Johannes – das Evangelium für Gläubige

(Schluss von Seite 25)

Kapitel 8-12: Der Sohn Gottes als das Licht

Als Prophet richtete Jesus Christus Seine Botschaft an das Gewissen des Volkes. Viele lehnten Ihn ab. Aber für diejenigen, die Seine Worte annahmen, war Er nicht mehr Richter, sondern Retter (Kap. 8,1-11). Dazu musste Er den wahren Zustand der Menschen allgemein und des Einzelnen im Besonderen offenbaren. Das tat Er als das Licht der Welt, das für uns als Gläubige das Licht des Lebens ist (Kap. 8,12-47). Dieses Licht leuchtet bis heute in dieser Welt und zeigt uns, wie finster die Welt ist.

Kann ein Mensch göttliches Licht in sich selbst besitzen? Nein, dieser Mensch muss Gott sein, ja Er ist derjenige, der sich im Alten Testament dem Volk Israel als der Ewige, der Jehova (Jahwe), als der Herr offenbart hat, denn Er ist ewig (Kap. 8,48-59)! Und dieser Ewige, den das Volk Israel nicht sehen konnte, ja selbst Mose nur „von hinten“ sehen durfte in Seiner Herrlichkeit, ist als das Licht der Welt in diese Welt gekommen. Es ist der Sohn Gottes selbst, den sie sehen konnten und der mit den Menschen redete (Kap. 9). Gott hat denen, die Ihn aufnehmen wollten, damals die Augen geöffnet – und auch wir dürfen den Sohn Gottes heute anschauen.

Damit man Ihn aber anschauen konnte, musste Er „die Tür der Schafe“ werden, durch die man gehen kann und Rettung findet (Kap. 10,7-10). Das ist unmittelbar mit Seinem Menschsein verbunden, denn nur ein Mensch kann sterben. Aber Christus ist nicht nur das Mittel zu unserer Errettung, Er ist unser Erretter selbst, derjenige, der sich persönlich um die Menschen kümmert, die im Bild wie Schafe umherlaufen. So ist Er der gute Hirte geworden, der Sein Leben für die Schafe lässt, um sie von ihrer Bekehrung an in Seiner Herde mit guter Weide zu versorgen (Kap. 10,11-30). Er ist so um uns Gläubige besorgt, dass Er uns nie mehr aus Seiner Hand gibt. Darauf können wir vertrauen, weil Er nicht einfach ein Hirte unter Hirten ist – nein, Er ist der ewige Sohn Gottes (Kap. 10,31-42). Immer wieder betont der Geist Gottes diese Tatsache und Herrlichkeit, wenn Er zuvor den Menschen Jesus in Seiner Liebe vorgestellt hat.

Als Sohn Gottes hatte Er aber nicht nur Gewalt über das Leben, sondern auch Autorität über den Tod. Daher ist Er die Auferstehung und das Leben (Kap. 11,1-44).

Das ist für uns Gläubige von außerordentlicher Wichtigkeit, denn ohne die Auferstehung gäbe es überhaupt keine Hoffnung für Menschen. Aber vor der Auferstehung muss notwendigerweise der Tod eintreten – Christus musste auch der Gestorbene sein. Aber Er musste nicht für sich selbst sterben – wie jeder von uns das hätte tun müssen. Nein, Er starb für das Volk – Er war durch Sein Erlösungswerk am Kreuz der große Stellvertreter für alle, die an Ihn glauben würden. Zugleich war Er der große Einiger, der Zerstreute in eins versammeln sollte (Kap. 11,45-57). Was für eine großartige Einheit der Familie Gottes dürfen wir bis heute bewundern, eine Einheit, die eine gewisse Parallelität in der Einheit der Versammlung, des Leibes Christi, findet. Inmitten der Versammlung ist der Sohn Gottes derjenige, dem Anbetung gebührt! Und doch wird Er auch hier, wo Ihm die höchste Ehre zuteil wird, die Er von Menschen während Seines gut dreijährigen Dienstes überhaupt erhielt, Jesus genannt (Kap. 12,1-11). Zeugt das nicht von der Zuneigung, die wir zu Ihm in unseren Herzen haben und auch tatkräftig zeigen dürfen?

Hier im 12. Kapitel finden wir die Herrlichkeit des Herrn Jesus in ganz unterschiedlichen Einzelheiten dargestellt – je nachdem, um welche „Zielgruppe“ es sich handelt. Während der Grundsatz der Anbetung in den ersten Versen uns ein wenig an die Versammlung denken lässt, finden wir Ihn dann gegenüber dem Volk Israel als den König Israels (Kap. 12,12-19). Für die Heiden ist Er der Sohn des Menschen, dessen Segen weit über die Grenzen des Volkes Israel hinausragt (Kap. 12,20-28). Dazu aber musste Er – immer wieder kommt der Evangelist darauf zurück – der Erhöhte werden, der sterben sollte, als Christus, als Sohn des Menschen, als Jesus (Kap. 12,29-43). Bis heute dürfen wir Christus bewundern, wie Er für jeden Menschen und jede Menschengruppe ein Gnadenangebot hat – und Seine Herrlichkeit sichtbar macht.

Dieser große Abschnitt ab Kapitel 8 wird abgeschlossen, indem noch einmal der Blick auf das Licht der Welt gerichtet wird (Kap. 12,44-50). Das ist Sein „Angebot“ an jeden Menschen – der Mensch kann dieses Licht annehmen oder ablehnen. Um Christus anzunehmen, muss man bereit sein, sich in das Licht stellen zu lassen. Dann – und nur dann – wird man erleuchtet werden.

Kapitel 13-17: Der Herr Jesus als die Liebe

Ab Kapitel 13 ändert sich der Charakter des Evangeliums. Denn jetzt finden wir unseren Herrn bis zu Seiner Kreuzigung nur noch inmitten Seiner Jünger. Dadurch werden die Gespräche intimer, auch wenn der ungöttliche Judas Iskariot, der Ihn überliefern würde, anfangs dabei war.

Zunächst finden wir den Sohn Gottes als den großen Diener, der den Seinen die Füße wäscht (Kap. 13,1-20). Und das tut Er bei dir und mir bis heute! Weiter ist Er der große Herzenskenner, der Offenbarer, der das Herz jedes Menschen offenbar macht (Kap. 13,21-30). Wenn wir Ihn als Diener bewundern, dann wollen wir nicht vergessen, dass Sein größtes Werk in der Hingabe am Kreuz von Golgatha bestand, als Er als Sohn des Menschen Gott vollkommen verherrlichte (Kap. 13,31-38).

Doch Christus hat uns nicht nur Frieden mit Gott durch Sein Werk geschenkt, sondern Er ist auch der Weg, die Wahrheit und das Leben, denn Er hat uns das Her/ des Vaters offenbart und führt uns zu Ihm (Kap. 14,1-14). Zugleich ist Er der große Sachwalter, der jetzt für uns beim Vater ist und uns den anderen Sachwalter, den Heiligen Geist, auf die Erde gesandt hat (Kap. 14,15-31). Er sorgt für uns bis heute – und Er versorgt uns so, dass wir keinen, aber auch wirklich keinen Mangel haben! Seine Sorgfalt mit uns hat das eine Ziel: Wir sollen Frucht für Gott bringen. Deshalb ist Er der „wahre Weinstock“, an dem wir Reben sind (Kap. 15). Christus als Weinstock bringt uns Gläubigen wahre und völlige Freude. Diese Freude dürfen wir in der Welt schon genießen. Dazu aber ist es notwendig, dass wir „in Ihm bleiben“ und uns nicht aus der praktischen Gemeinschaft mit Christus entfernen. Zudem ist Christus der Überwinder, der uns zeigt, wie man die Welt überwinden und den Hass der Welt ertragen kann (Kap. 16).

Damit kommen wir zweifellos zum Höhepunkt dieser Kapitel. Denn nun werden wir wert geachtet, einem Gebet des ewigen Sohnes zuzuhören, das Er als Mensch an den ewigen Vater richtete. Auch dazu musste Er Mensch werden! Anders hätten wir nie Einblick in diese Gedanken empfangen und nie die Gegenstände Seiner Bitten sein können. Wir finden Jesus Christus, den Sohn, wie Er vor den Vater hintritt in dem Bewusstsein, dass der Vater Ihn allezeit erhören würde. Und hier erfahren wir auch den Grund dafür: „Ich habe dich verherrlicht auf der Erde.“ Deshalb hatte Gott allen Grund, den Sohn als verherrlichten Menschen im Himmel mit derselben Herrlichkeit auszustatten, die Er als Sohn Gottes von jeher schon hatte – „ehe die Welt war“. Und aus dieser Position heraus redet Er zum Vater über die Seinen – über dich und mich! Sollte der Vater weniger Grund haben, die Bitten des Sohnes, die sich auf uns beziehen, zu erhören? Wie weit geht doch das Einssein der Seinen mit dem Vater und dem Sohn!

Kapitel 18-19: Der Herr Jesus als der Gestorbene

Danach folgt das Kreuz von Golgatha, vor dem wir in Ewigkeit bewundernd und zugleich zurückhaltend stehen bleiben werden. Und hier finden wir, dass sich die Schilderung von Johannes ebenfalls stark von derjenigen der anderen drei Evangelisten unterscheidet. Bei der Festnahme des Herrn offenbart sich noch einmal, dass Er der Herr des Alten Testaments ist, der „Ich bin“ (Kap. 18,1-11). Dann ist Er noch einmal der große Zeuge Gottes, der die Worte Gottes geredet hatte (V. 12-24). Und Er ist der König Israels, der einzig wahre und anzuerkennende König (V. 25-40).

Aber der Herr war nicht nur der von Gott Gesalbte, Er war der Sohn Gottes selbst, der dort ans Kreuz gebracht wurde. Das ist zugleich der Grund Seiner Beschuldigung – dass Er das war, was Er von sich sagte. Und wir finden, dass Er in allem der Handelnde ist: der das Kreuz trägt, der hinausgeht, der sagen konnte: „Es ist vollbracht“, der von sich aus das Haupt neigen und den Geist übergeben konnte (Kap. 19,1-31). Und Er ist als Mensch gestorben, wirklich gestorben, so dass wir lesen, dass der „Leib Jesu“ ins Grab gelegt wurde (V. 31-42). Was für eine Würde empfinden wir hier: Der Schöpfer, ja der Ewige selbst, geht als Mensch an das Kreuz, um zu sterben als „Brandopfer lieblichen Geruchs“ für Seinen Vater.

Kapitel 20-21: Der Herr Jesus als der Auferstandene

Aber Christus ist nicht im Tod geblieben, Er ist der Auferstandene (Kap. 20,1-18), Er ist nicht nur die Grundlage für jeden Frieden, Er ist der Frieden selbst (V. 19-23) – und Er wird in alle Ewigkeit das Lamm bleiben, „wie geschlachtet“, mit Wundenmalen, die wir sehen werden (V. 24-29).

Ja, in Wahrheit, Er ist Jesus, der Christus, der Sohn Gottes – alles in einer Person (Kap. 20,30.31)! Damit nicht genug, Er ist der Herr eines jeden, der Ihm sein Leben übergeben hat (Kap. 21,1-8). Er ist der Nährende, der den Gläubigen jedes Bedürfnis stillt (V. 9-14). Und Er ist der große Hirte, der Seine Hirten hier auf der Erde begabt und beauftragt, der sich aber selbst um jedes Seiner Schafe kümmert (V. 15-25). Welche Fürsorge für die Seinen erleben wir bei Ihm!

Diese kurz angeführten Herrlichkeiten Seiner Person sind nur die Oberfläche dessen, was wir in diesem Evangelium der Herrlichkeit des Sohnes des Vaters finden. Es lohnt sich, tiefer zu graben. Dann werden wir mehr und mehr von der Herrlichkeit dieser unendlichen Person des Sohnes Gottes erfüllt sein. Ihm sei die Ehre und die Anbetung von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen!

M. S.

Einordnung: Ermunterung + Ermahnung, Jahrgang 2004, Seite 48

Bibelstellen: Joh 8-21

Stichwörter: Herrlichkeiten des Herrn Jesus