Segenswünsche zum neuen Jahr

Es gehört zu den Gepflogenheiten vieler Menschen, zum neuen Jahr gute Wünsche auszutauschen. Meistens heißt es dann „alles Gute“, „viel Gesundheit“, „viel Erfolg“ oder Ähnliches. Häufig, wenn auch nicht immer, sind diese Wünsche eine reine Formsache, ohne dass man sich viel dabei denkt.

Wenn Kinder Gottes einander etwas wünschen, dann sollte es ohne Frage in erster Linie der Segen unseres himmlischen Vaters sein. Das Neue Testament kennt auch eine ganze Reihe von solchen „Segenswünschen“ -wenn auch nicht gerade zum neuen Jahr. Fast jeder Brief beginnt mit einem besonderen Segenswunsch des Schreibers für die Empfänger. Aus der Vielzahl dieser Wünsche wollen wir – unter dem Aspekt des gerade begonnenen Jahres – einen auswählen und zu unseren Herzen reden lassen:

„Der Älteste der auserwählten Frau … Es wird mit euch sein Gnade, Barmherzigkeit, Friede von Gott, dem Vater, und von dem Herrn Jesus Christus, dem Sohn des Vaters, in Wahrheit und Liebe“ (2. Johannes, V. 1.3).

Beim Vergleich der einzelnen Segenswünsche der Briefe des Neuen Testaments fällt dieser kurze Brief besonders auf. Erstens erwähnt Johannes (wie übrigens auch Paulus in den Briefen an Timotheus) Gnade, Barmherzigkeit und Frieden, fügt dann aber noch die bedeutsamen Worte hinzu: „von Gott, dem Vater, und von dem

Herrn Jesus Christus, dem Sohn des Vaters, in Wahrheit und Liebe“ (2. Joh 3). Diesen Zusatz finden wir in keinem anderen Brief. Zweitens ist dieser Gruß eigentlich gar kein Wunsch im eigentlichen Sinn, sondern vielmehr eine Feststellung. Johannes war sich sicher, dass Gnade, Barmherzigkeit und Frieden mit der „auserwählten Frau“ sein würden, an die er schrieb. Sicher wünschte er ihr das alles auch, aber er war gewiss, dass Gott es ihr geben würde.

Vor uns liegt wieder ein neues Jahr, und da weiß niemand, was es bringen wird. Aber eines wissen wir: Auch wir brauchen Gnade, Barmherzigkeit und Frieden von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus. Und das sind Hilfsquellen, die uns an jedem Tag des neuen Jahres ganz sicher zur Verfügung stehen werden. Wir dürfen täglich darum bitten, aber wir äußern diese Bitten in der festen Zuversicht, dass sie uns gewährt werden.

Gnade

Gnade steht, wenn sie erwähnt wird, in allen Segenswünschen der Briefe an erster Stelle. Das verstehen wir gut. Gnade kommt unmittelbar aus dem Herzen unseres Gottes. Gott gibt, und zwar gibt Er unverdient und bedingungslos. Gnade kann weder bezahlt werden noch stellt sie Bedingungen. Gott wendet sich zu uns herab, weil Er der „Gott aller Gnade“ ist (1. Pet 5,10). Wenn wir zurückblicken, dann denken wir an Seine Gnade, die uns errettet hat, als wir tot waren in unseren Vergehungen und Sünden (Eph 2,1.5.8). Wenn wir in die Gegenwart

schauen, dann freuen wir uns über Seine Gnade, die uns in den täglichen Umständen trägt. Seine Gnade genügt uns (vgl. 2. Kor 12,9). Das gibt uns Zuversicht für das neue Jahr. Und wenn wir nach vorn sehen, dann vertrauen wir der Gnade, die uns ans Ziel bringen wird (1. Pet 1,13). Wird das vor uns liegende Jahr das Jahr sein, in dem unser Herr kommt? Wir sollten täglich auf ihn warten.

Wenn Johannes nun der auserwählten Frau Gnade zusichert, dann ist damit ohne Frage in erster Linie die Gnade Gottes gemeint, die uns jeden Tag trägt. Wir dürfen in dem tiefen Bewusstsein in das neue Jahr hineingehen, dass unser Vater im Himmel unsere Bedürfnisse nicht nur kennt, sondern ihnen auch entsprechen wird. Die Lebensumstände jedes einzelnen Kindes Gottes mögen sehr unterschiedlich sein, aber eines ist immer gleich: Wir brauchen die göttliche Gnade, die Gnade unseres Gottes und Vaters und die Gnade unseres Herrn Jesus Christus. Auf diese Gnade dürfen wir ganz fest bauen.

Barmherzigkeit

Gnade und Barmherzigkeit sind eng miteinander verbunden und werden auch häufig zusammen genannt. Auch die Barmherzigkeit Gottes hat mit unserer Vergangenheit, unserer Gegenwart und unserer Zukunft zu tun. Es war die Barmherzigkeit Gottes, die uns errettet hat (vgl. Eph 2,4). Seine Barmherzigkeit und Hilfe empfangen wir täglich, wenn wir uns zum Thron der Gnade wenden (vgl. Heb 4,16). Und auf Barmherzigkeit dürfen wir hoffen, wenn unser Herr kommen wird, um uns in den völligen Genuss des ewigen Lebens zu bringen (vgl. Judas, V. 21).

Dennoch sind Gnade und Barmherzigkeit nicht dasselbe. Der wesentliche Unterschied scheint darin zu liegen, dass Barmherzigkeit immer einen elenden und bedürftigen Zustand bei dem voraussetzt, an dem Barmherzigkeit geübt wird. Wenn Gott „der Gott aller Gnade“ genannt wird, dann bedeutet das, dass Er darin unumschränkt ist. Er ist auch der „Gott allen Trostes“ – wie einmal jemand gesagt hat: „In diesen beiden Eigenschaften hat Er das Monopol; ohne Ihn gibt es die nicht.“

Die Barmherzigkeit unseres Gottes ist unerschöpflich. Paulus spricht davon, dass Gott „reich ist an Barmherzigkeit, wegen seiner vielen Liebe“ (Eph 2,4). Diesen Reichtum an Barmherzigkeit hat Gott bewiesen, indem Er uns mit Christus lebendig gemacht hat, Er tut es aber auch, indem Er uns Seine Barmherzigkeit jeden Tag neu erweist. An jedem Tag des neuen Jahres dürfen wir mit der Barmherzigkeit unseres Herrn rechnen. Jeder von uns braucht diese Barmherzigkeit unseres Gottes. Wir dürfen darauf bauen und in dem tiefen Bewusstsein unseren Weg gehen, dass Er auch in notvollen Umständen das geben wird, was wir brauchen.

Frieden

An letzter Stelle wird der Frieden genannt. Er ist das Ergebnis von Gnade und Barmherzigkeit. Wir können das

gut verstehen. Nur ein Mensch, der in dem tiefen Bewusstsein lebt, durch Gnade gerettet zu sein, kann den Frieden mit Gott genießen. Und nur dann, wenn wir ein tiefes Bewusstsein davon haben, täglich unter der Gnade und Barmherzigkeit Gottes zu leben, kann der Frieden Gottes in den Umständen wirklich unser Teil sein. Wer den „Gott aller Gnade“ nicht kennt, kann sich auch nicht darüber freuen, dass der „Gott des Friedens“ mit uns sein will. (Röm 15,33).

Paulus hatte in seinem Leben schwierige Umstände kennen gelernt. Aber er hatte erfahren, dass es sich lohnte, ganz seinem Gott zu vertrauen. Genau deshalb war er auch in unterschiedlichsten Umständen in innerem Frieden. Wie hätte er sonst im Gefängnis Loblieder singen können? Wie hätte er sonst aus der Gefangenschaft in Rom so manches Mut machende Wort an seine Glaubensgeschwister richten können? Wie hätte er sonst, den sicheren Tod vor Augen, von seinem Vertrauen auf Gott sprechen können? Niemand von uns wird sich mit diesem großen Gottesmann vergleichen wollen, aber Gott gibt uns sein Leben doch als Beispiel. Wer aus der Gnade lebt, wer die Barmherzigkeit Gottes erfährt, der hat inneren Frieden und innere Ruhe. Wir haben das in der Vergangenheit erfahren und dürfen es auch im neuen Jahr immer wieder erwarten.

… von Gott, dem Vater,

und von dem Herrn Jesus Christus

Johannes fügt hinzu, dass Gnade, Barmherzigkeit und Frieden von Gott, dem Vater, und vom Herrn Jesus Chris-

tus sind. Die Frau, an die Johannes schrieb, lebte in einer Zeit, in der die Person des Sohnes Gottes bereits offen angegriffen wurde. Deshalb wird schon in dem Segenswunsch besonders darauf hingewiesen, dass Gnade, Barmherzigkeit und Frieden nur in Gott, dem Vater, und im Herrn Jesus Christus, dem Sohn des Vaters, in Wahrheit und Liebe zu finden sind. Das ist heute nicht anders. Wir leben in einer Zeit, in der die Fundamente des christlichen Glaubens offen geleugnet werden. Da ist es immer wieder gut, dass wir uns daran erinnern, dass wir eine lebendige und unverbrüchliche Beziehung sowohl zu Gott als Vater als auch zum Herrn Jesus Christus haben. Er ist der Sohn des Vaters. Das gibt uns Sicherheit. Johannes schreibt am Ende seines ersten Briefes: „… wir sind in dem Wahrhaftigen und in seinem Sohn Jesus Christus. Dieser ist der wahrhaftige Gott und das ewige Leben“ (1. Joh 5,20). In diesem Wissen dürfen wir zuversichtlich in das neue Jahr hineingehen.

E. A. B.

Einordnung: Ermunterung + Ermahnung, Jahrgang 2003, Seite 1

Bibelstellen: 2Joh 1; 2Joh 3

Stichwörter: Barmherzigkeit, Frieden, Gnade, Jahresanfang, Segenswunsch