Der Brief an die Hebräer

Eine Einleitung

(Fortsetzung von Seite 77)

Folglich trägt alles das Merkmal, dass es offenbar göttlich ist. Da würde die Autorität irgendeines Sterblichen, so wahr sie auch von Gott verliehen und von Gläubigen anerkannt wäre, eher störend empfunden werden statt angebracht. Deshalb hören wir in Kapitel 2 von dem Wort, das den Anfang seiner Verkündigung durch den Herrn empfangen hat und uns dann von denen bestätigt worden ist, die es gehört haben, wobei Gott außerdem mitzeugte, sowohl durch Zeichen als durch Wunder und mancherlei Wunderwerke und Austeilungen des Heiligen Geistes nach seinem Willen. In schöner Übereinstimmung damit wird in Kapitel 3 Jesus als Apostel und Hoherpriester unseres Bekenntnisses vorgestellt. Es ist daher ganz klar eine Oberflächlichkeit ohnegleichen, die Verse 3 und 4 von Kapitel 2 als Beweis dafür ins Feld zu führen, dass Paulus nicht der Verfasser sei. Die Jünger, die der Herr auf der Erde Apostel nannte, sind allein „die, die es gehört haben“, und da Saulus damals nur ein Ungläubiger von Israel war, rechnet er sich großmütig den Übrigen zu, die er „uns“ nennt. Geradeso konnte er, als er schon lange ein berufener Apostel war, bei passender Gelegenheit sagen: „Ich bin ein jüdischer Mann, geboren in Tarsus in Zilizien“, und sogar: „Ich bin ein Pharisäer, ein Sohn von Pharisäern“, und: „… nach der strengsten Sekte unserer Religion, als Pharisäer, lebte ich.“ Es wäre Eigendünkel gewesen und nicht gütige Weisheit, hätte er an dieser Stelle seine Apostelschaft versichert, da er doch zwar nach dem Willen und unter der Inspiration Gottes schrieb, aber außerhalb seines besonderen Tätigkeitsfeldes der Nationen, wie es in Galater 2,7-9 und anderweitig niedergelegt ist. Es war eine letzte Warnung an die gläubigen Juden, und wer wäre auch in dieser Hinsicht geeigneter gewesen als Paulus, der zuvor den Gläubigen in Rom bezeugt hatte, dass er das alte Volk Gottes ebenso liebte wie Mose, als der den Herrn bat, ihn auszulöschen aus seinem Buch, wenn Er ihre Sünden nicht vergeben würde? Wie der Apostel der Beschneidung und nicht Paulus dazu benutzt worden war, den Nationen das Reich der Himmel zu eröffnen (Apg 10), so benutzte der allein weise Gott den Apostel der Unbeschnittenheit und nicht Petrus, um zum letzten Mal an die hebräischen Gläubigen zu appellieren, deren Anhangen an dem alten und irdischen System Er so lange ertragen hatte, aber das jetzt nicht weiter tun würde.

(Wird fortgesetzt) W. K.

Einordnung: Ermunterung + Ermahnung, Jahrgang 2007, Heft 4, Seite 116

Bibelstellen: Hebr