Ein Eigentumsvolk, eifrig in guten Werken

Die Ergebnisse des Erlösungswerkes unseres Herrn sind vielfältig. Wir sind nicht in der Lage, sie auf einen Blick zu erfassen. Deshalb stellt Gott uns in Seinem Wort verschiedene Seiten vor. Paulus spricht auch in seinem Brief an Titus davon:

„Jesus Christus hat sich selbst für uns gegeben, damit er uns loskaufte von aller Gesetzlosigkeit und sich selbst ein Eigentumsvolk reinigte, das eifrig sei in guten Werken“ (Tit 2,14).

Die Antwort auf die Frage, warum Christus sich selbst gegeben hat, ist hier eine zweifache:

– Erstens wollte Er uns loskaufen von aller Gesetzlosigkeit. Das ist es, was Christus für uns tat.

– Zweitens wollte Er ein Eigentumsvolk haben, das eifrig sein sollte in guten Werken. Das ist es, was Christus für sich haben wollte.

Loskaufen

Der Begriff „loskaufen“ oder „erlösen“ lässt uns an einen Preis oder ein Lösegeld denken. Es geht um ein Freilassen aufgrund der Zahlung eines Lösegeldes. Von Natur waren wir alle gebunden. Wir lebten „gesetzlos“, d. h. ohne nach Gottes Willen zu fragen, aber gleichzeitig gebunden an die Sünde. Es ist ein gewaltiger Irrtum, anzunehmen, dass gesetzlose Menschen freie Menschen sind, die tun und lassen können, was sie wollen. Das Gegenteil ist der Fall. Römer 6,15-23 macht diesen Sachverhalt sehr deutlich. Der gesetzlose Mensch ist ein Sklave der Sünde. Er ist an Satan und an die Sünde gebunden. Er kann gar nicht anders als sündigen. Jeder Mensch ist von Natur ein solcher Sklave. Der Gläubige hingegen ist ein anderer Mensch geworden. Er ist zur wahren Freiheit gebracht worden. Wenn er „im Geist wandelt“, ist er fähig, „die Lust des Fleisches nicht zu vollbringen“ (Gal 5,16). Er kann sich nun seinem Herrn und Heiland zur Verfügung stellen.

Reinigen

Wir waren aber nicht nur gebunden, sondern auch verunreinigt. Deshalb mussten wir gereinigt werden. Auch das hat Christus durch Sein Werk am Kreuz getan. Er ist es, der „uns von unseren Sünden gewaschen hat in seinem Blut“ (Off 1,5). So sind wir jetzt „Gereinigte“.

Für sich

Aber diese Reinigung ist nicht zum Selbstzweck geschehen. Er „reinigte sich selbst ein Eigentumsvolk“. Christus möchte etwas für sich haben. Durch die Reinigung sind wir passend für seine Gegenwart und werden einmal bei Ihm sein. Aber jetzt schon dürfen wir für Ihn ein Eigentumsvolk sein, das eifrig in guten Werken ist.

Auch Israel, das irdische Volk Gottes, war auserwählt, um Sein Volk zu sein. Gott hatte gesagt: „Ihr habt gesehen, was ich an den Ägyptern getan habe, wie ich euch auf Adlers Flügeln getragen und euch zu mir gebracht habe. Und nun, wenn ihr fleißig auf meine Stimme hören und meinen Bund halten werdet, so sollt ihr mein Eigentum sein aus allen Völkern; denn die ganze Erde ist mein“ (2. Mo 19,4.5). – Und weiter: „Denn ein heiliges Volk bist du dem HERRN, deinem Gott; dich hat der HERR, dein Gott, erwählt, ihm zum Eigentumsvolk zu sein aus allen Völkern, die auf dem Erdboden sind. Nicht weil ihr mehr wäret als alle Völker hat der HERR sich euch zugeneigt und euch erwählt; denn ihr seid das geringste unter allen Völkern; sondern wegen der Liebe des HERRN zu euch“ (5. Mo 7,6-8).

Dieser Berufung hat das Volk Israel nie entsprochen. Am Ende des Alten Testaments war es nur noch ein kleiner Überrest, der Gott suchte. „Da unterredeten sich miteinander, die den HERRN fürchten, und der HERR merkte auf und hörte; und ein Gedenkbuch wurde vor ihm geschrieben für die, die den HERRN fürchten und die seinen Namen achten. Und sie werden mir, spricht der HERR der Heerscharen, zum Eigentum sein an dem Tag, den ich machen werde; und ich werde sie verschonen, wie ein Mann seinen Sohn verschont, der ihm dient. Und ihr werdet wieder den Unterschied sehen zwischen dem Gerechten und dem Gesetzlosen, zwischen dem, der Gott dient, und dem, der ihm nicht dient“ (Mal 3,16.17).

Ein Volk für seinen Namen

Heute sind wir, die Gläubigen, „ein Volk für seinen Namen“ (Apg 15,14), ein „Volk zum Besitztum“ (1. Pet 2,9). Der Herr möchte seine Freude an uns haben. Was Er in Israel nicht fand, sucht Er bei uns zu finden. Wir, die wir einst „gebunden“ waren, dürfen jetzt nach ganz neuen Gesetzmäßigkeiten leben und unserem Herrn Freude machen.

Christen gehören nicht mehr sich selbst – weder einzeln noch gemeinsam. Jeder Einzelne ist ein Eigentum des Herrn. Gemeinsam sind wir Sein Volk. Wir verfügen nicht mehr über uns selbst, sondern wir leben zur Ehre und Herrlichkeit dessen, der uns losgekauft und gereinigt hat.

Eifrig in guten Werken

Dann wird hinzugefügt: „eifrig in guten Werken“. Christen tun keine guten Werke, um etwas zu empfangen, sondern weil sie etwas empfangen haben. Das unterscheidet das Christentum entscheidend von allen menschlichen Religionen, in denen der Mensch immer irgendetwas tun muss. Christen aber besitzen das Heil Gottes. Weil Christus sich selbst für uns gegeben hat, deshalb geben wir uns jetzt Ihm hin (vgl. 2. Kor 8,5). Das ist unsere Antwort auf das große Heil Gottes, das uns in der Person Seines Sohnes aus reiner Gnade geschenkt ist.

Es geht auch nicht darum, dass wir hier und da ein gutes Werk tun, sondern dass wir eifrig darin sind. Wir können auch lesen: „eifrig bedacht auf gute Werke“. Unter der Leitung des Heiligen Geistes können wir „allezeit überströmend sein in dem Werk des Herrn“ (1. Kor 15,58). Gute Werke sind Werke, die Gott zuvor bereitet hat, „damit wir in ihnen wandeln sollen“ (Eph 2,10). Es ist letztlich jede Äußerung des neuen Lebens, das uns geschenkt ist. In diesem Sinn sind ungläubige Menschen gar nicht in der Lage, „gute Werke“ zu tun. Für Gott sind deren Taten – selbst wenn sie nach irdischen Maßstäben noch so edel sind – letztlich „tote Werke“.

„Gute Werke“ werden im Brief an Titus öfter erwähnt. Sie kommen unseren Mitmenschen zugute, seien es Gläubige oder unsere sonstige Umgebung. In unserem Vers scheint jedoch der Gedanke im Vordergrund zu stehen, dass wir eifrig sind in guten Werken, um unserem Herrn zu gefallen. Es wird hier nicht erwähnt, für wen wir sie tun. Der Herr sieht uns, und Er möchte, dass unsere guten Werke Ihn verherrlichen. Das ist sicher das höchste Motiv für jegliche christliche Aktivität.

E. A. B.

Einordnung: Ermunterung + Ermahnung, Jahrgang 2006, Seite 273

Bibelstellen: Ti 2, 14