Die Einführung himmlischer Dinge

(Matthäus 16,13-28)

Als der Herr Jesus „in das Gebiet von Cäsarea Philippi“ gekommen war (Mt 16,13), befand er sich an der äußersten Grenze Palästinas in nächster Nähe zu heidnischem Gebiet. Gerade da warf Er bei Seinen Jüngern die Frage auf, wer Er sei. Er hatte sich den Juden im Land als ihr von Gott gegebener Messias vorgestellt, doch ihre Führer verlangten nach einem Zeichen, wie die ersten Verse des Kapitels zeigen. Ihr Problem war, dass sie zwar das Aussehen des Himmels und dessen Anzeichen für das Wetter beurteilen konnten, aber keinen Blick für die vielen Zeichen hatten, die sich vor ihren Augen ereigneten. So blieb ihnen nur noch das Zeichen Jonas – das Zeichen des Todes und der Auferstehung Christi.

Die religiösen Führer wussten nicht, wer Er war. Die Masse des Volkes mutmaßte lediglich, dass Er die Erscheinung irgendeines der alten Propheten sein könnte. Wer war Er denn?

Es war Petrus vorbehalten, die richtige Antwort zu geben: Er war in der Tat der Christus, aber auch „der Sohn des lebendigen Gottes“. Diese Antwort war, wie der Herr sagt, die Frucht der Offenbarung von „meinem Vater, der in den Himmeln ist“. Deshalb dürfen wir zu Recht sagen, dass die Ankündigungen in diesem bemerkenswerten Abschnitt alle vom himmlischen Vater stammen.

Von Ihm empfing Petrus die Offenbarung der himmlischen Person – nicht nur des seit langem verheißenen Messias zur Aufrichtung des irdischen Reiches Gottes, sondern auch des „Sohnes des lebendigen Gottes“.

Als Reaktion auf das Bekenntnis von Petrus machte der Herr Seine erste Andeutung von einem himmlischen Bau, den Er zu errichten vorhatte, und den Er „meine Versammlung“ nannte. Zwar offenbarte Er zu diesem Zeitpunkt noch nicht dessen himmlischen Charakter und himmlische Bestimmung; das finden wir erst in den Briefen, nachdem der Heilige Geist ausgegossen war. Was hier offenbart wird, ist, dass keine Macht des Widersachers Seine Versammlung überwältigen kann und dass Petrus selbst ein „Stein“ war, dazu bestimmt, in diesen Bau aufgenommen zu werden. Der Herr hatte das ganz am Anfang in Johannes 1,42 bereits in Betracht gezogen, und Petrus geht in 1. Petrus 2,4-5 näher darauf ein.

Dann sagt der Herr weiter zu Petrus, dass ihm die „Schlüssel des Reiches der Himmel“ gegeben würden, eines himmlischen Reiches, dass auf der Erde errichtet würde. Wie in Matthäus 13 berichtet wird, hatte der Herr die Jünger bereits über die geheimnisvolle oder verborgene Gestalt belehrt, die dieses Reich infolge Seiner Ablehnung als König damals annehmen würde, während wir auf Sein Wiederkommen warten.

Dieses Reich besteht heute in verborgener Form, denn durch die Annahme des Evangeliums sind wir unter die Herrschaft und Regierung des Himmels gebracht worden, die dem „Sohn seiner Liebe“ übertragen wurde (Kol 1,13). Petrus benutzte die „Schlüssel“ zur Öffnung des Reiches für die Juden in Apostelgeschichte 2 und für die Nationen in Apostelgeschichte 10. In diesem himmlischen Reich sind wir heute, als solche, die dem Evangelium geglaubt haben.

An diesem Punkt hob der Herr die früheren Anweisungen an die Jünger auf, dass sie Ihn als Messias und baldigen Herrscher über die Erde von Jerusalem aus verkündigen sollten, wie es die Propheten angekündigt hatten. Das sehen wir in Vers 20.

Und von da an begann der Herr zu betonen, wie wir in Vers 21 sehen, dass Sein Tod und Seine Auferstehung nahe bevorstanden. Er wusste, dass diese die Grundlage für die Entstehung sowohl der himmlischen Versammlung als auch des himmlischen Reiches sein würde. Petrus war sich dessen nicht bewusst, wie in Vers 22 berichtet wird. Durch Offenbarung kannte er die Herrlichkeit der Person des Herrn, aber das Wunder Seines Werkes kannte er noch nicht.

Wie schnell Petrus von der Höhe göttlicher Offenbarung in die Abgründe menschlicher Gedanken hinabgeriet (wofür Satan sorgte), das ist für uns eine eindrückliche Lektion. Es kann uns an die vorwurfsvollen Worte des Apostels an die Galater erinnern: „Nachdem ihr im Geist angefangen habt, wollt ihr jetzt im Fleisch vollenden?“ (Gal 3,3). Das Fleisch in Petrus und in jedem von uns schreckt vor dem Kreuz zurück.

Doch, wie der Herr in den folgenden Versen andeutet, ist das Kreuz der Weg zu den himmlischen Dingen, den Er jetzt nicht nur für sich selbst betreten, sondern für alle einführen wollte, die Ihm folgen würden. Ein Mensch kann das Kreuz meiden und die ganze Welt gewinnen und doch alles, was Ewigkeitswert hat, verlieren.

Das Aufnehmen des Kreuzes bringt den Verlust des Lebens nach den Grundsätzen dieser Welt mit sich, aber es ist die Eingangstür in das Leben, das wirkliches Leben ist – jenes „ewige Leben“, das die Frucht des Todes und der Auferstehung ist. Hier findet sich in der Tat ein himmlisches Leben, wenn auch dieser Ausdruck in unserem Abschnitt nicht vorkommt.

F. B. Hole

Einordnung: Ermunterung + Ermahnung, Jahrgang 2010, Heft 5, Seite 139

Bibelstellen: Mt 16, 13-28