Der König in Seiner Schönheit

Psalm 45

Dieses Lehrgedicht wird den Söhnen Korahs zugeschrieben. Es ist ein „Lied von dem Geliebten“. Als Geliebter Jerusalems und Israels, die beide durch die Königin, Seine irdische Braut, dargestellt werden, ist Er viel mehr noch als Salomo (der ebenfalls Jedidjah genannt wird) der Geliebte des Herrn (2. Sam 12,25). Der König ist Christus, der geliebte Sohn Gottes (Mt 3,17; 2. Pet 1,17; Jer 12,7).

In diesem lehrreichen Psalm spricht der Psalmdichter zum Überrest von seinem König, dem „Helden“, der ihn für immer befreien wird, denn Sein Reich „wird nicht vergehen“ (Dan 7,13.14.27).

Die vorhergehenden Psalmen stellten die Not Israels dar; dieser drückt ohne Übergang das Lob aus, das auf die Befreiung folgen wird. „Denn ebenso wie der Blitz ausfährt vom Osten …, so wird die Ankunft des Sohnes des Menschen sein“ (Mt 24,27).

Nur durch den Glauben schaut der Überrest den König in Seiner Schönheit. Aber von da an machen die Leiden der Jetztzeit in seinem Herzen der Vorausschau auf die Segnungen des Reiches Platz.

Ein gutes Wort … über den König (V. 1-3)

„Brannte nicht unser Herz in uns, als er auf dem Weg
zu uns redete?“, sagten die beiden Jünger, die das Zeugnis der Schriften über den Herrn gehört hatten (Lk 24,32).

Diese beiden Jünger zeigen uns, was ein wallendes Herz ist. Sie hatten ein brennendes Verlangen, ihren Gefährten zu erzählen, was der Herr ihnen gesagt und wie Er sich ihnen zu erkennen gegeben hatte. Der Psalmdichter hier spricht von derselben unvergleichlichen Person.

Seine Herrlichkeit ist wie die „eines Eingeborenen vom Vater“ (Joh 1,14); Seine „Worte der Gnade“ setzen Seine Zuhörer in Erstaunen (Lk 4,22).

Zunge und Herz des Psalmdichters sind mit nichts anderem beschäftigt als dem Lob des Königs und der Bewunderung Seiner moralischen Herrlichkeit. Die Holdseligkeit, die ausgegossen ist über Seine Lippen, so hat jemand gesagt, kennzeichnet die Person und den Dienst Christi in den Tagen Seines Fleisches (also Seines Erdenlebens, vgl. Heb 5,7), während die Aussage „darum hat Gott dich gesegnet in Ewigkeit“ an Seine gegenwärtige Herrlichkeit als Hoherpriester im Himmel denken lässt.

Die Aufrichtung Seiner Herrschaft (V. 4-6)

Hier geht es um die Regierung Christi auf der Erde im Tausendjährigen Reich, die von den gläubigen Juden erwartet wird. Dann wird die bewohnte Erde dem Messias (Heb 2,8.9) unterworfen sein – nach den Gerichten, die die ungläubigen Menschen und Babylon, die falsche Kirche treffen werden und ebenso die abgefallenen Juden und alle Feinde Christi und Seines Volkes.

Die Hoffnung des Christen ist ganz anders, denn er ist nicht von der Welt, wie Jesus nicht von der Welt ist (Joh 17,14). Durch den Glauben sieht er schon jetzt Jesus nach Seinen Leiden und Seinem Tod im Himmel „mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt“ und erwartet Seine Wiederkehr, während er „dem lebendigen und wahren Gott“ dient (1. Thes 1,9).

Bevor der gläubige Überrest durch die große Drangsal geht, wird die Versammlung vom Herrn entrückt und „bewahrt vor der Stunde der Versuchung, die über den ganzen Erdkreis kommen wird“ (Off 3,10).

Die Herrlichkeiten des Königs (V. 7-9)

Der Heilige Geist zeigt uns Christus auf dem Thron Davids (Jes 9,6; Lk 1,32) und nennt Ihn „Gott“. In Seiner Herrlichkeit wie in Seiner Erniedrigung ist Christus „über allem, Gott, gepriesen in Ewigkeit“ (Röm 9,5). Von Ewigkeit zu Ewigkeit ist Er Gott (Ps 90,2). Seine Herrschaft unter den Menschen ist gerecht und in der Furcht Gottes.

Was für ein Gegensatz zu der Art, wie der Mensch die Autorität ausgeübt hat, mit der Gott ihn ausgestattet hatte, damit er Gerechtigkeit üben sollte! Er hat nämlich von dieser Autorität Gebrauch gemacht, um den Heiligen und Gerechten zum Tod am Kreuz zu verurteilen. Damals erfüllte sich das Prophetenwort: „Das Recht ist zurückgedrängt, und die Gerechtigkeit steht von fern; denn die Wahrheit ist gestrauchelt auf dem Markt, und die Geradheit findet keinen Einlass“ (Jes 59,14).

Gott hat folglich das Zepter Christus übergeben, denn Er hat Gerechtigkeit geliebt und Gottlosigkeit gehasst. Er ist gesalbt „mehr als seine Genossen“. Diese Salbung ist das Zeichen einer verliehenen Würde, wie sie Königen bei der Thronbesteigung erteilt wird (vgl. Ps 2,2-6). Ihm allein kommt sie zu; aber in Seiner Gnade gefällt es Ihm, andere an Seiner Herrlichkeit teilhaben zu lassen wie die Apostel, die auf 12 Thronen sitzen und die 12 Stämme Israels richten werden. Und wir haben die Verheißung, dass, wenn wir ausharren, wir auch mitherrschen werden (2. Tim 2,12). Aber Er behält immer die Vorrangstellung, die Gott Ihm gegeben hat und die die Seinen Ihm gern zuerkennen.

Im Übrigen zeichnet Ihn auch Seine Kleidung aus: Sie stellt die Wesenszüge dar, unter denen Er hier auf der Erde Gott verherrlicht hat. Und sie erinnert daran, dass Er nach Seinen Leiden (Myrrhe) und Seinem Tod (Aloe) in Seine Herrlichkeit eingegangen ist (Kassia). Und so wird Er auch den Seinen erscheinen.

Die Königin, die Nationen,
die Freude in der Gegenwart des Königs (V. 10-16)

Die Königstöchter stellen die Nationen dar, die kommen werden, um dem „seligen und alleinigen Machthaber, dem König der Könige und Herrn der Herren“ zu huldigen (1. Tim 6,15).

Das wiederhergestellte Israel nimmt unter dem Bild der Königin einen bevorzugten Platz an der Rechten des Königs ein, geschmückt mit der Herrlichkeit, die Er ihr gegeben hat. Israel, der irdischen Braut, entspricht die Versammlung, die himmlische Braut Christi, die Er „geliebt und für die Er sich hingegeben hat“ (Eph 5,25-31). Wir müssen aber im Auge behalten, dass die Versammlung nie Gegenstand der Prophetie ist, wenn auch gewisse Gestalten des Alten Testaments sie uns erahnen lassen.

Jetzt wendet Gott sich an die irdische Braut und nennt sie meine „Tochter“. Er fordert sie auf, die Worte der Gnade des Geliebten zu hören und Seine Schönheit zu sehen. Wird nicht auf diese Weise die Braut ihre Herkunft aus dem Alten Bund vergessen können, um völlig ihrem Geliebten anzugehören? Dann wird der Herr Seine Wonne an Israel finden, das die Liebe seines Herrn erkennen und Ihn in Wahrheit anbeten wird.

Die Tochter Tyrus stellt die Nationen dar, die die Oberherrschaft des „Zions des Heiligen Israels“ anerkennen und dorthin ihre Reichtümer bringen werden (Jes 60,10-14).

Aber jetzt erscheint die Königin mit dem Wesenszug einer „Tochter des Königs“. Sie ist aus „seiner Verwandtschaft“ (1. Mo 24,4-7), und wir können hinzufügen, dass der König der Gnade nach „nah verwandt“ mit ihr ist
(Rt 2,20). Ihre fürstliche Kleidung unterscheidet sie von ihren Gefährtinnen, den bekehrten Nationen, wenn sie in die Gegenwart des Königs geführt werden und mit Freude und Wonne in Seinen Palast eintreten werden.

Neue Segnungen – Das ewige Lob (V. 17.18)

Was ist nun mit den Vätern, die einst die Herrlichkeit
Israels darstellten? (Röm 9,4). Diese wird durch eine neue Herrlichkeit ersetzt: Sie hat Söhne. Der Neue Bund wird in ihre Herzen eingeschrieben (Jer 31,31-33); so werden sie „zum Haupt“ werden (5. Mo 28,1.13), zu „Fürsten im ganzen Land“.

Von da an wird der Name Christi der Gegenstand des Lobes aller Völker sein – zur Ehre Gottes, des Vaters.

J.-P. Fuzier

Einordnung: Ermunterung + Ermahnung, Jahrgang 2012, Heft 3, Seite 65

Bibelstellen: Ps 45