Christus – Gott und Mensch in einer Person

In Epheser 1,15-23 findet sich ein eindrucksvolles Gebet, das an den „Gott unseres Herrn Jesus Christus“ gerichtet ist und die Tatsache betont, dass der Herr Jesus wirklich Mensch ist. In Epheser 3,14-21 wird ein anderes Gebet von Paulus an den „Vater unseres Herrn Jesus Christus“ gerichtet, denn darin wird der Herr Jesus vom Standpunkt Seiner Gottheit aus betrachtet, als der hochgelobte Sohn des Vaters. Aber in Kolosser 1,3 wendet sich das Gebet von Paulus an den „Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus“, denn in diesem Buch erblicken wir eine kostbare Entfaltung der Herrlichkeit des Herrn Jesus darin, dass Er Menschsein und Gottheit in einer Person in sich vereint. „Denn in ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig“ (Kol 2,9). Was für eine wunderbare, unvergleichliche „Fülle“ haben wir hier! Es übersteigt bei weitem die Fähigkeit des Geschöpfes, ihre Bedeutung zu ermessen; wir können nicht im Entferntesten ergründen, wie diese großartige Erscheinung wahr sein kann.

Verkündigt in Gottes Wort

Und doch wird diese Wahrheit so klar und deutlich im Wort Gottes verkündigt, dass nur krasser Unglaube sie leugnen würde. Der Glaube dagegen nimmt sie dankbar an und „frohlockt mit unaussprechlicher Freude“ bei dem Gedanken, dass nur der Gott der Herrlichkeit deren Urheber sein kann. Denken wir an Kolosser 1,15, wo es heißt, dass „er das Bild des unsichtbaren Gottes ist, der Erstgeborene aller Schöpfung“. Als Erstes wird Seine erhabene Gottheit versichert: Er ist das Bild des unsichtbaren Gottes, das bedeutet, die vollkommene Darstellung Gottes selbst. Adam wurde „geschaffen im Bild Gottes“ (1. Mo 1,27), aber Christus ist das Bild Gottes. Zweitens ist Er als Mensch „der Erstgeborene aller Schöpfung“. Die Rechte Adams als Erstgeborener werden völlig beiseite gesetzt, sobald der Sohn Gottes als Mensch Seine eigene Schöpfung betritt; da übernimmt Er alle Rechte des Erstgeborenen. Und weiter wird hinzugefügt: „Denn durch ihn sind alle Dinge geschaffen worden“, was sich nochmals darauf bezieht, dass Seine Schöpfermacht diejenige Gottes ist, denn Sein Menschsein und Seine Gottheit sind vollkommen vereint in dieser einen, hochgelobten Person.

Weiter erfahren wir in Kolosser 1,17: „Er ist vor allen, und alle Dinge bestehen durch ihn.“ Die Tatsache, dass Er die Schöpfung am Bestehen erhält, ist ein Zeugnis Seiner Gottheit. Darauf folgt nun die wunderbare Feststellung: „Und er ist das Haupt des Leibes, [nämlich] der Versammlung, der der Anfang ist, der Erstgeborene aus den Toten, damit er in allem den Vorrang habe“ (V. 18). Als Haupt des Leibes ist Er ganz klar Mensch, und zwar Mensch in Auferstehung aus den Toten. Die Schönheit dieser Verschmelzung von Gottheit und Menschsein wird dann sogleich nochmals betont in Vers 19: „Denn es war das Wohlgefallen der ganzen Fülle [der Gottheit], in ihm zu wohnen.“

Erwiesen in Seiner persönlichen Geschichte

Auch viele andere Schriftstellen außer dem Kolosserbrief legen ihr wunderbares Zeugnis ab von diesem Einen: Gott, offenbart im Fleisch. Aber so, wie die Schrift es verkündigt, wird es auch erwiesen durch Seine persönliche Geschichte, als Er unter den Menschen auf der Erde umherging.

Denken wir einmal an Matthäus 8,23-27: An Bord eines fahrenden Schiffes schlief der Herr in aller Ruhe. So ist Er also zweifellos Mensch, denn Gott schläft nicht (Ps 121,4). Aber als die Jünger Ihn weckten aus Furcht vor dem wütenden Sturm, der das Schiff fast zum Kentern brachte, schalt Er ganz ruhig die Winde und den See, und es trat eine große Stille ein. Da bewies Er, dass Er Gott ist, der Herr über die Naturgewalten. Sein Schlaf kann nur darauf zurückgeführt werden, dass Er Mensch ist, aber Seine Autorität über Wind und See kann nur der Tatsache zugeschrieben werden, dass Er Gott ist. Das sieht man auch in Matthäus 14,25, als Er auf dem See umherging. Auf Sein Wort begann auch Petrus auf dem Wasser zu gehen; aber er wandte seine Augen ab vom Herrn auf die tosenden Wellen und fing an zu sinken. Aber der See steht völlig unter der Herrschaft des Herrn Jesus, denn Er ist Gott, und auf dem See stehend ergriff Er Petrus.

In Matthäus 9,4 sieht man, dass der Herr die Gedanken der Menschen kannte und darauf einging, und das ist nicht der einzige Fall. Selbst Satan kennt nicht die Gedanken der Menschen; die kennt nur Gott. Auch das ist ein Beweis Seiner Gottheit – und doch bezeichnet Er sich unmittelbar danach als den „Sohn des Menschen“ (V. 6).

Als der Blindgeborene von Johannes 9 den Anweisungen des Herrn gehorchend das Augenlicht empfangen hatte, bezeichnete er Ihn als „einen Menschen, genannt Jesus“ (V. 11). Doch als später der Herr zu ihm kam und ihn fragte: „Glaubst du an den Sohn Gottes?“, da fragte er nach, wer das denn sei, und der Herr antwortete: „Du hast ihn ja gesehen, und der mit dir redet, der ist es.“ Darauf antwortete der Mann augenblicklich: „Ich glaube, Herr!“, und warf sich vor Ihm nieder (V. 38). Der Herr nahm die Anbetung dieses Mannes völlig entgegen. Petrus dagegen nahm keine Anbetung entgegen (Apg 10,25.26), und auch ein Engel erlaubte Johannes nicht, ihn anzubeten (Off 22,8.9), denn nur Gott soll angebetet werden (Mt 4,10). Ohne Frage hat der Herr bei vielen Gelegenheiten Anbetung entgegengenommen, denn Er ist Gott. Aber Er ist auch wahrhaftig Mensch, wie der Blindgeborene gesagt hatte.

Und wiederum: Nach Seiner Auferstehung erschien der Herr Jesus den Jüngern eine Woche nachdem Thomas sich geweigert hatte, zu glauben, dass Er auferstanden war. Er bewies, dass Er die früheren Worte und Gedanken von Thomas kannte, obwohl Er nicht dabei gewesen war, als Thomas so voreilig sagte, er würde nicht glauben, solange er nicht die Nägelmale gesehen und seine Hand in die Seite des Herrn gelegt hätte. Jetzt forderte der Herr ihn auf, das zu tun; aber Thomas konnte so weit nicht gehen und sagte nur: „Mein Herr und mein Gott!“ Vor im stand körperlich der Herr Jesus, wobei auch die Wunden bewiesen, dass Er wirklich Mensch war; aber Thomas nennt Ihn ohne zu zögern nicht nur „mein Herr“, sondern auch „mein Gott“. Und der Herr nimmt diese erhabene Anbetung ohne weiteres an. Hochgelobter heiliger, ewiger Sohn Gottes! Hochgelobter fleckenloser Sohn des Menschen!

Das sind nur einige der vielen Schriftstellen, die Zeugnis ablegen vom Wunder der erhabenen Herrlichkeit der Gottheit und der anziehenden Gnade des Menschseins, wie sie auf ewig in einer anbetungswürdigen Person vereint sind. Wie sehr ist das geeignet, uns mit Ehrfurcht, mit Verwunderung und ewiger Anbetung zu erfüllen!

L. M. Grant

Einordnung: Ermunterung + Ermahnung, Jahrgang 2009, Heft 6, Seite 166

Stichwörter: Gott, Mensch