himmels unsere ewige Freude sein.
Können wir angesichts all der Segnungen, zu denen uns der gute Hirte führt, etwas anderes tun, als in Anbetung vor Ihm niederzufallen – vor Dem, der für die Schafe Sein Leben gelassen hat?
ChB
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