Jesus – der Mann der Schmerzen

(Schluss von Seite 180)

Verschiedene Gesichtspunkte

Die Leiden der Gläubigen für den Namen Christi werden auch die „Leiden des Christus“ genannt (2. Kor 1,5; Phil 3,10; 1. Pet 4,13). Es sind selbstverständlich nicht die sühnenden Leiden, an denen niemand Anteil haben kann. Aber es sind Leiden, die wir um Seines Namens willen erdulden, und die uns praktisch aufs Engste mit Ihm verbinden. Er ist darin unser Vorbild: „Denn auch Christus hat für euch gelitten, euch ein Beispiel hinterlassend, damit ihr seinen Fußstapfen nachfolgt; der keine Sünde tat, noch wurde Trug in seinem Mund gefunden, der, gescholten, nicht wiederschalt, leidend, nicht drohte, sondern sich dem übergab, der gerecht richtet“ (1. Pet 2,21-23).

Außerdem finden wir im Neuen Testament Leiden um des Reiches Gottes willen. Wenn der Herr Jesus in Herrlichkeit erscheint, wird Er auf der Erde das Reich Gottes aufrichten, und die Seinen werden mit Ihm herrschen. Wenn wir jetzt in den Schwierigkeiten des Glaubenslebens in der Nachfolge des Herrn ausharren, „werden wir auch mitherrschen“ (2. Tim 2,12). Daher „befestigten“ Paulus und Barnabas auf ihrer ersten Missionsreise die Seelen der Jünger in Kleinasien „und ermahnten sie, im Glauben zu verharren“ mit dem Hinweis, „dass wir durch viele Trübsale in das Reich Gottes eingehen müssen“ (Apg 14,22). Den Thessalonichern schreibt Paulus: „… dass ihr für würdig erachtet werdet des Reiches Gottes, um dessentwillen ihr auch leidet“ (2. Thes 1,5).

Ein anderer Aspekt des Leidens für Christus ist das Leiden um des Evangeliums willen, das ja Christus zum Mittelpunkt hat. In 2. Timotheus 1,10-12 spricht Paulus vom Evangelium, zu dem er vom verherrlichten Herrn als Herold, Apostel und Lehrer der Nationen bestellt worden war und um dessentwillen Er litt. Aber er schämte sich nicht, denn er wusste, wem er geglaubt hatte – eine große Ermunterung auch für uns. Deshalb fordert Paulus Timotheus auf: „So schäme dich nun nicht des Zeugnisses unseres Herrn noch meiner, seines Gefangenen, sondern leide Trübsal mit dem Evangelium, nach der Kraft Gottes“ (2. Tim 1,8; 2,9). Wenn er sich in Epheser 6,19.20 als „Gesandter in Ketten“ für das „Geheimnis des Evangeliums“ bezeichnet, dann sehen wir in diesem Ausdruck einen ganz besonderen Gesichtspunkt des Evangeliums, nämlich die herrliche Stellung Christi zur Rechten Gottes als Haupt des Leibes, der Versammlung.

Wie unser Herr in Seinem Erdenleben, so leidet auch der neue Mensch angesichts der Sünde und deren Folgen. Ob es sich nun um die Sünde selbst oder um ihre Folgen wie Krankheit und Tod handelt: Wir werden ein tieferes Empfinden dafür haben, wenn wir in „Neuheit des Lebens“ und in praktischer Gemeinschaft mit unserem Herrn leben, der sehr darunter gelitten hat. Wenn der gerechte Lot von dem ausschweifenden Wandel der Frevler gequält wurde und Tag für Tag seine gerechte Seele mit ihren gesetzlosen Werken quälte, die er sah und hörte, wie viel mehr sollten wir einen Abscheu vor aller Art des Bösen haben und uns davon fernhalten (2. Pet 2,7.8; 1. Thes 5,22). „Die Liebe freut sich nicht über die Ungerechtigkeit, sondern sie freut sich mit der Wahrheit“ (1. Kor 13,6). Wenn uns bewusst wird, dass die ganze Schöpfung unter der Sünde seufzt und in Geburtswehen liegt, werden auch wir, die wir die Erstlinge des Geistes haben, in der Erwartung der Sohnschaft, der Erlösung unseres Leibes, seufzen (Röm 8,22.23; 2. Kor 5,2.4).

Alle diese verschiedenen Arten von Leiden können unter der Überschrift „als Christ“ zusammengefasst werden (1. Pet 4,16). Dieser Leiden sollen wir uns nicht schämen, sondern Gott darin verherrlichen, indem wir sie in demselben Geist erdulden, wie unser großes Vorbild, der Herr Jesus, es getan hat.

Nur eine Art von Leiden sollten wir nicht kennen: für Böses tun zu leiden (1. Pet 3,17; 4,15)! Es ist zu Herzen gehend, wie Petrus das begründet. Er sagt: „Denn es hat ja Christus einmal für Sünden gelitten, der Gerechte für die Ungerechten, damit er uns zu Gott führe“ (Kap. 3,18). Ja, unser Herr hat für Böses gelitten! Aber es war nicht Sein eigenes, sondern das derjenigen, die an Ihn glauben. Wenn wir immer vor Augen haben, wie Er unter dem Gericht Gottes unschuldig und unter unsäglichen Qualen dafür gelitten hat, dann kann es bei uns, die wir an Ihn glauben, nicht dahin kommen, dass wir Böses tun und dafür leiden!

Ermunterung

Denen, die für Christus leiden, werden zwei besondere Ermunterungen gegeben. Die eine ist der Trost, den Gott uns gegenwärtig in diesen Leiden schenken will. Die andere ist die Aussicht auf die herrliche Zukunft.

Die bekannten „Trost-Verse“ in 2. Korinther 1,3-7 werden oft auf andere Arten des Leidens, wie Krankheit und Tod angewandt. Doch ist es bemerkenswert, wie wenig der Heilige Geist in den Schriften des Neuen Testaments auf diese Fragen eingeht, die uns oft so stark beschäftigen und bedrücken. In diesen Versen geht es nicht um solche Anlässe zur Betrübnis, sondern um „die Leiden des Christus gegen uns“ (2. Kor 1,5). Es sind die Leiden im Dienst für den Herrn und um Seines Namens willen. Paulus preist hier den „Vater der Erbarmungen und Gott allen Trostes“ für den wunderbaren Trost, den er in allen diesen Bedrängnissen von Ihm empfangen hatte. Er und seine Mitarbeiter lernten Gott in diesen Schwierigkeiten von einer anderen Seite kennen. Er gab ihnen nicht nur die Kraft und das Ausharren, sondern spendete ihnen Seinen göttlichen und väterlichen Trost, damit sie wiederum in der Lage sein könnten, andere zu trösten.

Die andere Ermunterung finden wir an verschiedenen Stellen des Neuen Testaments. Es ist der Blick auf die zukünftige Herrlichkeit. Jetzt heißt es mit Christus leiden, um dann mit Ihm verherrlicht zu werden (Röm 8,17). Der darauf folgende Vers 18 lautet: „Denn ich halte dafür, dass die Leiden der Jetztzeit nicht wert sind, verglichen zu werden mit der zukünftigen Herrlichkeit, die an uns offenbart werden soll.“ Die zukünftige Herrlichkeit, unser Leib der Herrlichkeit (gleichförmig dem Leib der Herrlichkeit Christi, Phil 3,21), das Anschauen der Herrlichkeit Christi und unsere Einführung in die Herrlichkeit des Vaterhauses sind so überwältigende Tatsachen, dass die gegenwärtigen Leiden für unseren geliebten Herrn nicht einmal wert sind, damit verglichen zu werden (vgl. 2. Kor 4,17)!

Petrus, der in seinem ersten Brief so viel von den Leiden Christi, aber auch von unseren Leiden für Ihn spricht, ermuntert die Gläubigen aus den Juden in der Zerstreuung auf ähnliche Weise: „Insoweit ihr der Leiden des Christus teilhaftig seid, freut euch, damit ihr auch in der Offenbarung seiner Herrlichkeit mit Frohlocken euch freut“ (1. Pet 4,13). Auch er hatte sich mit den ersten Gläubigen in Jerusalem darüber gefreut, dass sie gewürdigt waren, für den Namen Christi Schmach zu leiden. Jetzt stellt er das Gleiche den Gläubigen vor, an die er schreibt. Aber auch er weist auf die zukünftige Herrlichkeit und die damit verbundene Freude hin.

Wenn wir für den Herrn Jesus leiden, so ist das eine Bestätigung für die Wahrheit Seiner eigenen Worte: „Erinnert euch an das Wort, das ich euch gesagt habe: Ein Knecht ist nicht größer als sein Herr. Wenn sie mich verfolgt haben, werden sie auch euch verfolgen; wenn sie mein Wort gehalten haben, werden sie auch das eure halten. Aber dies alles werden sie euch tun um meines Namens willen, weil sie den nicht kennen, der mich gesandt hat“ (Joh 15,20.21). In den Nachrichten-Medien unserer Tage wird fast regelmäßig berichtet, dass die meisten Menschen, die aus religiösen Gründen in der ganzen Welt verfolgt und getötet werden, Christen sind. Ob sie wirklich Erlöste sind, weiß der Herr allein, aber es genügt schon, dass man sich nur zu Christus bekennt, und die Wahrheit dieser Worte des Herrn wird sich erweisen!

Lasst uns dankbar sein, dass wir in Freiheit zusammenkommen und auch das Evangelium verbreiten können. Aber wenn wir dafür leiden sollten, lasst uns daran denken, dass es ein Vorrecht ist, nicht nur an den Herrn Jesus zu glauben, sondern auch für Ihn zu leiden.

A. Remmers

Einordnung: Ermunterung + Ermahnung, Jahrgang 2010, Heft 7, Seite 210

Stichwörter: Ermunterung, Schmerzen